28. März 2024

Kuba modernisiert seine Kfz-Kennzeichen

Ab dem 27. Mai werden in Kuba neue Nummernschilder für Kraftfahrzeuge ausgegeben, welche die bisher gebräuchlichen Kennzeichen schrittweise ersetzen werden. Die rechtlichen Grundlagen hierfür wurden in einem Gesetzesblatt vom 24. April veröffentlicht und vor kurzem in den kubanischen Medien näher erläutert. Kuba nimmt damit erstmals seit 2002 wieder Änderungen am bestehenden System der Kennzeichen vor, die jedoch dieses einer grundlegenden Erneuerung gleichkommen. Doch zunächst lohnt sich ein kurzer Blick auf die Geschichte und Funktion des charakterischen kubanischen Kennzeichensystems.

Amerikanische Traditionen im Sozialismus

Das erste Automobil wurde im Jahr 1898 nach Kuba eingeführt, zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren sie jedoch noch wenig verbreitet und meist im Besitz der Elite. Obwohl zunächst europäische Modelle dominierten, eröffnete Ford bereits 1916 ein inselweites Vertriebsnetz. In Folge des wirtschaftlichen Aufschwungs („Zuckerboom“ 1920) und der engen Verflechtung mit den USA erhöhte sich die Anzahl amerikanischer Marken rasch, diese dominierten noch lange nach dem Sieg der Revolution das Straßenbild. Im Jahr 1941 betrug die Anzahl der zugelassenen Fahrzeuge in Kuba etwa 30.000, im Jahr 1952 waren es bereits 77.000. Im Jahr 1957 wurde sogar ein neues Chevrolet-Modell in Havanna vorgestellt, zwei Jahre später fuhren auf der Insel bereits 200.000 Autos. Der politisch-ökonomische Einfluss der Vereinigten Staaten brachte für Kuba auch das amerikanische System der Typisierung mit sich, die klassischen Nummernschilder mit Maßen von etwa 300x160mm sind in Kuba deswegen die Regel.

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Kubanische Kennzeichen vor der Revolution. (Quelle: License Plates of the World)

Nach der Revolution verhinderte das US-Embargo die Einfuhr weiterer amerikanischer Fahrzeuge, weshalb seitdem vor allem russische Marken wie der bis heute omnipräsente Lada importiert wurden. In jüngster Zeit sieht man zunehmend europäische Kleinwagen sowie chinesische Modelle auf den Straßen. Heute wird die Zahl der verbliebenen amerikanischen Oldtimer auf 40.000 bis 60.000 geschätzt, während der Gesamtbestand aller Fahrzeuge ca. 400.000 beträgt. Das Kennzeichensystem wurde nach der Revolution zunächst kaum verändert, allerdings hat man den vorher stetig wechselnden Farben eine Bedeutung zugewiesen und eine eindeutige farbliche Trennung von Privatfahrzeugen (gelb) und staatlichen Fahrzeugen (blau) geschaffen. Daneben gab es eine Reihe von Sonderkennzeichen in verschiedenen Farben, beispielsweise für Diplomaten und Militärfahrzeuge.

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(Noch) aktuelle kubanische Kennzeichen, eingeführt 2002 (Quelle: Ebd.).

Im Jahr 2002 wurde das Kennzeichensystem weiter differenziert, an dem seit den 1950er Jahren bestehenden Design der Schilder änderte sich kaum etwas. In diesem System steht der erste Buchstabe des Kennzeichens für die Provinz in der das Fahrzeug registriert ist, der zweite gibt genauere Auskunft über den Halter (z.B. A für Regierungsfahrzeuge, D-H für Privatfahrzeuge, K für Fahrzeuge ausländischer Halter, etc.). Hierbei wird ebenfalls nach staatlich (blaues Kennzeichen) und privat (gelbes Kennzeichen) differenziert und es gibt weiterhin eine Reihe von Sonderfarben, z.B. Hellgrün für die Streitkräfte, Dunkelgrün für das Innenministerium, schwarz für Diplomaten, dunkelrot für Touristen. Die Erhaltung dieses Schilderwaldes, der insgesamt aus elf verschiedenfarbigen Typen besteht, kostet den kubanischen Staat jedes Jahr eine nicht unbeträchtliche Summe: Für Adressänderungen, Verluste und Neuausstellung von Nummernschildern werden pro Jahr etwa 200.000€ fällig.

Internationale Standards und Einheitlichkeit

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Neue Kennzeichen ab dem 27. Mai (Quelle: Cubadebate).

Mit den jetzt neu eingeführten Kennzeichen soll nun grundlegend aufgeräumt werden. Der bürokratische Aufwand des derzeitigen Systems muss immens sein, da die Kennzeichen allesamt Sonderanfertigungen der deutschen Firma UTSCH sind, die eine Mindestabnahmemenge von 5.000 Stück pro Farbe verlangt – was vom kubanischen Staat einen enormen finanziellen und verwaltungstechnischen Kraftakt verlangt, um auch von den selten benötigten Kennzeichen (z.B. für Diplomaten) in jeder Provinz genügend Vorräte auf Lager zu haben.  Auch die Ummeldung von Fahrzeugen auf eine neue Provinz war bisher mit großem bürokratischem Aufwand verbunden, da das jedes Mal ein neues Kennzeichen erforderlich machte. Juventud Rebelde vergleicht diesen Aufwand mit der Neuausstellung eines verlorenen Personalausweises.

Mit den neuen Kennzeichen setzt Kuba nun als eines der ersten Länder Lateinamerikas auf das gebräuchliche europäische System, mit Maßen von 420x120mm für Autos bzw. 200x140mm für Motorräder. Die Schilder werden zudem im aus Deutschland bekannten Verfahren standardisiert gepresst und mit einer Laserimprägnierung versehen, um Fälschungen vorzubeugen. Wie bei uns, kommt die in den 1970er Jahren entwickelte FE-Schrift zum Einsatz – damit sehen die kubanischen Kennzeichen den deutschen ähnlicher, als die so manches EU-Landes. Während die staatlichen Fahrzeuge in Zukunft einen blauen Rand an der linken Seite erhalten, bleibt dieser bei den Privatfahrzeugen einfach weiß.
Offizielle Fahrzeuge werden auch in Zukunft den Buchstaben A am Beginn ihres Kennzeichens stehen haben, die Buchstaben C, D und E sind für Diplomaten reserviert. T steht weiterhin für „Tourist“ und K bleibt für ausländische Unternehmer reserviert, F und M stehen für Armee bzw. Innenministerium. Die restlichen Buchstaben haben keine spezifische Bedeutung, wobei an Privatpersonen bevorzugt der Buchstabe P vergeben werden wird. Ausländische Journalisten werden eine Plakette mit dem Text „PEXT“ (Prensa Extranjera, span.: ausländische Presse) auf Kennzeichen finden, Diplomaten das Wort „PROTOCOLO“. Die Buchstaben I, O, Q, W, S und Z finden aus Gründen der Verwechslung keine Verwendung.

Durch den Wegfall der Provinzangabe sowie durch die Digitalisierung des gesamten Systems, soll der bürokratische und finanzielle Aufwand verringert werden, zudem entstehen durch die Angleichung an internationale Standards geringere Produktionskosten. Bei der Ummeldung eines Fahrzeugs muss künftig kein neues Kennzeichen mehr ausgestellt werden, dadurch wird dieser Prozess für den Halter künftig kostenlos. Zudem sind die neuen Schilder besser an die Halterungen der meisten Fahrzeuge angepasst und leichter lesbar. Nicht zuletzt wird die Überprüfung von Fahrzeugen durch die eindeutige Zuordnung des Kennzeichens zur Person erleichtert. Die Umstellung soll innerhalb von drei Jahren erfolgen: Bis Januar 2015 sollen alle Privatfahrzeuge die neuen Kennzeichen tragen, bis Dezember 2015 alle staatlichen Einheiten mit blauem Kennzeichen, und bis Mai 2016 die restlichen Fahrzeuge.

In den kubanischen Medien wurde der Prozess letztens genau erklärt, wobei viele Fragen der Bevölkerung zum Prozedere aufgegriffen wurden. Insgesamt werden 41 Zentren im Land die Umstellung leisten, nebenbei wurden viele Formalia für die An- und Ummeldung von Fahrzeugen erleichtert, was den kubanischen Autobesitzern entgegenkommen dürfte. Der Preis für die Umrüstung beträgt 30 Peso (1,20€) für Privatpersonen und 40 Peso (1,60€) für Unternehmen. Mit dem neuen System der Kennzeichen hat sich Kuba damit nicht nur eines kostspieligen Anachronismus entledigt, sondern gleichzeitig ein System geschaffen, welches modernsten internationalen Standards genügt (man beachte: Die Kennzeichen ähneln nicht nur zufällig den unsrigen sondern stehen diesen technisch in nichts nach). So wird nun ab Ende Mai Schritt für Schritt ein Überbleibsel des amerikanischen Erbes über Bord geworfen, welches das kubanische Straßenbild über mehr als ein halbes Jahrhundert hinweg geprägt hat.

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0 Gedanken zu “Kuba modernisiert seine Kfz-Kennzeichen

  1. Internationaler Standard? Wer ausser Deutschland hat noch so hässliche Bleche und vor allem die Schrift? Und dafür gibt Kuba seine, schönen ,bunten Kennzeichen im US Format auf ? Diese neuen Schilder sind ja ausserdem viel zu breit. Die passen doch gar nicht auf die kubanischen US Cars. Und was soll der blaue Streifen? Will Kuba etwa in die EU ? Deutsche Behörden kann man wohl wirklich für nichts auf der Welt als Vorbild nehmen.

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