Kubas staatlicher Telefonanbieter ETECSA hat für die zweite Junihälfte neue Tarifoptionen für das Mobilnetz auf LTE-Basis angekündigt. Seit der Inbetriebnahme im Dezember 2018 nutzen inzwischen 3,7 Millionen Kubaner das mobile Internet, davon allerdings erst rund eine Millionen den schnelleren Standard LTE. Das will die Firma nun ändern.
Kuba hat in den vergangenen Jahren massiv in den Ausbau seiner Netzinfrastruktur investiert. Bis Ende April zählte Kuba 6,2 Millionen Handynutzer. Der Umfang der 2019 erfolgten Investitionen sei „nur mit den Anfangsjahren der Firma vergleichbar“, erklärte der Vizeinvestitionschef von ETECSA, Luis Iglesias Reyes, am Freitag gegenüber dem Nachrichtenportal „Cubadebate“. Das 1994 gegründete Unternehmen hat im vergangenen Jahr 682 neue 3G-Funkmasten sowie 497 LTE Sender installiert. Nach einem mehrmonatigen öffentlichen Testlauf nahm das LTE-Netz auf Kuba im Oktober 2019 den regulären Betrieb auf. Die Auslastung des Netzes hat sich nach Angaben der Firma seither um 90 Prozent erhöht. „Vorher hatten wir 14 Mbit Datendurchsatz zu Spitzenzeiten, heute ist es doppelt so viel“, erklärte die ETECSA-Vizechefin für Datennetze, Lidia Hidalgo Rodríguez. Bei DSL-Heimanschlüssen habe die Nachfrage um 60 Prozent angezogen.
Inzwischen umfasst die Abdeckung des Mobildatennetzes knapp 86 Prozent der Bevölkerung. Um der gestiegenen Nachfrage gerecht zu werden, seien in letzter Zeit 200 Aktionen zur Netzoptimierung erfolgt, was in 58 Kommunen mit besonders hoher Auslastung zu Verbesserungen geführt habe. Derzeit experimentiert die Firma mit autonomem Sendemasten, die in entlegenen Gebieten ohne externe Stromversorgung auskommen sollen. Im Kontext von Covid-19 soll die Internetversorgung auf Kuba jetzt rasch ausgebaut werden. Neben E-Payment Apps wie „Transfermóvil“ und „EnZona“ lassen sich inzwischen auch diverse staatliche Bildungsplattformen kostenlos abrufen.
Nach den letzten Preissenkungen vom November 2019 kostet ein 2 GB LTE-Datenpaket jetzt 10 CUC (ca. 9 Euro). Im kommenden Monat will ETECSA neue Pakete anbieten, welche „eine breitere Nutzung des Mobilnetzes der vierten Generation“ ermöglichen sollen. Darüber hinaus stehen neue Angebote für Kombipakete aus Freiminuten, SMS und Mobildaten in den Startlöchern. Nähere Details über die Preise der neuen Pakete wurden noch nicht bekannt.
Der LTE-Standard gilt als technische Voraussetzung für viele Bereiche der Digitalisierung, darunter auch der von der Regierung gezielt vorangetriebene Onlinehandel. Mit dem Ausbau des Mobilfunknetzes will Kuba bei der Verbreitung des Internets schnell aufholen und könnte dabei das erst 2018 gestartete 3G-Netz demnächst aufs Abstellgleis schieben. Sieben Monate nach seiner Inbetriebnahme nutzen heute 27 Prozent der Mobildaten-Nutzer auf Kuba bereits den schnelleren Standard. Mit einer Geschwindigkeit von 28,3 Mbit verfügt Kuba laut dem Index der Firma „Speedtest“ heute nach Uruguay über das zweitschnellste LTE-Netz Lateinamerikas. In Deutschland – ungeachtet der höheren Gesamtverbreitung des mobilen Internets – lag der Anteil der Kunden mit aktiviertem LTE im Jahr 2017 noch bei 41 Prozent und hat sich erst 10 Jahre nach der Einführung des Produkts auf zuletzt 55 Prozent erhöht.
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