29. März 2024

Unkonventionelle Ideen zur Steigerung der Lebensmittelproduktion auf Kuba

Straußen auf einer Farm in Südafrika (Quelle: Commons)

Im Kontext der angespannten wirtschaftlichen Situation werden derzeit auch unkonventionelle Vorschläge zur Steigerung der Nahrungsmittelproduktion auf Kuba diskutiert. Dabei sorgte insbesondere ein Vorschlag für Aufsehen, mit der Zucht von Straußen, Krokodilen und Nagetieren die Proteinversorgung in kurzer Zeit zu verbessern.

Nach den mehrfachen Verschärfungen der US-Wirtschaftsblockade durch die Trump-Administration sowie den zurückgehenden Öllieferungen aus Venezuela, hat Kuba derzeit mit Engpässen bei der Versorgung von Lebensmitteln und anderen Produkten des täglichen Bedarfs zu kämpfen. In Folge der ausbleibenden Deviseneinnahmen kämpft das Land derzeit mit einer massiven Einschränkung der Importe, was sich auch in der heimischen Lebensmittelindustrie bemerkbar macht.

Dies hat in den vergangenen Wochen zu einer Verknappung verschiedener Produkte wie Speiseöl, Mehl, Eier und Fleisch geführt. Eine Rückkehr in die Zeiten der Sonderperiode, welche nach dem Wegfall des sozialistischen Lagers Anfang der 1990er Jahre zu einer mehrjährigen Versorgungskrise führte, gelte es „Setzung klarer Prioritäten“ zu verhindern, erklärte Präsident Miguel Díaz-Canel auf der jüngsten Sitzung des Parlaments, auf der die Abgeordneten über den aktuellen Status der Wirtschaft diskutierten.

In Bezug auf die Landwirtschaft plant Kuba, in den kommenden Jahren 30 Pfund an Lebensmitteln pro Person zu produzieren, was fast einer Verdopplung der bisher erreichten 17,3 Pfund entspräche. Vor allem die Ernährung des Viehbestands bereitet der Insel Probleme. Jedes Jahr muss das Land rund 60 Prozent der benötigten Lebensmittel importieren, ein guter Teil der Importe entfällt dabei auf Kraftfutter für Schweine, Rinder und Hühner.

Um diesem Problem zu begegnen, sollen künftig auch andere Fleischsorten den Speiseplan der Kubaner ergänzen. Wie der „Comandante der Revolution“ Guillermo García vorschlug, könnte die Straußen- und Krokodilszucht für Kuba eine Option sein. „Ein Strauß legt 60 Eier, von denen man rund 40 Küken erhält. Diese 40 Küken liefern binnen eines Jahres rund eine Tonne Fleisch – während eine Kuh nur ein Kalb in die Welt setzt, welches nach einem Jahr noch nicht herangewachsen ist“, erklärte der 91-jährige Leiter der staatlichen Firma „Flora y Fauna“ in der abendlichen Fernsehsendung „Mesa Redonda“.

Die Firma ist bereits seit mehreren Jahren mit der Zucht von Straußen, Krokodilen und Nagetieren auf Kuba befasst und unterhält mehrere Farmen. Die auf Kuba heimische Baumratte („Jutía“) wurde schon früher in Zeiten mangelnder Fleischversorgung verspeist und bietet laut García ein Fleisch mit „hohem Proteingehalt“. Vögel und Nagetiere haben den Vorteil deutlich geringerer Brut- und Mastzeiten als Säugetiere, weshalb sich bei einer Verfolgung des Programms relativ kurzfristig Erfolge einstellen dürften.

Die Vorschläge, welche manche an Fidel Castros gescheiterte Experimente zur Züchtung neuer tropischer Rinderrassen erinnert, haben auf Kuba für viel Spott in den sozialen Netzwerken gesorgt. Dabei scheinen sie bei näherer Betrachtung alles andere als unsinnig. Tatsächlich ist die Straußenzucht insbesondere in Südafrika ein profitables Geschäft. Das Fleisch verfügt über einen höheren Proteingehalt als Hühner- und Rindfleisch, gilt als überaus schmackhaft und ist mit Blick auf die benötigten Futtermenge effizient zu produzieren.

Wie die Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) in einem Bericht zu dem Thema hervorhebt, habe die Straußenzucht „unglücklicherweise noch nicht die notwendige Aufmerksamkeit durch die Wissenschaft bekommen.“ Der Vogel Strauß könne aufgrund seiner CO2-effizienten Aufzucht sogar zum „Fleisch der Zukunft“ werden, so die FAO. Es wäre nicht das erste Mal, dass man in Kuba aus der Not eine Tugend macht.

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3 Gedanken zu “Unkonventionelle Ideen zur Steigerung der Lebensmittelproduktion auf Kuba

  1. Unkonventionelle Ideen für die Fleischproduktion: Warum nicht ? Aber eine viel bessere „unkonventionelle Idee“ wäre es, das Übel an der Wurzel zu packen!
    Denn welcher Bauer oder Arbeiter schafft gerne für staatliche Hungerlöhne, um irgendeinen Plan zu erfüllen?
    Würde die Regierung z. B. allen Landwirten die Freiheit geben, ihre Produkte in Eigenregie zu erzeugen und selbstständig zu arbeiten, wäre schon sehr viel getan.
    Das würde aber bedeuten, die kommunistische und sozialistische Idee zu verwässern und über den Schatten der geltenden Ideologie zu springen. Es hieße, eine neue, moderne „Revolution“ zu beginnen, Erfolg und Applaus wären jedenfalls sicher.
    Wünschen wir dem neuen Regierungschef Diaz Canel Kraft und Einsicht, damit endlich anzufangen. Die Zeit drängt.

  2. Tierzucht, egal welche Spezies, ist die ineffizienteste Form der Proteinversorgung. Viel sinnvoller wäre die (organische, biologische) Pflanzenproduktion in kleine bis mittleren Strukturen, ergänzt durch Fischerei. Strausse, Krokodile und Ratten zu züchten, fällt in die Kategorie „Schnapsidee“.

  3. Die Jutias wurden im Osten des Landes schon zum großen Teil während der „periodo especial“ verspeist. Dort gibt es nicht mehr alszu viele davon. Strauße, warum nicht? Krokodile sind nicht nur gefährlich, sondern auch lecker – sind aber höchstens eine Luxusergänzung. Realistischer wäre allerdings die Kaninchenzucht, verstärkte Schafs- und Ziegenzucht, ist auch ökologischer.

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