28. März 2024

Währungsreform auf Kuba (Teil 2/3): Was kostet wieviel? Die neuen Löhne und Preise im Detail

Auch die Preise in den Bodegas werden sich ab dem 1. Januar 2021 auf Kuba ändern (Quelle: eigene Aufnahme)

Im ersten Teil der Serie zur Währungsreform wurde die Frage geklärt, welche Aspekte der Prozess überhaupt beinhaltet. In Teil 2 geht es um die neuen Löhne und Preise im Detail. Die 110 Gesetze und Verordnungen der „Neuordnung“ umfassen von der Bodega-Ration bis zum Inlandsflug bereits sämtliche Preislisten und Lohnskalen, die zum Jahreswechsel Anwendung finden. Zeit für einen ersten Überblick: Was kostet was und wer verdient bald wieviel auf Kuba? Und wie hat die Bevölkerung auf das angekündigte Lohn-Preisgefüge reagiert?

Staatlicher Durchschnittslohn steigt auf über 100 Euro

Ab dem 1. Januar 2021 gilt auf Kuba ein landesweiter, branchen- und sektorenübergreifender Mindestlohn von 2100 Pesos (circa 72 €) pro Monat auf Basis der üblichen Wochenarbeitszeit von 44 Stunden. Die neuen Gehälter im Staatssektor spreizen sich um den Faktor 4,5 und reichen von 2100 bis 9510 Pesos (327 €). Der Medianlohn im Staatssektor steigt von derzeit 879 (30 €) auf 3838 Pesos (130 €). Die neue Lohnskala umfasst jetzt 32 Komplexitätsgruppen und wird die bisherigen, von Betrieb zu Betrieb unterschiedlichen Prämiensysteme vereinheitlichen.

→ Die Tabellen zu den jeweils besprochenen Preis- und Lohnbeispielen finden Sie am Ende des Artikels mitsamt der Quellenangabe. Die Umrechnungen in Euro sind auf Basis des USD-EUR Tageskurses vom 14./15. Dezember 2020 erfolgt.

Von der neuen Lohnskala sollen vor allem die unteren Einkommensgruppen profitieren, erklärte der Leiter der Reformkommission, Marino Murillo am Samstag in einer Sondersendung zu dem Thema: Während die Löhne der 3,1 Millionen Staatsangestellten durchschnittlich um den Faktor 4,9 ansteigen, falle der Anstieg in den niedrigsten Besoldungsgruppen I.-V. mit dem Faktor 5,3 bis 5,0 überproportional hoch aus.

Auch soll mit ihnen die „umgekehrte Lohnpyramide“ beseitigt werden, wonach steigende Verantwortung oft mit niedriger Vergütung einhergeht. Mit der neuen Lohnskala sollen mehr Anreize für Weiterqualifizierung geschaffen werden, was staatlichen Arbeitgebern helfen soll, Beschäftigte durch eine attraktivere Gehaltsentwicklung in Konkurrenz mit dem Privatsektor langfristig besser an sich zu binden. Gleichzeitig steigt aber auch die Erwartung an die Arbeitsleistung.

Wer verdient wieviel? 

Das Einstiegsgehalt einer Pflegekraft liegt jetzt bei 3110 Pesos (107 €) und steigt in vier Schritten auf bis zu 4610 Pesos (158 €) für die höchste Fortbildungsstufe. Der Lohn eines Grundschullehrers beträgt 4010 Pesos (138 €). Ein Hochschuldozent verdient mit 5060 Pesos (174 €) genau gleich viel wie ein Familienarzt im ersten Jahr. Ein Facharzt mit zwei Spezialisierungen verdient 5810 Pesos (200 €). Der Leiter einer Behörde oder ein Betriebsdirektor wird mindestens 7310 Pesos (252 €) erhalten. Ein Bürgermeister wird mit 7660 Pesos (263 €) und ein Gouverneur mit 8510 Pesos (293 €) entlohnt.

