28. März 2024

Reisebeitrag: Kuba und der Glanz der Vergangenheit

Havannas Capitolio (Quelle: Pixabay)

Nostalgie gepaart mit Lebensfreude, das ist es, was die vielen Besucher in Kuba zu spüren bekommen. Die Insel hat eine bewegte Geschichte mit sich, von der Entdeckung durch Christopher Kolumbus, der spanischen Kolonialherrschaft bis zum Kampf um die Unabhängigkeit. Spuren dieser Historie sind bis heute vorhanden, sodass Urlauber es leicht haben, in der Vergangenheit zu versinken. Hier folgt ein Blick zurück in glorreiche und weniger glorreiche Zeiten, die allesamt den Grundstein für das moderne Kuba legten.

„Die schönste Insel, die Menschenaugen jemals erblickten“

Kolumbus vertraute seinem Bordbuch am 27. Oktober 1492 eine bewegende Nachricht an: Er habe „die schönste Insel, die Menschenaugen jemals erblickten“ entdeckt. Eigentlich befand sich der große Seefahrer auf der Suche nach einem Seeweg, der ihn nach Indien führen sollte – stattdessen entdeckte er nicht nur Amerika, sondern auch noch ganz andere reizvolle Kleinode. Kuba befindet sich direkt am Tor zum Golf von Mexiko und ist das größte Eiland der Antillen. Der US-Staat Florida liegt nur 90 Meilen von hier entfernt und doch scheint er sich in einer anderen Welt zu befinden. Die anderen Nachbarn heißen Jamaika, Bahamas und Haiti und wecken wohl in den meisten Menschen selige Urlaubsträume.

Doch Kuba war nicht nur einfach nur schön, sondern es besaß auch eine hervorragende strategische Lage. Aus diesem Grund erhielt die Insel bald schon den vielsagenden Beinamen „Schlüssel zur neuen Welt“: Die Spanier erhofften sich, von hier aus Amerika erobern und halten zu können. Allerdings war dieses Fleckchen Erde mitten in der Karibik bereits besiedelt, von ungefähr 200.000 Ureinwohnern, die Kolumbus irrtümlicherweise „Indios“ nannte. Ihre 2000 Jahre alten Höhlen sind noch heute zu besichtigen, sie liegen mitten in einem Naturpark.

Diego Velázquez begann zu Anfang des 16. Jahrhunderts, die Insel für die spanische Krone zu erobern und leitete damit für Kuba die Kolonialzeit ein. Zeugnis davon gibt beispielsweise die Festung El Morro, die hoch über der Küstenstadt Santiago de Cuba thront. Von hier oben aus ergibt sich ein beeindruckendes Panorama, das nicht nur das Karibische Meer mit einschließt, sondern auch die Gebirgszüge der Sierra Maestra und die teilweise altehrwürdigen Dächer der Stadt. Eine gute Position auch, um den Überblick zu wahren, herannahende Schiffe schon von Weiten zu orten und in Freund und Feind einzuteilen: Das wussten damals schon die Spanier und richteten sich entsprechend ein.

In kolonialen Zeiten stellte Santiago die größte Hafenstadt der Insel dar, es herrschte ein reges Kommen und Gehen, der Handel blühte. Wer heute von hier aus in Richtung Osten, nach Baracoa, fährt, der wird sich an Kaffeeplantagen kaum sattsehen können. Schon damals, als die Spanier auf Kuba herrschten, stand die braune Bohne hoch im Kurs. Der Anbau findet bereits seit Hunderten von Jahren statt, und der Ruf des kubanischen Kaffees lässt bis heute international kaum zu Wünschen übrig.

Havanna als Schatzkiste der Geschichte

Die berühmte Habano, in Langform auch Havanna-Zigarre genannt, wird bis heute als eine Art kubanisches Wahrzeichen gesehen. Sie muss aus heimischem Tabak gefertigt sein, sonst gilt sie als Fälschung. Der Name leitet sich von der Hauptstadt Havanna ab, die eigentlich „Villa de San Cristóbal de la Habana“ heißt. Ein Spaziergang durch diese Stadt ist immer auch eine Zeitreise in die Vergangenheit. So erlebte Havanna in den 1930’er Jahren einen regelrechten Bauboom, der den Inselstaat vor allem für Touristen interessant machte. Einer der Gründe: Zahlreiche Luxus-Resorts und Casinos wurden errichtet. Zur damaligen Zeit konnten die unterschiedlichen Etablissements vor allem durch ein exklusives Entertainment, Prunk und einer großen Auswahl an Spielen punkten. Heutzutage reicht das alles nicht mehr wirklich aus, denn moderne Casinos sind mit Dutzenden von Spieltischen und Spielautomaten bestückt, von den Online Casinos mit ihrer gigantischen Auswahl an Casinospielen ganz zu schweigen. Diese haben längst den internationalen Spielbank-Markt aufgemischt, auch wenn dies auf Cuba noch nicht angekommen ist. Dort träumt man nach wie vor von der alten Zeit und schwelgt in Erinnerungen.

Und das Schwelgen in alten Zeiten ist in Havanna wirklich leicht. Die Altstadt zählt seit 1982 zum UNESCO-Weltkulturerbe und ist eine der ältesten spanischen Kolonialsiedlungen der Welt. Hier dominiert die opulente Formensprache des Barocks und des Neoklassizismus‘, aber auch der zarte Art-déco-Stil lässt sich zwischendurch blicken. Insgesamt zählen Fachleute in der Habana Vieja mehr als 900 Gebäude mit hohem historischem Wert. Die vier prunkvollen Plätze dienten damals verschiedenen Zwecken: Einer von ihnen galt als Standort für Märkte, ein anderer bot den Zugang zur wichtigsten spanischen Werft, und noch ein weiterer wurde für Paraden genutzt. Noch heute sind sie durch Kopfsteinpflasterstraßen miteinander verknüpft und werden für verschiedenen Großveranstaltungen sorgsam herausgeputzt.

