19. März 2024

Corona-Update für Kuba (11): Neue Maßnahmen seit Montag in Kraft

Rund vier Monate nach dem ersten Lockerungs-Fahrplan hat Kuba inzwischen seine Corona-Maßnahmen aktualisiert. Am Donnerstag kündigte Präsident Miguel Díaz-Canel in einer Sondersendung zusammen mit Premierminister Manuel Marrero die geänderten Pläne an. Es gehe jetzt darum „eine neue Normalität des Zusammenlebens mit der Krankheit zu finden, ohne große Risiken einzugehen“, so Díaz-Canel. Dabei steht eine größere Eigenverantwortung der Bürger im Mittelpunkt. Gewisse Grundregeln wie das Abstandhalten und der Mund-Nasenschutz müssten zur Selbstverständlichkeit werden, gleichzeitig will man die vereinfachten neuen Regeln konsequenter überprüfen und damit ihre langfristige Machbarkeit sicherstellen. Der Kampf gegen Covid-19 wurde auch auf Kuba vom Sprint zum Marathon.

Covid-19 Fälle auf Kuba vom 11. März bis einschließlich 12. Oktober: Akkumuliert (beige), aktive Fälle (rot) und tägliche Neuinfektionen (blau), (Quelle: Covid19-Dashboard Cuba)
  • Bis zum 12. Oktober wurden auf Kuba insgesamt 6017 Personen positiv auf das neuartige Coronavirus getestet (+17 zum Vortag, darunter 10 in Havanna und 6 in Pinar del Río), 123 Personen sind an den Folgen des Virus gestorben. 3275 Personen befinden sich zur Gesundheitsüberwachung in medizinischen Einrichtungen, 5602 gelten als genesen. Die Anzahl der aktiven Fälle liegt damit bei 290 (siehe Grafik oben). Am stärksten betroffen ist die Hauptstadt Havanna mit rund 60 Prozent aller bisher diagnostizierten Erkrankungen (3368 Fälle), gefolgt von Ciego de Ávila (682 Fälle) und Artemisa (375 Fälle). Innerhalb Havannas wurden im Stadtteil Arroyo Naranjo mit 348 Fällen die meisten Infizierten gemeldet, gefolgt von Centro Habana (306 Fälle) und La Lisa (306 Fälle).
  • Die Anzahl der durchgeführten PCR-Tests beträgt rund 6600 pro Tag. Die Anzahl der Fälle pro 100.000 Einwohner ist rückläufig und lag in den vergangenen 15 Tagen bei 4,2. Inzwischen konnten die erneuten Ausbrüche in Havanna und Ciego de Ávila unter Kontrolle gebracht werden, die Fallzahlen stabilisierten sich zuletzt auf niedrigem Niveau. Landesweit müssen aktuell lediglich zwei Personen wegen Corona intensivmedizinisch behandelt werden.
Premierminister Manuel Marrero hat am Donnerstag die neue neue Corona-Strategie für Kuba erklärt (Quelle: Cubadebate)

Unterwegs in Richtung „Neue Normalität“: Was sich ändert, was gleich bleibt

Premierminister Manuel Marrero erklärte in der „Mesa Redonda“ die grundlegenden Konzepte und 190 Maßnahmen, mit denen das Zusammenleben mit dem Virus ohne allzu große Risiken möglich sein soll. Dabei stütze man sich auf die in den vergangenen Monaten gesammelten Erfahrungen sowie den Stand der Forschung, welcher sich seit den ursprünglichen Maßnahmen im März deutlich weiterentwickelt hat. Ziel ist es, das vollständige Erlahmen der wirtschaftlichen Aktivität zu vermeiden und bei neuen Ausbrüchen frühzeitig und asymetrisch reagieren zu können. Die Maßnahmen im Detail:

Indikatoren für den Übergang von einer Lockerungsphase in die nächste (Quelle: Cubadebate)
  • Wie im bisherigen Lockerungsfahrplan auch, gibt es nach der „autochtonen Übertragung“ (also der unkontrollierten Verbreitung des Virus) und der „Übertragung in der Gemeinde“ (ohne Verbindungen zum Rest des Landes) drei Phasen, auf welche jetzt die „Neue Normalität“ folgt. Wesentlicher Indikator für den Übergang von einer Phase in die andere ist jetzt die Infektionsrate pro 100.000 Einwohner in den letzten 15 Tagen. Liegt diese unter 20, greift „Phase I“ im Schema, bei unter 15 greift „Phase II“, und nach Phase III folgt schließlich ab weniger als 5 die „Neue Normalität“. Für Havanna gelten die selben Indikatoren, die jedoch aufgrund des insgesamt größeren Infektionsgeschehens jeweils um die Zahl 5 grobmaschiger eingestellt sind. Als weiteres Kriterium gilt die Anzahl der durchgeführten PCR-Tests in Relation zur Bevölkerung (siehe Grafik).
  • Nach dem Schema befinden sich derzeit (Stand: 12. Oktober) alle Provinzen in der Neuen Normalität mit Ausnahme von:
    • Ciego de Ávila und Sancti Spíritus, die aufgrund aktueller Ausbrüche in der Phase der „Autochtonen Übertragung“ (Lockdown) sind. Havanna befindet sich in Phase III.
  • Die Phasen im Detail:
    • Phase I: Teilweise Öffnung von einigen Aktivitäten und Dienstleistungen (u.a. ÖPNV und Taxis) unter genauer Beobachtung und Beibehaltung von Restriktionen
    • Phase II: Weitere Öffnung unter strikter Beibehaltung aller Hygieneregeln
    • Phase III: Weitgehende Normalisierung von Aktivitäten und Dienstleistungen, vor allem jene mit geringem Infektionsrisiko sollen wieder vollständig zurückkehren
    • Neue Normalität: Neuer Lebensstil, in welchem basale Grundregeln wie Abstandhalten und Mund-Nasenschutz durch die Bevölkerung internalisiert sind. Der Mundschutz muss, anders als in den vorangegangenen Phasen, nur noch in geschlossenen Räumen getragen werden. Öffnung für internationalen Tourismus
  • Was in allen Phasen gilt: Abstandhalten, Mund-Nasenschutz, Handhygiene sowie ein striktes Verbot, bei Symptomen den Arbeitsplatz oder die Schule aufzusuchen. Besuche in Krankenhäusern sind jetzt ebenfalls tabu. Die Öffnung von Bars, Nachtklubs und Feiern bleibt anders als im früheren Lockerungs-Fahrplan jetzt auch in der „Neuen Normalität“ untersagt.
  • Ende des Krisenmodus: die täglichen Sondersitzungen des Ministerrats zur Corona-Lage sollen nur noch zweimal pro Woche (Dienstags und Freitags) tagen, ebenso das bisher tägliche Briefing des Chefepidemiologen Dr. Durán, welches ab sofort nur noch Freitags stattfindet. Die bisher seit März ständig aktivierten Verteidigungsräte der Provinzen werden ab der „Neuen Normalität“ ihre Arbeit einstellen.
  • Öffnung des Tourismus: 13 der 16 Provinzen, welche sich in der „Neuen Normalität“ befinden, haben seit Montag ihre Flughäfen wieder geöffnet und dürfen theoretisch Touristen empfangen. Die konkrete Machbarkeit von Reisen hängt jedoch von der Verfügbarkeit von Hotelpaketen ab, da Touristen zunächst nur in staatlichen Hotels übernachten können. Nach der Öffnung der Cayos wird als erstes die Halbinsel Varadero ab Donnerstag wieder internationale Reisende empfangen. Wann die anderen Provinzen mit eigenen Angeboten nachziehen werden, ist noch nicht bekannt. Alle ankommenden Reisenden (egal ob kubanische Staatsbürger oder Touristen) müssen sich jetzt zudem einem kostenlosen PCR-Test unterziehen. Dieser ersetzt die bisher obligatorische zweiwöchtige Quarantäne.
    Update (17.10): Wie Tourismusminister Juan Carlos García Granda bekannt gab, laufen derzeit Verhandlungen mit verschiedenen Fluggesellschaften, um Individualreisen in alle Provinzen in der „Neuen Normalität“ zu ermöglichen. Übernachtungen bei privaten Zimmervermietern (Casas Particulares) sind dort wieder möglich. Auch Kubaner dürfen in den derzeit 13 Provinzen in dieser Phase frei reisen und nächtigen.
  • Transport: ÖPNV sowie der Verkehr zwischen den Gemeinden (sowohl staatlich als auch privat) soll in der „Neuen Normalität“ vollständig hochgefahren werden, wobei Maßnahmen zur Vermeidung von Personenansammlungen und zur Ordnung der Schlangen bei den Wartelisten getroffen werden. Der Zugang zu den Warteräumen von Flughäfen und Busterminals soll nur noch mit Ticket möglich sein.
  • Neue Regeln für Quarantäne und Fallverfolgung: bisher befanden sich in Kuba über 3000 Personen zur Gesundheitsüberwachung in medizinischen Einrichtungen bzw. eigens eingerichteten Quarantänequartieren. In Zukunft sollen sich Verdachtsfälle unter Betreuung des jeweiligen Familienarztes eigenverantwortlich in häusliche Quarantäne begeben. Ausnahmen gelten für Personen ohne adäquate häusliche Bedingungen sowie jene, bei denen eine Missachtung der Quarantäne (beispielsweise aufgrund früherer Verstöße) angenommen werden kann. Die Fallverfolgung soll zielgerichteter und genauer werden und sich stärker auf Personen mit Symptomen konzentrieren.
  • Im Ausland gestrandete Kubaner: können falls der Ablauf Ihres Aufenthaltstitels nach 24 Monaten droht jetzt bei den kubanischen Konsulaten eine einjährige Verlängerung erwirken.
  • Ausbau der Laborkapazitäten: in Zukunft sollen alle Provinzen über mindestens ein eigenes mikrobiologisches Labor zur Durchführung von PCR-Tests verfügen. Damit sollen regelmäßig stichprobenartige Tests auch in der „Neuen Normalität“ durchgeführt werden, um neue Ausbrüche zeitnah zu entdecken.