In der Industrie und anderen staatlichen Betrieben, die nicht zum haushaltsfinanzierten Sektor (Bildungswesen, Gesundheitssystem, öffentliche Dienste, etc.) gehören und in denen die Hälfte aller staatlichen Arbeiter auf Kuba beschäftigt sind, gelten grundsätzlich die selben Lohnskalen. Dort ist die Lohnentwicklung jedoch seit Beginn der 2014 gestarteten Dezentralisierung deutlich dynamischer als im haushaltsfinanzierten Sektor. Ziel der Maßnahmen ist es, die Löhne stärker an das Arbeitsergebnis zu koppeln indem den Betrieben mehr Autonomie in der Geschäftsführung gewährt wird. 2016 wurden in der Zuckerindustrie erstmals vierstellige Gehälter erreicht. Der Durchschnittslohn im staatlichen Baugewerbe zog von 971 Pesos (33 €) im Jahr 2017 bis Ende 2019 auf 1597 Pesos (55 €) an und war damit fast doppelt so hoch wie im haushaltsfinanzierten Sektor. Zuletzt wurde im Oktober die Deckelung der maximalen Prämienhöhe aufgehoben. Murillo kommentierte dazu: „In Zukunft werden Sie einen Unterschied merken, wenn Sie in einem Unternehmen arbeiten, das Gewinne macht, oder nicht“. Wie die Gehälter samt Prämien in den Staatsbetrieben ausfallen, wird sicher jedoch erst im Laufe der nächsten Monate zeigen, denn auch der staatliche Großhandel und Agrarsektor wird mit neuen Preisen arbeiten, die sich erst einpendeln müssen.

Rechenbeispiel für die Einkommenssteuer (Quelle: Cubadebate)

Erstmals kommen jetzt auf alle Löhne Sozialabgaben in Höhe von fünf Prozent, die der Finanzierung der öffentlichen Altersvorsorge dienen. Staatsangestellte mit einem Lohn ab 3260 Pesos (112 €) müssen ihre Gehälter mit 3 Prozent versteuern (bisher galt dies nur für Beschäftigte des Privatsektors). Mit der Gehaltsgruppe ab 9510 Pesos (327 €) gilt ein Einkommenssteuersatz von 5 Prozent. Personen, die ihr Einkommen im Ausland verdienen (z.B. Sportler und Künstler, ausgenommen sind Personen auf offiziellen Missionen), müssen dieses zusätzlich mit 4 Prozent versteuern.

Neue Rententabelle ab 1. Januar ’21 (Quelle: Cubadebate)

Die Mindestrente wurde von 280 auf 1528 Pesos (von circa 9,5 auf circa 52 €) erhöht. Ab einer Rente von 501 Pesos gilt: Bisherige Bezüge + 1528 Pesos (siehe Grafik). Jene 1528 Pesos sind exakt die Summe des Basis-Warenkorbs (span.: canasta básica), der vom Ministerium als Existenzminimum berechnet wurde. Darin sind neben den Produkten des Rationierungsheftchens „Libreta“ (die 282 Pesos kosten) weitere Posten wie zusätzliche Lebensmittel (für 517 Pesos), Kleidung, Nebenkosten, Transport und Hygieneprodukte enthalten (729 Pesos). 52 Prozent des Warenkorbs verteilen sich auf Nahrungsmittel. Nach den Berechnungen soll mit dem Betrag der canasta básica eine tägliche Kalorienzufuhr von 2100 kcal am Tag sichergestellt werden können.

Was kostet was? Die neuen Preise im Überblick

Den augenscheinlichsten Änderungen gibt es bei den Libreta-Produkten, welche in den staatlichen „Bodega“-Geschäften bisher nur mit symbolischen Preisen belegt waren. Sie werden ab dem „Tag Null“ (span.: Día Cero) der Währungsreform am 1. Januar zum unsubventionierten Selbstkostenpreis verkauft: So wird für ein Pfund (= Libra, umfasst in Kuba 460g) Reis statt 0,25 CUP (circa 0,009 Euro) dann 6 Pesos (20 Eurocent) verlangt. Ein Pfund Pflanzenöl wird statt 0,40 Pesos mit 12 Pesos zu Buche schlagen. Die monatliche Hühnerfleischration von 800 Gramm, die bisher 0,70 Pesos pro Pfund kostete, wird jetzt für 20 Pesos pro Pfund verkauft. Ein Pfund schwarze Bohnen kosten 14 statt 1,30 Pesos. Der Eierpreis wird von 0,15 Pesos auf 2,20 Pesos angehoben. Ein Brötchen (80g) kostet 1 Peso statt 5 Centavos. Die bisherigen Preise bei Sonderzuteilungen für Schwangere und Kleinkinder sowie speziellen medizinischen Diäten (in der Regel Rindfleisch und Milch) werden beibehalten.

Die Medikamentenpreise für chronische Erkrankungen sollen gleich bleiben, allerdings werden die Preise für Antibiotika und andere temporär eingesetzte Medizin sowie Prothesen nach dem Stichtag im Januar anziehen. Das gros der Arzneien wird in den Apotheken dann zwischen 3 und 18 Pesos (10 bis 60 Eurocent) bepreist sein, was einem eher moderaten Anstieg gleichkommt. Brillen und Optikerdienste sollen weiterhin stark subventioniert bleiben, Zahnprothesen können aber bis zu 360 Pesos (12 €) kosten.

Die Essensausgabe an Schulen bleibt für Schüler weiterhin kostenlos, Lehrer und andere Schulangestellte müssen für die Kantine jedoch künftig bezahlen. Der vergünstigte Verkauf von Schuluniformen wird beibehalten.

Zur Berechnung der Lebensmittel- und Hygieneartikelpreise in den bisherigen CUC-Supermärkten wurden die CUC-Preise mit 25 multipliziert und ziehen damit um 4 Prozent an, haben ansonsten jedoch seit der Preissenkung 2016 keine Änderung mehr erfahren: Hähnchenschenkel kosten 45 Pesos (1,54 €) pro Kilo. Ein halber Liter Sojaöl ist für 23,75 Pesos (82 Eurocent) gelistet und die 500g-Packung Spaghetti á 22,5 Pesos (77 Eurocent). Ein halbes Kilo Kaffee kann je nach Marke zwischen 150 und 600 Pesos (5,15 und 21 €) kosten. Eine Dosenlimonade (span.: refresco) wird im staatlichen Einzelhandel je nach Geschmacksrichtung für 12-15 Pesos (40-50 Eurocent) verkauft, Biere der heimischen Marken Bucanero und Cristal für 30 Pesos (1,03 €). Auch der „klassische“ 100g-Hamburger-Bratling mit 17 Pesos (57 Eurocent) und der kubanische Standardkäse (queso fundido) mit 55 Pesos pro Pfund (1,89 €) finden sich in den Preislisten. 500g Waschmittel und eine Tube Zahnpasta aus nationaler Produktion sind ab 22,5 Pesos (77 Eurocent) gelistet.

Die Internet und Telekommunikationspreise werden nach dem selben Kurs umgerechnet: Ein Telefonanschluss (inklusive 300 Freiminuten) kostet 20 Pesos (0,68 €) pro Monat und die lokale Gesprächsminute 0,09 Pesos (0,003 €). Am öffentlichen WiFi-Hotspot werden jetzt 25 Pesos (86 Eurocent) pro Stunde fällig. Nach der jüngsten Preissenkung bei den DSL-Verträgen kostet der günstigste Haustarif (30h á 1 Mbit) 250 Pesos (8,60 €) pro Monat. Das meist genutzte monatliche Mobildatenpaket von 1 GB LTE ist mit 100 Pesos (3,40 €) bepreist, was nach der neuen Skala nur noch 4,8 Prozent des Mindestlohns entspricht. Internet wird auf Kuba im Verhältnis zum Einkommen damit günstiger denn je.

Teurer wird es beim Transport. So kostet eine Busfahrt in Havanna ab nächstem Jahr zwei Pesos (7 Eurocent) statt bisher 40 Centavos (1 Eurocent). In den übrigen Provinzen wurde der Stadtbuspreis von 20 Centavos auf einen Peso (3 Eurocent) angehoben. Eine Zugfahrt von Guantánamo in die Hauptstadt (ca. 930 km) kostet jetzt 138 Pesos (4,70 €) in der klimatisierten ersten Klasse bzw. 100 Pesos (3,40 €) in der zweiten Klasse, jeweils rund ein Drittel mehr als bisher. Damit ist die Schiene jedoch noch immer deutlich attraktiver als die etwas schnellere Fernbusgesellschaft Astro, die für die selbe Strecke 280 Pesos (10 €) verlangt. Der teuerste Inlandsflug von Havanna nach Baracoa schlägt mit 1350 Pesos (46 €) zu Buche. Ein Liter Diesel oder Benzin (90 Oktan) kostet ab Januar 25 Pesos (86 Eurocent).

Die staatliche Post wird ihre Preise deutlich erhöhen. Die Versandkosten für ein 2kg-Paket nach Europa steigen von 23,95 Pesos (82 Eurocent) auf 788 Pesos (26,9 €). Das Porto für einen Inlandsbrief bis 20g soll demnächst 1,90 Pesos (6 Eurocent) statt 0,15 Pesos (0,5 Eurocent) betragen. 

Neue Stromtarife mit prozentualem Anteil der Kunden je Tarif (Quelle: Mesa Redonda)

Kontroverse Debatten sind in den Kommentarspalten kubanischer Medien um die neuen Stromtarife entbrannt. Bisher wird der Preis für elektrische Energie auf Kuba zu rund 80 Prozent subventioniert. Für die Bezuschussung des Stromverbrauchs der Privathaushalte müssen jährlich die Hälfte aller staatlichen Subventionsmittel aufgewandt werden. Jetzt werden für die Kilowattstunde im kleinsten Tarif (bis zu 100 kWh) 0,40 statt 0,09 Pesos fällig, womit sich das Basislevel im Strompreis um den Faktor 4,4 verteuert. Für die Gruppe mit den zweitmeisten Kunden, bis 200 kWh, erhöht sich die monatliche Stromrechnung damit von 44 (1,50 €) auf 192,5 Pesos (8 €). Ab 500 kWh im Monat steigt der Preis von 1459 (50 €) auf 7269 Pesos (249 €) empfindlich an, die Kilowattstunde wird dann mit 10 Pesos (0,34 €) verrechnet.

In einer eigens einberufenen Sondersendung zu dem Thema versuchte Murillo die Wogen zu glätten: Obwohl der hohe Importanteil von Öl und Diesel für die Stromerzeugung dem Land große Schwierigkeiten bereite, würden weiterhin 89 Prozent der Haushalte keinen kostendeckenden Strompreis bezahlen. Für die 22,5 Prozent der Bevölkerung, welche nur bis zu 100 kWh verbrauchen, steige die monatliche Stromrechnung von 9 auf 40 Pesos (von 0,31 € auf 1,37 €) und mache damit prozentual einen geringeren Anteil am Warenkorb aus als bisher. Zudem müsse mitgedacht werden, dass sich die Stromrechnung auf alle Einkommen der 2,9 Personen verteilt, welche durchschnittlich in einem kubanischen Haushalt wohnen, so Murillo. Dennoch ist klar: Stromsparen dürfte auf Kuba noch mehr als bisher an Bedeutung gewinnen, die Anschaffung von Klimaanlagen und zusätzlichen Verbrauchern wie großen Tiefkühltruhen wird von Privathaushalten wie Geschäften künftig genau durchgerechnet werden. Der dezentrale Ausbau erneuerbarer Energien durch Privathaushalte mit der angekündigten Möglichkeit, Solarenergie gegen Vergütung ins Netz einzuspeisen, könnte dadurch jedoch einen neuen Schub erhalten.

Reduzierte neue Stromtarife (Auszug) vom 28.12 (Quelle: Cubadebate)

Update vom 29.12: In einer weiteren Sondersendung gab Murillo am Montag eine Anpassung der neuen Strompreise bekannt, die auf Basis der „Auswertung von Kritik und Vorschlägen durch die Bevölkerung“ entstanden sei. Der günstigste Tarif wird jetzt 0,30 Pesos pro kWh (statt wie vorgesehen 0,40 Pesos) kosten. Im Segment bis 400 kWh fällt der Tarif rund ein Drittel günstiger aus als im ursprünglichen Entwurf (6 statt 9 Pesos). Die bisherige Staffelung wird engmaschiger, vor allem im Bereich 350 bis 500 kWh kamen neue Abstufungen hinzu. Zudem wurden neue Gewerbetarife für den Privatsektor (Selbstständige, Kooperativen und und private Landwirte) vorgestellt, die ab einem Verbrauch von 500 kWh im Monat deutlich günstiger als bei den Wohngebieten ausfallen. Der neue Preis für die 10kg Flasche Kochgas wurde von 213 auf 180 Pesos gesenkt. Zu den Details siehe: Cubadebate.

Damit die Bevölkerung im Januar angesichts der neuen Preise auch ohne die traditionell zum Monatsende ausbezahlten Löhne mitziehen kann, wird am 23. Dezember ein einmaliger Überbrückungsvorschuss von 1000 Pesos (34 €) an Staatsangestellte und Rentner überwiesen, der im Februar wieder automatisch vom Lohn abgezogen wird.

Die Subventionen für das 1996 geschaffene Suppenküchenprogramm werden entfallen. Eine Mahlzeit kostet dort dann rund 7 Pesos. Einkommensschwachen Haushalten und vulnerablen Gruppen steht ab dem 26. Dezember eine neue Sozialhilfe in Höhe von 1260 Pesos (43 €) bzw. 60 Prozent des Mindestlohns zu. Davon Gebrauch machen dürften die meisten der 119.000 Haushalte, die aufgrund niedriger Einkommen bereits jetzt zusätzliche staatliche Unterstützungsmaßnahmen erhalten. Zudem kann die Übernahme der Hälfte der Kosten für die Suppenküchen beantragt werden. Sozialarbeiter suchen seit einigen Wochen nach möglichen weiteren gefährdeten Haushalten, so dass die Beantragung nach einer kurzen Bedarfsprüfung durch die Kommune relativ schnell vonstatten gehen soll. Lebt mehr als eine Person in einem vulnerablen Haushalt, werden auf die 1.260 Pesos pro Person weitere 800 Pesos (27 €) aufgeschlagen, so dass die maximale Sozialhilfe ab 5 Personen 4460 Pesos (115 €) pro Monat beträgt.

Die Kubanerinnen und Kubaner haben die Neuerungen in den vergangenen Tagen mit großer Aufmerksamkeit verfolgt. Weitere Sondersendungen sollen in den kommenden Tagen mehr Aspekte der neuen Lohn-, Preis-, und Subventionspolitik erörtern. „Vor allem bei den älteren Leute mit ihren größeren Gesundheitsausgaben gibt es Sorgen, aber wir gehen davon aus, dass all dies im Vorfeld mitgedacht wurde“, kommentierte eine Rentnerin gegenüber dem kubanischen Fernsehen.

Wie Präsident Miguel Díaz-Canel einräumte, sei der Prozess „nicht ohne Risiko“. Zwar sind die Lohn- und Preistabellen so gerechnet, dass die Löhne zum Stichtag mehr als doppelt so hoch steigen werden wie die Preise, also theoretisch jeder Haushalt an Kaufkraft gewinnen sollte. In der Praxis durchlebt Kubas Wirtschaft gerade eine schwere Rezession und der Mangel an Devisen hat das Angebot in den Läden ab Mitte des Jahres ausgedünnt. Die steigende Nachfrage in Folge der neuen Löhne wird die Preise auf den Bauernmärkten und nicht zuletzt auch in der sich neu abtastenden Staatsindustrie steigen lassen. Für den Privatsektor wurde bereits im Vorfeld eine 300-prozentige Spanne für Preiszuwächse definiert, die unter der staatlichen Lohnsteigerung um den Faktor 4,9 liegt. Problematisch würde es, wenn die Inflation deutlich größer als erwartet ausfällt und länger anhält. Díaz-Canel kündigte an, nötigenfalls Maßnahmen gegen Preisspekulation zu ergreifen.

Lesen Sie in Teil 3: „Die Umstellung für Haushalte und Unternehmen: Ausblick auf die neuen Rahmenbedingungen für Staats- und Privatsektor“


Anhang: Auszüge aus den neuen Lohn- und Preistabellen ab 1. Januar 2021

Neue Lohnskala und Lohntabelle des Gesundheitswesens
Quelle: Gaceta Oficial No. 69 Extraordinaria (PDF), S. 599f., 636

 

 

 

 

 

 

 

Die neuen Preise für Bodega-Produkte, Elektrizität, Gas und Treibstoffe
Quelle: Gaceta Oficial No. 68 Extraordinaria (PDF), S. 562ff.

Einzelhandelspreise für Lebensmittel und Hygieneprodukte (Auszug)
Quelle: Gaceta Oficial No. 71 Extraordinaria (PDF), S. 889ff.

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21 Gedanken zu “Währungsreform auf Kuba (Teil 2/3): Was kostet wieviel? Die neuen Löhne und Preise im Detail

  1. Guten Morgen und vielen Dank für die wie immer sehr informative und ausführliche Darstellung! Gibt es derzeit Möglichkeiten, Geld zu überweisen? Ich habe einige (ehmalige Studien)Freunde, die noch auf der Insel verblieben sind, war selbst einige Male vor Ort und weiß, wie schwer das Leben dort ist. In der Vergangenheit konnte ich mehrmals ein wenig unterstützen… Wie wird sich die neue Situation wohl auf den (privat)Tourismus auswirken? (Vermietung Casa Particular) – wird es dort auch eine Preissteigerung geben – wisst ihr dazu schon etwas? Beste Grüße aus Sachsen.

    1. Hallo, Geldüberweisungen mach ich mit Small World. Das Geld kommt 100 Prozentig an. Die Gebühren sind sehr gering und ab und zu sogar kostenlos. Ich überweise das Geld auf ein cubanisches Euro bzw. Dollar Konto. Es ist für Cubaner kostenlos https://www.smallworldfs.com/de
      Viele Grüße aus den Vogtland

  2. habe in letzter zeit mit fon money in jeder form geld geschickt, perfekt, nur 7,50 pro aktion, im moment nicht möglich, bitte nachfragen

  3. Auf http://www.endederrevolutionen.de/docs/vahrenholt.html habe ich angekündigt, meinen Blick wieder nach Kuba zu richten. Ich will verstehen, was diese Reform bedeutet und erknenne Anzeichen, einer Konterrevolution. Das ist sicherlich nicht sofort nachvollziehbar und ich weiß -als Wissenschaftler. keinesfalls, ob mir ein historisch abgesicherter Beleg dafür gelingt. Ich will das nicht belegen, beginne aber mit den Forschungen.
    Ich verstehe die Maßnahmen nicht. Weshalb werden die Preise „für die 22,5 Prozent der Bevölkerung, welche nur bis zu 100 kWh verbrauchen…(.)..von 9 auf 40 Pesos (von 0,31 € auf 1,37 €) angehoben. Die Begründung mit dem Warenkorb bezeichne ich als verlogen.
    Erklärt mir das. Danke Marcel für Deine wertvolle Arbeit!

  4. „für die 22,5 Prozent der Bevölkerung, welche nur bis zu 100 kWh verbrauchen…(wird der Preis)..von 9 auf 40 Pesos (von 0,31 € auf 1,37 €) angehoben“.
    Ich bin Politikwissenschaftler und keinesfalls Politologe. Marcel versorgt uns mit Ereignissen in Kuba. Die letzten Ereignisse deuten darauf hin, dass die Losung von Fidel Castro, Vaterland oder Tod, jetzt, da er nicht mehr unter den Lebenden ist, verraten wird und die Geschichte ihn nicht mehr freisprechen kann, da alle, die mit ihm waren und die Würde des Menschen über das Geld setzten, würdelos durch diesen Beschluss der neuen Regierung zurückbleiben. 100 KWh elektrische Arbeit pro Jahr. Versteht ihr wirklich was das bedeutet? „Der durchschnittliche Jahresverbrauch eines deutschen 2-Personen-Haushalts in einem Einfamilienhaus liegt laut der Statistik des Stromspiegels bei 3.000 Kilowattstunden (kWh). Wird das Wasser in Küche und Bad – zum Beispiel mit einem Durchlauferhitzer – elektrisch erwärmt, kommen etwa 600 kWh im Jahr dazu.“ Das sind die Verhältnisse bei uns. Wir verbrennen die Erde. Marcel hat uns dankenswerter Weise mitgeteilt, dass mit diesem zusätzlich eingekauften türkischen schwimmenden Kraftwerk das Schweröl, das sie aus der Erde fördern, in noch höherem Maß wie bisher verbrennen können. Er hat uns nicht mitgeteilt, dass sie sich für diese Förderung nicht des bürgerlichen Rechts, sondern ihres sozialistischen Rechts bedienen (bedienen, so meine ich das wirklich). Marcel hat die Wissenschaft von der Politik nicht studiert. Er muss das nicht wissen. Ich aber darf mir erlauben euch darauf hinzuweisen, dass sie sich mit ihrem Recht der fossilen Stoffe bedienen, die von der Natur in Millionen von Jahren geschaffen wurden und diese jetzt einfach verbrannt werden, so dass „der Schnee draußen schmilzt“. Wer mich verstehen will müsste sich Zeit nehmen. In einem Text zum Paulinismus habe ich versucht, etwas zum Verständnis zur kubanischen Revolution von Fidel Castro wenigstens vorzubereiten (http://endederrevolutionen.de/docs/paulinismus.html). Die Brüder Castro besuchten alle das Jesuitenkolleg, für das sich der Katholik Ángel Castro Argiz sogar des Betrugs bediente und für Fidel eine gefälschte zweite Taufurkunde ausstellen ließ. Alle waren katholisch getauft und alle ließen sich firmen. Es ist richtig, darüber redet heute keiner mehr. Ich aber rede davon und ich schätze diesen Fidel Hipólito Ruz González. Wenn ihr ihn nicht schätzt, dann bin ich in diesem Forum falsch und bitte Marcel, meinen Namen in diesem Forum zu streichen. Bei Konterrevolutionären will ich mich nicht aufhalten. Ich schreibe über das Ende aller Revolutionen (http://endederrevolutionen.de) bemühe mich um Aufklärung, mehr kann ich nicht tun. Der Mensch hat einen freien Willen, sich zu entscheiden: Vaterland oder Tod. Die Brüder Castro haben ihre Revolution auf Kuba erfolgreich geführt und jetzt sollten wir sie alle bewahren. Gemeinsam sollten wir die materieller Not, den Mangel an Gütern, die durch diese Revolution heute politisch am Laufen gehalten wird, lindern, damit das Gut, das die Castros gemeinsam mit den kubanischen Menschen geschaffen haben, weiter entwickelt werden kann. Der kubanische Staat muss absterben, das Gut aber bewahrt und entwickelt werden. Das ist eine als historisch zu bezeichnende Aufgabe.
    Ich will heute nur verstehen, weshalb diejenigen, die in der Klasse „bis 100 KWh“ ihr Leben mit Würde leben, jetzt mit Mehrgeld belastet werden, das sie vermutlich gar nicht haben. 100 KWh, das ist auch eine Vorgabe für mich, in diesem Kreis der unter 100 KWh-Lebenden die Würde zurückzubekommen, mit der mich Gott ausgestattet hat.
    Herr bleibe bei uns. Ich weiß, Du kümmerst Dich nicht und sagst: Ich habe euch mit einem freien Willen geschaffen. Ich bin nur der Schöpfergott. Fidel hat sich für mich entschieden und ob der das gewusst hat, ist mir egal. Ich mische mich nicht ein. Ich bin nicht der Gott, den die Protestanten aus mir machen wollten und schon gar kein gnädiger Gott. Hört doch wenigstens auf mit diesen Lügen!
    Gut, deshalb liebe ich Dich ja und danke Dir. Du sollst heute nur wissen, dass es Abend wird. Das kannst Du nämlich nicht wissen. Du hast uns mit einem freien Willen ausgestattet und weißt nur, dass es Abend wird. Gut, ich hätte schweigen können, wer bin ich denn? Aber viele Menschen verstehen diese Logik nicht. Entschuldigung.
    Herzlichst
    Euer Michael

