12. Februar 2025

Defizit erreicht knapp 1600 Megawatt: Kubas Stromnetz im roten Bereich

Die Energiesituation in Kuba hat sich in den vergangenen Tagen wieder zugespitzt. Nach der Wiederherstellung des Stromnetzes am vergangenen Dienstag und einigen Tagen mit nur dreistelligem Defizit, haben sich die Engpässe am Donnerstagabend auf 1590 Megawatt erhöht, wie der Stromversorger UNE bekannt gab. Damit kann nur knapp die Hälfte des Bedarfs erzeugt werden, ähnlich wie unmittelbar vor dem Blackout am 18. Oktober.

Wie aus dem Bericht weiter hervorgeht, sind derzeit neun der 20 Kraftwerksblöcke außer Betrieb. Zwei mehr als vor dem Blackout. Sechs davon aufgrund von Havarien und drei in Folge geplanter Wartungsarbeiten. Nachdem am Sonntag ein Kraftwerksblock in Mariel ausgefallen war, hatte das Defizit erstmals wieder vierstellige Werte erreicht.

Der am 17. Oktober beschlossene Energiesparplan, dem zu Folge alle nicht-essentiellen Aktivitäten eingestellt werden, ist nach der Netzwiederherstellung nicht in Kraft getreten. Nachtclubs und andere Großverbraucher haben regulär geöffnet. Das hohe Defizit bedeutet jedoch lang andauernde tägliche Stromabschaltungen von teilweise 12 Stunden und mehr, die über die geplanten Abschaltzyklen hinausgehen. Zudem wird von häufigen Spannungsschwankungen berichtet, die elektrische Geräte beschädigen können. Besonders angespannt ist die Lage im Zentrum und Osten des Landes.

Am Abend nahm Kubas Energieminister Vicente de la O’Levy gegenüber dem Fernsehsender Canal Caribe Stellung. Mit der Felton in Santiago (die gerade gewartet wird) und der Céspedes in Cienfuegos fehlten derzeit zwei der wichtigsten Kraftwerke. „Das Netz ist angeschlagen“, sagte O’Levy. Dennoch sei die Situation anders als unmittelbar vor dem Blackout. „In den sozialen Medien heißt es derzeit, dass das Stromnetz erneut kollabieren wird. Wir sagen an dieser Stelle offiziell: Die Bedingungen dafür sind nicht gegeben“, so der Minister. Es gebe heute mehr Treibstoff und daher Möglichkeiten zur dezentralen Erzeugung über schwimmende Kraftwerke und Dieselgeneratoren. Derzeit werde der nötige Treibstoff umverteilt, um diese zuschalten zu können. „Am Samstag und Sonntag werden wir eine leichte Verbesserung der aktuellen Lage sehen“, versicherte O’Levy.

Wie die Nachrichtenagentur AP berichtet, sind inzwischen erste Öllieferungen aus Mexiko eingetroffen, die Präsidentin Claudia Sheinbaum zur Unterstützung nach dem Blackout und Hurrikan Oscar angekündigt hatte. Demnach sind am Donnerstag 412.000 Barrel Rohöl im Hafen von Cienfuegos eingetroffen. Am Mittwochabend wurden weitere 67.000 Barrel, offenbar Diesel, verschifft; sie sollen voraussichtlich Anfang nächster Woche in Santiago de Cuba eintreffen.

„Mexiko ist jetzt von entscheidender Bedeutung, weil Venezuela seine Lieferungen an Kuba zurückgefahren hat und russisches Öl bislang nirgends zu sehen ist“, sagte Jorge Piñon, leitender Wissenschaftler am Energy Center der University of Texas in Austin, das die Lieferungen verfolgt.

Díaz-Canel bei einem Solarpark in Cienfuegos (Quelle: Cubadebate)

Präsident Miguel Díaz-Canel stattete indes im Laufe der Woche mehreren Provinzen Besuche ab. Darunter auch Guantánamo, wo die Zahl der Todesopfer nach Hurrikan Oscar auf mittlerweile acht gestiegen ist. Bei den Besuchen rückten Kubas Medien neue Solarparks in den Fokus, die sich vielerorts im Aufbau befinden. Kuba plant in den kommenden zwei Jahren 2000 Megawatt an Solarleistung zu installieren. Bis Ergebnisse spürbar sind, wird es allerdings noch dauern: So sollen beispielsweise in Bayamo vier Parks entstehen, mit denen die Provinz Granma 80 Prozent ihres Strombedarfs decken könnte. Der erste der geplanten Parks mit einer Leistung von 21,8 Megawatt wird voraussichtlich erst im April 2025 eingeweiht. Kubas Energiekrise bleibt wohl auch weiter ein Wettlauf gegen die Zeit.

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