Die Lage der staatlichen Grundversorgung auf Kuba, welche insbesondere für vulnerable Gruppen eine wichtige Rolle spielt, bleibt angesichts der anhaltenden Wirtschaftskrise zunehmend angespannt. Wie die Parteizeitung Granma am gestrigen Donnerstag ankündigte, müssen, um die Versorgung in der Fläche aufrechtzuerhalten, die Brotrationen gekürzt werden.
Bereits seit gestern ist die Maßnahme in Kraft, wonach das über das Bezugsheft Libreta ausgegebene tägliche Brötchen in seinem Gewicht von 80 auf 60 Gramm reduziert wird. Gleichzeitig reduziert sich der subventionierte Preis von einem Peso (ca. 0,003 Euro) auf 0,75 Centavos.
Wie die zuständige Leiterin beim Ministerium für Lebensmittelindustrie (MINAL) erklärte, sei die Entscheidung getroffen worden „um die Produktion nicht zu beeinträchtigen und um sicherzustellen, dass das Brot alle gleichermaßen erreicht, sowohl die Bevölkerung als auch den sozialen Verbrauch, wie beispielsweise Krankenhäuser, Schulen und andere Einrichtungen“. Zudem handle es sich um eine „temporäre Maßnahme“, die dem aufgrund der Devisenknappheit großen logistischen Aufwand bei der Produktion und Verteilung der Libreta-Produkte geschuldet sei.
In den vergangenen Jahren kam es auf Kuba immer wieder zu Ausfällen und Einschränkungen bei der Verteilung der staatlichen Grundrationen. Das 1962 eingeführte Rationierungssystem gilt insbesondere seit der „Sonderperiode“ der 1990er Jahre als wichtiger Bestandteil des Gesellschaftsvertrags in Kuba, da die Libreta eine gewisse Grundsicherung unabhängig von der Kaufkraft der Löhne und den Marktpreisen für Lebensmittel garantiert.
Seit Beginn der aktuellen Krise im Zuge der Coronapandemie wird es jedoch zunehmend schwierig für den Staat, diesen Mechanismus aufrechtzuerhalten. Immer häufiger kam deshalb in den letzten Jahren zu zeitweisen Einschränkungen und Verzögerungen, darüber hinaus litt auch die Qualität der Produkte.
Die Regierung plant, das Subventionssystem künftig neu aufzustellen. „Heute subventionieren wir einen armen alten Rentner genauso wie den Besitzer eines großen Privatunternehmens, der viel Geld hat“, erklärte Premierminister Manuel Marrero vergangenen Dezember vor der Nationalversammlung. Damals wurden Schritte hin zu zielgerichteter Unterstützung vulnerabler Personengruppen angekündigt – bislang lassen entsprechende Maßnahmen jedoch auf sich warten.
Eine weitere schlechte Nachricht kam indes fast gleichzeitig aus Pinar del Río: Wie der lokale Fernsehsender „Tele Pinar“ auf seinem Facebook-Kanal ankündigte, muss der gesamte öffentliche Nahverkehr der Provinzhauptstadt aufgrund von Treibstoffmangel ab dem kommenden Samstag eingestellt werden. Auch überregionale und Zugverbindungen sind betroffen. Die Wiederherstellung hänge davon ab, „wie das Land diese konjunkturelle Situation überwindet“, so Tele Pinar.