Neuerungen in Havanna

Zusätzlich zu den bereits seit Anfang Oktober in Kraft getretenen Lockerungen gelten für Havanna aktuell folgende Änderungen:

  • Transport erst ab Ende des Monats: Bis mindestens zur „Neuen Normalität“ soll es keine regulären Flugverbindungen von und nach Havanna geben. Auch Bus- und Zugverbindungen in andere Provinzen werden nicht bedient. Kubaner, die im Rahmen des letzten Lockdowns in der Hauptstadt gestrandet sind werden jedoch seit dem 9. Oktober mit Sonderzügen in ihre Heimatprovinzen gebracht, entsprechende Sondergenehmigungen zum Verlassen der Stadt sind auch für Fahrzeugbesitzer möglich. Ab dem 19. Oktober wird es wieder Busverbindungen in andere Provinzen geben, ab dem 24. Oktober sollen die Zugverbindungen wieder alle vier Tage starten. Auch Inlandsflüge und die Fährverbindung zur Insel der Jugend werden den Betrieb wieder aufnehmen.
  • Sonderregelung für Mund-Nasenschutz: in Havanna wird das Tragen des Mundschutzes auch in der „Neuen Normalität“ im öffentlichen Raum weiterhin Pflicht sein, anders als in den übrigen Landesteilen, wo dieser nur noch für geschlossene Räume und Menschenansammlungen vorgesehen ist.
  • Neues Schuljahr: wie bereits angekündigt, wird das nächste Schuljahr am 2. November starten. Die Unis werden zunächst das aktuelle Semester beenden und ab Februar das nächste beginnen.
  • Keine Partys: wie der Verteidigungsrat der Stadt (CDP) bekräftigte, werden auch bei einer Öffnung des Tourismus sämtliche Bars, Diskotheken und Kabaretts geschlossen bleiben. Die Kapazität von Schwimmbädern und Stränden soll auf 30 Prozent beschränkt sein. Der Anfang September verschärfte Bußgeldkatalog bleibt weiterhin in Kraft.
Teilen:

10 Gedanken zu “Corona-Update für Kuba (11): Neue Maßnahmen seit Montag in Kraft

  1. Ich denke die Maßnahmen sind sehr gut durchdacht und werden zu einem Erfolg führen. In Europa zeigt sich, dass das größte Problem die Versammlungen von Menschen sind. Kommt dann noch Alkohol ins Spiel gerät alles außer Kontrolle.
    Der Alkoholkonsum sollte in Gaststätten begrenzt werden. Alkoholkonsum zu Hause stellt kein Risiko dar, da die Personen nur in kleinen Gruppen gemeinsam verbringen.
    Ansonsten super durchdacht alles!

  2. Fast alles gut durchdacht , ich bin seit 2 Jahren verheiratet mit einer Kubanerin und möchte zu meiner Familie . Leider darf ich nicht zu meiner Familie , weil nur Touristen mit Buchung von Hotels nach Kuba dürfen . Ich würde sehr gerne in dieser schwierigen Zeit bei meiner Familie sein . Für mich unverständlich , da ich auch hier in Deutschland mit Corona zu kämpfen habe .

      1. Das tut mir sehr leid, dass kann ich leider nicht verstehen. Ich dachte es gibt bei verheirateten Personen eine Ausnahme. Ich denke da sollten die Verantwortlichen einmal darüber nachdenken. Falls es diesbezüglich Verantwortliche gibt?

  3. mir gehts genauso habe keine residenz und komme nicht nach kuba, meine frau kann nicht ausreisen. das ist alles ein grosser mist. setzt mal die die toteszahlen mit den mit covid gestorben ins verhälnis, cuba deutschland international. alles quatsch!! in cuba versterben am tag im schnitt 360 personen das sind accumuliert ca.105.000 seit 1.januar 2020 davon 123 mit corona. das ist eine der seltensten todesursachen auf dem planeten und sicher keine. pandemie.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert