19. April 2024

„Kubas ökonomische Maßnahmen“ – Interview mit Dr. Tobias Kriehle

Gerade wurde ich auf ein höchst interessantes Interview auf Amerika21 aufmerksam gemacht, in dem Dr. Tobias Kriehle, der schon seit einigen Jahren auf Kuba lebt und dort im Fach Philosophie promoviert hat zu den aktuellen Entwicklungen Stellung bezieht. Von ihm stammt im Übrigen auch der sehr empfehlenswerte Film „Zucker und Salz.

Eine Schlüsselstelle des Interviews habe ich mir erlaubt direkt zu zitieren:

Was wir im Moment in Kuba sehen können, ist der Versuch, eine nachhaltige Bewirtschaftung zu erreichen und dabei die Voraussetzungen zu schaffen, den Sozialismus als Zielstellung des Wirtschaftens im Blick zu behalten. Man darf nie aus den Augen verlieren, dass Kuba vor konkreten Problemen steht, die praktisch gelöst werden müssen. Das ist nicht so sehr eine Frage der theoretischen Diskussion, der Frage um die Reinheit der marxistischen Lehre oder um die Purheit des Sozialismus. Die entscheidende Frage ist doch, wie kann Kuba es erreichen, dieses Jahr zu überleben, das nächste Jahr und die kommenden, um dann in 20 Jahren viel stärker zu sein als heute.

Der Aktualisierungsprozess in Kuba zeichnet sich ja durch seine Planwirtschaftlichkeit aus. Der Prozess ist auf fünf Jahre angelegt, um die wesentlichen Elemente umzusetzen. Es soll nichts übers Knie gebrochen, sondern ein Fundament für die kommenden Generationen geschaffen werden. Wenn in fünf Jahren die neue Generation von derjenigen, die die Revolution einst gemacht hat, endgültig die Verantwortung übernimmt, dann soll das unter optimalen Bedingungen geschehen. Die derzeitige Aktualisierung könnte historisch auch so verstanden werden, dass die Generation, die die Revolution gemacht hat, eine saubere Rechnung für die Nachkommenden hinterlassen will. Der Vorwurf der Unterrepräsentanz jüngerer Menschen in der kubanischen Regierung zeugt von einer Unkenntnis dieser Situation. Wenn die jungen Leute an die Macht kommen, sollen sie eine reelle Chance haben und nicht von Beginn an mit dem Rücken zur Wand stehen.

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