Der Plaza Vieja in der Altstadt (Quelle: Pixabay)

Der ehemalige Gouverneurspalast sticht unter all der architektonischen Pracht hervor und auch die Befestigungsanlage La Cabaña dient als begehrtes Fotomotiv. Das angrenzende Castillo de los Tres Reyes del Morro, das im 18. Jahrhundert als wehrhaftes Fort errichtet wurde, beinhaltet den weltweit bekannten Leuchtturm, der so oft in Reisekatalogen und Kuba-Dokus zu sehen ist. Er steht direkt an der Hafeneinfahrt von Havanna und diente damals als eifriger Helfer, damit Schiffe auch bei Nacht und Nebel das sichere Land erreichten.

Kaffee, Tabak und Zuckerrohr: die wirtschaftlichen Pfeiler

Kaffee und Tabak als wichtige Wirtschaftsfaktoren zugleich: Diesen beiden Genussmitteln gebührt die Ehre, Kuba nicht nur in kolonialen Zeiten viel eingebracht zu haben, sondern auch heute noch zum grundlegenden Wohlstand beizutragen. Den ganz großen Aufschwung brachte allerdings in der Geschichte allerdings erst die Zuckerrohrproduktion in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts. Zucker war auf dem damaligen Weltmarkt heiß begehrt, er öffnete gewaltigen finanzielle Schleusen in Richtung Kuba. In den prachtvollen städtischen Bauten ist der historische Reichtum bis heute sichtbar und brachte bereits so manchen modernen Urlauber zum Staunen.

Kubas Nationalheld José Martí (Quelle: Pixabay)

Martí und Maceo: die Helden der kubanischen Revolution

Die Criollos – auf Kuba Geborene mit spanischen Wurzeln, die der Herrschaftsschicht angehörten – verlangten zur zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts politische und wirtschaftliche Reformen. Die spanische Regierung gab sich in dieser Hinsicht wenig flexibel, alle Diplomatie half nichts. Ab 1868 begannen die „Kubaner“ für ihre Unabhängigkeit zu kämpfen und es dauerte 10 Jahre, bis die Spanier die Lage wieder in den Griff bekamen. Als einheimischer Held tat sich in dieser schweren Zeit Antonio Maceo hervor, ein Halbafrikaner, der sich zwei weitere Jahre einfach nicht ergeben wollte. Heute erinnern verschiedene Denkmäler an ihn, eines davon steht am Platz der Revolution in Santiago und ein anderes in Havanna an der steinernen Ufermauer.

Die ethnisch durchmischte Bevölkerung hatte die Rebellion zusammengeschweißt und es kam zu einer weiteren Erhebung im Jahr 1895, die schließlich einen Mann zum kubanischen Nationalhelden formte: José Martí. Sein pompöses Grabmal in Santiago spricht Bände, außerdem befinden sich Büsten des feinsinnigen Schriftstellers und unerbittlichen Unabhängigkeitskämpfers im spanischen Cádiz, im bulgarischen Sofia und im vietnamesischen Hanoi. Martís Ruhm machte also nicht vor den Wellen der Karibik halt, sondern er übertrug sich beinah in alle Winkel der Erde.

Kuba fiel am 17. Juli 1898 relativ überraschend an die USA, die spanische Flotte musste weichen. Es dauerte aber noch ganze vier Jahre, bis die Kubaner endlich ihre ersehnte Unabhängigkeit feiern konnten, dann war es endlich soweit: Estrada Palma trat als erster Präsident der Republik an, zwar immer noch ein Stück weit unter amerikanischer Knute, doch immerhin offiziell souverän.

Revolutionsromantik in der Finca Mañacas

Der wohl berühmteste Kubaner aller Zeiten kam im Jahr 1926 oder 1927 in der Finca Mañacas zur Welt, nahe des Dorfes Birán: Fidel Castro. Heute befindet sich an diesem geschichtsträchtigen Ort ein Freilichtmuseum, der dem bekannten Sohn der Insel gewidmet ist. Das hölzerne Gebäude ist heute noch mit alten Fotos der Familie Castro, Kinderkleidung und historischen Möbeln bestückt. Der Wohlstand dieser Menschen lässt sich hieran deutlich ablesen. Jeder, der auf den Pfaden des Revolutionärs wandeln möchte, findet auf der gesamten Insel zahlreiche Monumente und Erinnerungsstücke, sodass an dieser Stelle sicher kein Mangel besteht.

Der Blick von oben regt zum Nachdenken und Träumen

Wer lieber Abstand von diesen geschichtlichen Wirren nehmen möchte, den zieht es häufig in die Natur. Der Turquino Nationalpark beherbergt den höchsten Berg Kubas, er ragt immerhin 1974 Meter gen Himmel und nennt sich Pico Turquino. Ihn zu besteigen empfiehlt sich nur mit einem ortskundigen Führer und einer großen Portion Kondition. Der Ausblick vom Gipfel entschädigt jedoch alle Mühen: Von hier gerät das Meer ebenso ins Blickfeld wie die umliegenden Berge und die verstreut liegenden Berge. An guten Tagen soll die Sicht sogar bis nach Jamaika reichen. In dieser luftigen Höhe, hoch erhoben über alles, was die Seele beschwert, können sich kühne Bergsteiger ganz ihren Gedanken und Träumen hingeben. Vielleicht haben sie nun ein Stück weit die Seele Kubas berührt.

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