      1. Das beruhigt mich. Das Wesentliche aber ändert sich damit nicht. Mit 1200 KWh kommen wir in unserem 2 Personenhaushalt aus und kamen gerade noch damit aus, als unsere beiden Kinder noch im Haus lebten.
        Erstaunt bin ich nur, dass nur 22,5 Kubaner mit dieser elektrischen Arbeitsmenge auskommen. Ich werde meinen Kommentar ändern und Dir Marcel die Änderungen zusenden. Bitte korrigiere zur besseren Lesbarkeit meinen diesbezüglichen Kommentar. Meine Leser*innen will ich weiterhin auf Cuba-Heute lenken, damit sie Kenntnis erhalten über Deine wertvollen Nachrichten.
        Die Angaben über die Strompreise konnte ich nur so verstehen, wie ich sie verstanden habe: In Deutschland werden bei Preisangaben stets der Jahresverbrauch zugrunde gelegt.

  5. Der Verdacht einer Konterrevolution muss natürlich nach diesem Irrtum zurückgenommen werden. Es bleibt jedoch die Gefahr, dass sich die künftige Wirtschaft Kubas am Markt, nicht aber an der Erhaltung der Schöpfung für eine, vom Elend befreiten zukünftige Menschheit orientiert. Dass ist der Mangel an jeder modernen Staatstheorie, die der Bequemlichkeit der Menschen folgt, dem reibungslosen Funktionieren eines Marktes, auf ihm sogar für Produkte wirbt und keinen eigenen Weg mehr diskutiert, ohne freien Willen, und einem geknechteten Willen folgt. http://www.endederrevolutionen.de/docs/gr%C3%B6nnemeyer.html

