28. März 2024

Keine Bank für deutsches Startup in Havanna – wie das US-Embargo Kuba noch immer ausbremst

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Eigentlich sollten die Bedingungen für Geschäfte mit Kuba langsam besser werden, dachte sich Oliver Doehring, als er nach gut sechsmonatiger Vorbereitungszeit am 1. Juli dieses Jahres zusammen mit Kollegen sein Startup „oldcarshavana.com“ auf den Weg brachte. Über die Webseite lassen sich Rundfahrten mit alten US-Schlitten auf Kuba buchen. Schnell und unkompliziert, mit fairen Preisen und großer Auswahl, verspricht Doehring. Bereits nach wenigen Wochen ging die Anzahl der Buchungen durch die Decke. Noch immer steht das Geschäft jedoch vor großen Hindernissen, die nicht zuletzt auf die Wirtschaftsblockade gegen die Insel zurückzuführen sind.

Startup-Boom in Havanna

Aktuell vermitteln Doehring und seine Crew über 40 Fahrzeuge in Havanna und Varadero. Vom 48’er Buick bis hin zum ausgefallenen Cadillac Meteor von 1952 bleiben dabei kaum Wünsche offen. „Bei den Fahrzeugen hat die Medaille die berühmten 2 Seiten: Einerseits ist es grandios wie sich diese alten amerikanischen Schlitten in Kuba gehalten haben, auf der anderen Seite sind fehlende Ersatzteile und mangelndes Arbeitsgerät natürlich immer noch ein Problem. Viele Fahrzeuge bewegen sich auf Kuba nur, weil es (ähnlich wie im damaligen Osten) die Menschen gelernt haben Mängel mit viel Zeit und ‚Tüftel-Kunst‘ zu beheben“, sagt Doehring gegenüber „Cubaheute“.

Online lassen sich dabei verschiedene Touren buchen. Von der zweistündigen Stadtrundfahrt für 60 CUC bis hin zur 10-Stunden „Havana-Varadero-Tour“ ist alles dabei. Doehring bereist die Insel bereits seit über 10 Jahren, zusammen mit seinem kubanischen Freund Alejandro hat er das Startup gegründet. „Die Idee zu „oldcarshavana.com“ hat Alejandro an uns herangetragen. Zum einen ist er stolzer Besitzer eines BUICK von 1948, zum anderen ist er tatsächlich eine dieser Persönlichkeiten die (wie wir Deutschen sagen) den ‚Hintern dreht‘ um Geld zu verdienen“, berichtet Doehring. Mittlerweile haben die beiden mehrere Fahrer und einen deutschen Kfz-Mechaniker unter Vertrag, der den Zustand der Autos überprüft.

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Mehr als 40 verschiedene Autos lassen sich von Doehrings Website aus buchen (Quelle: oldcarshavana.com)

Das Geschäft läuft gut. Zwischen 20 und 30 Touren werden jeden Monat gefahren, die meisten Kunden kommen aus Kanada, Europa und den USA. Trotz Reiseeinschränkungen für US-Bürger „Der US-amerikanische Tourismus ist im vollen Gange und wächst nahezu täglich“, meint Doehring. Doch das über 50 Jahre alte Wirtschaftsembargo macht dem jungen Startup bis heute schwer zu schaffen. Die größten Schwierigkeiten bereite ihnen dabei nicht die kubanische Seite, sondern deutsche Banken.

Keine Überweisungen von Deutschland nach Kuba

Eines der größten Hindernisse: Überweisungen von Deutschland aus nach Kuba sind derzeit nicht über deutsche Banken zu realisieren. „Hier ist es leider so, dass die letzten deutschen Banken jede Geschäftsmöglichkeit in Richtung Kuba im Februar diesen Jahres eingestellt haben. Begründet wurde das telefonisch mit dem bestehenden Bankenembargo der USA“, erklärt Doehring. Er ist dabei bei weitem nicht allein,viele deutsche Mittelständler klagen bereits seit Jahren über ähnliche Probleme bei Investitionen auf Kuba. Trotz des Besuchs von Bundeswirtschaftsminister Gabriel Ende 2015 habe sich an der Situation nichts geändert. Das angekündigte deutsche Wirtschaftsbüro existiert bis heute nicht, stattdessen hat sich sogar die einzige im Kuba-Geschäft verbliebene deutsche Bank mittlerweile zurückgezogen.

Doehring und sein Team, das von Geschäftswegen auf stabile Bankverbindungen mit der Insel angewiesen ist, wollten das natürlich nicht auf sich sitzen lassen. Ohne Bankverbindung, können die Kunden keine Vorauszahlungen leisten, was auch für das Startup zu mehr Aufwand führt – zweimal im Jahr müssen die Einnahmen aus Kuba „ausgeflogen“ werden. Doch auch ein Anruf beim Bundeswirtschaftsministerium führte nicht zum Erfolg. Im Gegenteil, „dort wusste man noch gar nichts davon, dass deutsche Banken die Geschäftsmöglichkeit in Richtung Kuba eingestellt hat“, berichtet Doehring gegenüber „Cubaheute“.

