25. Januar 2025

Kuba öffnet Reisfelder für Vietnam: Frischer Wind für die sozialistische Landwirtschaft

In Kubas westlicher Provinz Pinar del Río findet derzeit ein landwirtschaftliches Experiment statt, das es so auf der Karibikinsel noch nie gegeben hat: Erstmals seit 1959 überlässt der Staat einem ausländischen Unternehmen Land zur eigenständigen Bewirtschaftung.

Beispielloses Projekt

Wie die Parteizeitung Granma berichtet, hat ein vietnamesisches Unternehmen Flächen staatlicher Agrarbetriebe in der Gegend um Los Palacios erhalten, um dort Reis für den inländischen Verbrauch anzubauen. Dieses Jahr sollen die ersten 1000 Hektar bestellt werden, später soll die Fläche auf ein Gebiet von 5000 Hektar ausgeweitet werden. Zunächst ist die Lizenz drei Jahre lang gültig.

Kuba arbeitet bereits seit Längerem mit dem befreundeten Vietnam im Reisanbau zusammen. Doch die Projekte erlitten immer wieder Rückschläge aufgrund fehlender Ressourcenzuteilungen, Bürokratie und Missmanagement. Mit der Verpachtung ganzer Flächen an ein ausländisches Unternehmen verspricht sich das Agrarministerium, diese Probleme in Zukunft zu vermeiden und die Reisproduktion nachhaltig anzukurbeln. „Die Übergabe von Land ist in unserem Land beispiellos“, sagte Jorge Félix Chamizo, stellvertretender Direktor des kubanischen Betriebs, gegenüber der Granma.

Ein Teil der Maßnahmen ist, dass das vietnamesische Unternehmen autonom über die Einstellung der benötigten kubanischen Arbeitskräfte entscheiden kann. Darüber hinaus wird die Firma eigene Spezialisten ins Land bringen und Düngemittel, Herbizide und andere Ressourcen bereitstellen. Diese wurden erst kürzlich von Einfuhrzöllen befreit. Der kubanische Betrieb wird im Gegenzug für den Maschinenpark aufkommen.

Auf den Flächen werden moderne vietnamesische Hybridreissorten angebaut. Damit soll sich der Saatgutbedarf von 150 auf 30 Kilogramm pro Hektar reduzieren. Im ersten Jahr sollen Erträge von sieben Tonnen pro Hektar erzielt werden, ab dem zweiten Jahr wird mit einer Steigerung auf acht Tonnen gerechnet. Damit würden die geplanten Erträge des kubanischen Betriebs auf seinen eigenen Flächen um ein Vielfaches übertroffen. Dort rechnet man aufgrund der schwierigen Wirtschaftslage des Landes lediglich mit 1,7 Tonnen pro Hektar.

Anpassung an kubanische Bedingungen

Um Mechanismen und Arbeitsweisen aufeinander abzustimmen, wurden auf 16 Hektar Versuchsfelder angelegt, auf denen beide Seiten testen, was später in großem Maßstab umgesetzt werden soll. Denn die Unterschiede in der Reisproduktion zwischen den beiden Ländern sind beträchtlich.

Während in Vietnam viele Menschen kleine Parzellen bewirtschaften, handelt es sich auf Kuba um große Flächen, auf denen nur wenige Arbeitskräfte eingesetzt werden und die meisten Arbeiten von Flugzeugen und Maschinen abhängen. Die ersten Aussaaten dienten daher dazu, Technologien zu evaluieren, Kosten neu zu kalkulieren und die ursprünglichen Vorstellungen an die kubanische Realität anzupassen.

„Wir passen unsere Techniken an die Bedingungen Kubas an“, erklärt Duong Ho Van, leitender Spezialist des vietnamesischen Unternehmens, der sich optimistisch zeigte, dass die Transferleistung gelingen wird. Hierzu wurden bereits Reparaturen an Wasserkanälen und anderen Bereichen vorgenommen.

Das Projekt könnte bei Erfolg zu einem Vorbild für andere Felder der kubanischen Landwirtschaft werden. Obwohl diese seit einigen Jahren theoretisch offen für ausländische Investitionen ist, kamen bisher keine entsprechenden Vorhaben in die tatsächliche Umsetzung – bis jetzt. Chamizo erhofft sich jedenfalls, dass das Vorhaben Nachahmer findet und weitere Investitionen in den kubanischen Agrarsektor nach sich zieht.

Kubas chronisch unterkapitalisierte Landwirtschaft ist von der Wirtschaftskrise besonders schwer betroffen. Die Importquote bei Lebensmitteln hat sich in den letzten Jahren von 60-70 auf aktuell über 80 Prozent erhöht. Kubas Reisbedarf liegt bei etwa 800.000 Tonnen. Die Produktion ging in den vergangenen Jahren von 673.000 Tonnen im Jahr 2013 auf 144.000 Tonnen im Jahr 2022 zurück. Vietnam war mit einer Ernte von 26,3 Millionen Tonnen im Jahr 2024 der fünftgrößte Reisproduzent der Welt.

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Ein Gedanke zu “Kuba öffnet Reisfelder für Vietnam: Frischer Wind für die sozialistische Landwirtschaft

  1. Absolut geil. 😉
    „Vietnamese, nimm uns an die Hand, führ‘ uns ins Wirtschaftswunderland!“
    Es gibt Charter Cities und jetzt gibt es auch das erste Charter Reisfeld.

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