  6. Bei allen Reformen bleibt es dennoch ein ziemlich kläglicher Lebensstandart, und ich weiß nicht, ob man von „Leben“ oder von „Daseinsfristung“ sprechen soll? Unter dem Strich bleibt dier große Frage, ob denn die Waren, die in den Preislisten aufgeführt sind, überhaupt ausreichend zur Verfügung stehen? Die Zeit der „colas“ wird sicherlich nicht geringer werden und die Jagd nach ein paar Hühnerschenkeln nicht nachlassen. Das Land ist „dollarisiert“. Wer keine Dollar hat, bleibt mehr oder minder auf der Strecke, denn er kann in Devisenläden – die noch ausgeweitet werden und in denen es nahezu aalles gibt – nicht einkaufen. Augenblicklich kostet der Dollar auf dem Grauen Markt 1,70 CUC. Man kann sich auch einen Betrag auf einer Karte ordern, auf den man allerdings – in CUC – 20% bis 25% Aufschlag bezahlt. Nach der Währung wurd deer Dollar auf der Straße vielleicht 35 CUP kosten? Das bleibt abzuwarten. ETECSA macht es vor und rechnet nicht mit dem festgesetzten Kurs von 24/CUC, sondern mit 25/CUC um. Es ist nur ein Peso, aber Betrug bleibt Betrug – und schlimm, dass er hier von staatlicher Seite kommt.

    Der Schwarzmarkt ist gigantisch, und die Währungsreform wird ihn noch mehr ankurbeln, solange die Dollarisierung fortgesetzt und eine Zwei-Klassen-Gesellschaft damit forciert wird.

    So wurde es mir berichtet, und ich habe keinen Grund, daran zu zweifeln. Das auf den Listen aufgeführte Waschmittel ist überhaupt nicht erhältlich. Meine Freunde nutzen derzeit noch Reste von Duschgels, die ihnen Touristen geschenkt hatten, da es weder Seife noch Waschmittel gibt.

    Die Währungsreform wird das nicht ändern. Es ist darüber nachzudenken, eine funktionierende Agrarwirtschaft zu errichten, die Viehzucht und den Fischfang voranzutreiben und alles daran zu setzen, dass Cuba seine Lebensmittel eigentständig produzieren kann, womit es sich schließlich Schritt für Schritt aus der Devisenklammer lösen könnte. Hier ist leider in vielen Jahren viel versäumt und alles bequemerweise auf das US-Embargo abgeschoben worden. Selbst wenn es Biden aufheben würde, hätte es kaum einen Einfluss auf die Misere. Übrigens wird vergessen, dass Hähnchenfleisch und Milchpulver aus den USA kommen – und Eier aus Kanada.

    Cuba könnte in vielen Teilen der Welt Waren erhalten. Doch hierzu fehlt einfach das Geld. Cuba ist derart hochverschuldet, dass das Land nichts mehr auf Kredit bekommt. Das hat mit einem Embargo wenig zu tun. Ich denke, nur eine grundlegende Änderung der Wirtschafts- und Agrarpoltik kann das Land langfristig retten und vielleicht irgendwann sogar wettbewerbsfähig machen, denn mit Rum und Zigarrren kann man kein Land ernähren.

    Ich würde dem großartigen cubanischen Volk mehr wünschen, aus eine augenwischende Währungsreform, die alles im Grund nur umschichtet, nciht aber der Mangelwirtschaft entgegenwirkt. Es ist ein Pflaster auf die 60jährige eiternde Wunde. Ob es lindert, bleibt fraglich.

    Saludos cordiales y abrazos fuertes
    Harald

      1. Hier ist etwas über Cubas Auslandsschulden nachzulesen. Ich denke, viel hat sich daran nicht geändert. Und bitte – nicht als US-Konter-Propaganda darstellen. Das hat Wikipedia nicht nötig und ist gut recherchiert.
        https://de.wikipedia.org/wiki/Auslandsschulden_Kubas
        Und nebenbei: Ich schicke viel Geld nach Cuba, um die größte Not etwas zu lindern. Leider kann ich heuer nicht bei meinen Freunden sein. Ich tue das von Herzen, obwohl ich weiß, dass ich ein marodes System indirekt unterstütze. Doch sind die Zustände nicht die Schuld der Bevölkerung, die ihr nicht einfaches Los bewundernswert trägt und unentwegt glaubt, was ihr vorgelogen wird. Die Politik ist mir nicht so wichtig. Ich habe auch nichts gegen den Sozialismus auf Cuba – wenn er denn – wie seit Jahrzehnten versprochen, den Menschen Wohlstand und (geistige) Freihheit brächte! Stattdessen stolpert man von einer Misere zur nächsten. Zwar leidet das Volk – Gott sei Dank – nicht direkt Hunger. Aber weit ist man von der „Perioda especial“ nicht mehr entfernt, denn der Dollar wird immer knapper und der Transfer schlechter. Ich habe vor Monaten einige AIS-Karten bestellt für Freunde und mit Dollar bestückt; keine einzige ist bis heute von Fincimex ausgeliefert worden – aber der Staat hat das Geld und klammert sich daran fest. Ist das okay?

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