Immerhin hat sich nun ein Mitglied der künftigen deutschen Wirtschaftsdelegation der Sache angenommen, die Beantwortung einer Anfrage beim zuständigen Staatssekretär steht noch aus. Nach letzten Informationen der deutschen Botschaft arbeiten von deutscher Seite lediglich die DZ Bank sowie die hessische Landesbank überhaupt noch mit Kuba zusammen, daran werde sich auch nichts ändern, so lange die USA kein klares Statement ausgeben, das mit Blick auf Kuba Rechtssicherheit für die Banken schafft.

In den vergangenen Jahren kam es immer wieder zu Sanktionen gegen Banken, die mit Kuba Geschäfte machen. Zuletzt wurden die französische BNP Paribas sowie die deutsche Commerzbank wegen Geschäften mit Iran und Kuba zu Strafzahlungen in Milliardenhöhe verdonnert. Trotz der Wiederannäherung zwischen Kuba und den USA sowie den ersten Lockerungen der Blockade (so sind nun Zahlungen in US-Dollar offizieller wieder erlaubt), halten sich die praktischen Auswirkungen in engen Grenzen, viele Banken fürchten sich noch immer vor hohen Strafzahlungen. „Leider ist es so, dass, sollte sich die Einstellung unserer Banken nicht ändern, deutsche Unternehmen beim wirtschaftlichen Aufbau Kubas nur eine höchst untergeordnete Rolle spielen können“, urteilt Doehring.

Da „oldcarshavana“ nicht länger auf die deutschen Banken warten kann, versucht das Team derzeit seine Transaktionen auf eine spanische Bank auszulagern. Für den Journalisten Doehring, der seit 1992 selbstständig ist, ist dieser Umweg dabei alles andere als optimal: „Fakt ist, Kuba öffnet sich Stück für Stück und immer mehr. Dieser Prozess ist im vollen Gange und wir sind gerade dabei die Entwicklung im Bereich ‚internationale Wirtschaftsbeziehung mit Kuba‘ zu verschlafen. Da werden Chinesen und Amerikaner erheblich schneller sein.“

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5 Gedanken zu “Keine Bank für deutsches Startup in Havanna – wie das US-Embargo Kuba noch immer ausbremst

  1. Hola, Ich bin Schweizer Treuhänder und mit einer Kubanerin, verheiratet. Die Schweizer Banken, führen alle Banktransaktionen, mit Kuba aus. (in Euro) Die Möglichkeit besteht, dass eine Gesellschaft, (AG Mantel) erworben wird. Die Gesellschaft kann mehrere Bankkonten eröffnen. Mit E-Banking wird der gesamte Geld Transfer, gesteuert. Der Vorteil ist, dass die Steuern für juristische Personen, sehr tief sind. Die Schweiz, geniesst weltweit einen erstklassigen Namen. Sie können die Webseite und E-Mail, alles in der Schweiz, installieren. Auch das Marketing, läuft gut wenn man mit dem Namen der Schweiz, arbeitet. Ich kann Ihnen gerne einen Aktiengesellschafts-Mantel, offerieren. Besten Dank. Cuno R. Achermann. cuno.achermann@gmail.com

  2. Für einzelne Banken ist eine direkte Geschäftsverbindung mit einer kubanischen Bank zu aufwendig. Aus diesem Grund nimmt dies die Landesbank Hessen-Thüringen, 60297 Frankfurt am Main, für ALLE in- und ausl. Banken welche eine Geschäftsverbindung mit ihr führen, war. Diese kubanische Bank ist die BANCO POPULAR DE AHORRO LA HABANA. Die Transfers laufen reibungslos und der Empfänger in Kuba erhält seine Zahlungen in der Regel zwischen 1 und 2 Tagen. Schneller gehts nicht!

    Was Herr Doehring hier behauptet entspricht keinesfalls den Tatsachen.

  3. Ich war im Mai mit einer Schweizer Touristengruppe auf Kuba und die Schweizer waren sehr überrascht, dass finanzielle Transaktionen mit Schweizer Banken nich möglich waren. Die Schweizer berichteten auch, dass ihre Banken Überweisungen nach Kuba einfach ablehnten. Fazit: auch die neutrale Schweiz folgt den US Embargo,,es gibt da leider keine Ausnahme.

    1. Hi Petra, es stimmt nicht was Sie hier als Information, berichten. Ich bin seit 4 Jahren mit einer Kubanerin, verheiratet. Ich lebe in der Schweiz, meine Frau ist noch auf Kuba. Ich sende jeden Monat, von einer lokalen Schweizer Bank, Geld nach Kuba. (E-Banking) Es ist kaum zu glauben, ein Tag später ist das Geld auf dem Konto, von meiner Frau. Besser kann es nicht funktionieren. (Allerdings muss man in der Währung, Euro, überweisen)

  4. Eine Überweisung von Deutschland nach Kuba ist kein Problem, es gibt einige Banken z.B. LBBW, Deutsche Bank etc. die einen Geldtransfer an private Personen in wenigen Tagen ausführen.
    Allerdings kann ich mir vorstellen, daß der umgekehrte Weg Geld von Kuba nach Deutschland zu transferieren sehr schwierig ist. Daher auch die Bemerkung, daß das Geld „ausgeflogen“ wird. Vermutlich gibt es keine Niederlassung von ausländischen Banken in Cuba und vermutlich ist ein privater Transfer von ausländischen Devisen (Dollar, EUR) aus Cuba aus volkswirtschaftlichen Gründen nicht erwünscht.

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