28. März 2024

Kuba steht still

Nichts geht mehr: seit Dienstag ist der interprovinzielle Transport auf Kuba eingestellt (Quelle: Cubadebate)

Gestern Abend ist auf Kuba der überregionale Verkehr weitgehend zum Erliegen gekommen. Wie Transportminister Eduardo Rodríguez erklärte, seien aufgrund neuer Maßnahmen zum Seuchenschutz alle Fernbusse, Züge und Inlandsflüge eingestellt worden. Auch Schulen und Universitäten sind inzwischen geschlossen. Die noch im Land verbliebenen Touristen befinden sich bis zu ihrer Rückholung in Quarantäne. 

Um die Ausbreitung des neuartigen Corona-Virus zu verlangsamen, ist auf Kuba nach dem Einreisestopp für Touristen auch der interprovinzielle Personentransport eingestellt worden. Präsident Díaz-Canel rief seine Landsleute dazu auf, möglichst zu Hause zu bleiben und die Wohnung ausschließlich für triftige Gründe zu verlassen. Die Anzahl der Covid-19 Infizierten hat sich am Mittwoch auf 57 erhöht, 1.479 Verdachtsfälle befinden sich in Isolation. Inzwischen können nur noch kubanische Staatsbürger nach Kuba einreisen. Sie dürfen dabei maximal einen Koffer sowie ein Handgepäckstück mitführen und müssen sich nach der Ankunft für zwei Wochen in eine Quarantäneeinrichtung begeben.

Die noch im Land befindlichen Touristen werden derzeit in Hotels umquartiert, wo sie für 14 Tage unter Quarantäne stehen. Sie sind dazu angehalten, die Anlagen nicht zu verlassen. Dies soll eine bessere Gesundheitsüberwachung ermöglichen und Kontakte reduzieren, erklärte Premierminister Manuel Marrero. Derweil wird die Mobilität auf der Insel heruntergefahren: Von der Transportsperre betroffen sind sämtliche interprovinziellen Bus-, Zug- und Flugverbindungen, dazu gehört auch die tägliche Passagierfähre zwischen der „Insel der Jugend“ und der Hauptinsel. „Alle Fahrgäste, welche bereits Tickets haben, bekommen den Kaufpreis erstattet“, kündigte der Transportminister an. Kubas Flughäfen bleiben bis auf weiteres geöffnet um den Rückflug der Touristen in den kommenden Tagen zu ermöglichen.

Nach der Schließung von Bars, Nachtklubs, Theatern und Kinos am Sonntag sind jetzt auch Schwimmbäder, Sportstätten, Bibliotheken, Museen und andere Kultureinrichtungen betroffen. Restaurants sollen auf Liefer- bzw. Abholdienste umstellen. Öffentliche und private Veranstaltungen wurden abgesagt. Die Maßnahmen sind zunächst bis zum 30. April in Kraft. Schulen und Universitäten sind bis einschließlich 19. April geschlossen, Kinderkrippen bleiben weiter geöffnet. Das staatliche Fernsehen kündigte eine Erweiterung des Angebots der Bildungskanäle an, um Schüler mit Aufgaben zu versorgen. Eltern sollen von den Lehrern für den Heimunterricht vorbereitet werden. Mitglieder von Massenorganisationen und Familienärzte sind angehalten, in der Nachbarschaft nach Personen mit Symptomen zu suchen um diese schnell zu isolieren und Infektionsketten nachzuverfolgen. 

ÖPNV und lokale Züge verkehren weiter, sollen jedoch zu Spitzenzeiten gemieden werden. Viele Angestellte befinden sich inzwischen im Home-Office. Sorgen bereitet den Behörden die Wasserversorgung in Havanna: derzeit sind offenbar rund 470.000 Personen in der Hauptstadt aufgrund niedriger Pegel in den Stauseen von der Wasserversorgung abgeschnitten. Probleme gibt es auch beim Lebensmittelhandel, wo die Abstandsregel von einem Meter nicht immer eingehalten wird. In den kommenden Tagen werden neue Richtlinien erarbeitet, um Warteschlangen zu ordnen. Andere Maßnahmen betreffen die Hygiene: So wird in Supermärkten und Stadtbussen Desinfektionsmittel für Kunden und Mitarbeiter ausgegeben. Ab 1. April soll an Tankstellen nur noch mit Girokarte bezahlt werden, meldete das Nachrichtenportal „Cubadebate“. Auch Baumaterialien können künftig nur noch mit Karte bezogen werden. Der Schritt war schon länger geplant, um den Schwarzmarkt auszutrocknen.

Kuba befinde sich derzeit in einem Kampf gegen das Virus, welches sich „mit exponentieller Geschwindigkeit“ verbreite, so Präsident Díaz-Canel. Dabei dürfe es „weder Panik noch Selbstüberschätzung geben“. Es obliege jetzt „der Verantwortung aller“ die neuen Maßnahmen umzusetzen, appellierte das Staatsoberhaupt.

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