14. Februar 2025

Neuer Devisen-Supermarkt: Vom MLC zurück zum US-Dollar

Vergangenen Sommer kündigte Kubas Premierminister Manuel Marrero eine Ausweitung der Dollarisierung an (Cubaheute berichtete). Jetzt folgen die ersten praktischen Schritte in diese Richtung: Anfang des Monats hat in Havanna erstmals seit den 1990er Jahren wieder ein Supermarkt eröffnet, der ausschließlich Fremdwährung entgegennimmt.

Kein Walmart in Havanna

In dem neu eröffneten Geschäft „3ra y 70“, im Erdgeschoss des Hotels Gran Muthu im Stadtteil Miramar, kann seit einigen Tagen ein relativ gut aufgestelltes Sortiment an Lebensmitteln und anderen Produkten des täglichen Bedarfs erworben werden. Der Andrang ist groß, in der ersten Woche bildeten sich vor dem edel aufgemachten Geschäft lange Schlangen. Denn wer über Devisen verfügt, findet hier manche Produkte günstiger vor als bei privaten Lebensmittelgeschäften, die in Pesos verkaufen. Hochgesteckte Erwartungen („Havannas neuer Walmart“) werden jedoch enttäuscht: Im Wesentlichen entspricht das Angebot einem gut ausgestatteten Devisengeschäft von vor 10 Jahren, als es der kubanischen Wirtschaft noch verhältnismäßig gut ging.

Das neue Dollargeschäft von außen (Quelle: Youtube)

Der neue Laden teilt sich nur den Namen mit dem alten, in den 1980er Jahren als Diplomaten-Supermarkt eröffneten Geschäft gegenüber – anders als dort werden hier ausschließlich bare US-Dollar, andere Devisen, internationale Kreditkarten sowie die im Januar 2024 eingeführte „Tarjeta Clásica“ als Zahlungsmittel akzeptiert. Das „alte“ 3ra y 70 hingegen verkauft seine wenigen Produkte in der digitalen Rechnungswährung MLC (Moneda libremente convertible, deutsch: frei konvertierbare Währung), die 2021 den konvertiblen Peso (CUC) beerbt hat.

Klingt kompliziert, ist aber eigentlich ganz einfach: Sowohl CUC als auch MLC waren mit der Zeit immer weniger von tatsächlichen Fremdwährungen gedeckt. Verkäufe in der rein virtuellen MLC-Währung sind daher keine Einkünfte in Devisen mehr – diese müssen aber aufgewandt werden, um die entsprechenden Produkte für die Geschäfte zu importieren. Das Angebot der anfangs gut bestückten MLC-Geschäfte schrumpfte entsprechend schnell zusammen, so dass diese kaum noch einen Mehrwert gegenüber Peso-Geschäften boten – weder für den Staat als Betreiber, noch für die Kunden.

Der MLC war der letzten Endes gescheiterte Versuch, die politisch heikle und unerwünschte (Teil)-Dollarisierung zu verhindern. Der Verkauf gegen „echte“ Fremdwährung sorgt indes für Unmut in breiten Teilen der Bevölkerung, für die ein Dollar noch unerschwinglicher ist als ein MLC: Während letzterer aktuell für 240 Pesos zu haben ist, liegt der informelle Kurs des Dollars bei 340 Pesos, ein Unterschied von immerhin gut einem Drittel.

Das Ende des MLC

Trotz der sozialen Sprengkraft, die die Ausweitung der Dollarisierung hat, ist der Schritt ökonomisch sinnvoll. Das üppige und nicht minder teure Sortiment des privaten Einzelhandels zeigt, dass es letzten Endes nicht die entscheidende Rolle spielt, in welcher Währung Waren verkauft werden, so lange die Kaufkraft des Pesos gering und die Wechselkurs-Verzerrungen nicht gelöst sind. Die Ausweitung der Dollarisierung könnte jedoch dazu beitragen, Devisenströme zu kanalisieren und Raum für den angekündigten „flexiblen“ Wechselkurskanal schaffen, der dieses Jahr kommen soll. Abzuwarten bleibt allerdings, ob es diesmal gelingt, ein konstantes Angebot aufrechtzuerhalten.

Die staatlichen Medien haben bislang nur indirekt über die Entwicklung berichtet. Noch gibt es noch keine offiziellen Meldungen über den neuen Laden. Vergangenen Dienstag veröffentlichte die Parteizeitung Granma jedoch einen Artikel unter dem Titel „Die teilweise Dollarisierung der Wirtschaft wird zur Kontrolle des Bargeldumlaufs beitragen“, in dem zum einen das langfristige Ziel der Entdollarisierung bekräftigt wird, zum anderen wird ausgeführt, dass mit der Teil-Dollarisierung der informelle Währungsmarkt ausgetrocknet und dem Staat dringend benötigte Deviseneinnahmen zugeführt werden sollen.
Zugleich wird etwas klarer, unter welchem „Modus operandi“ die laufende Dollarisierung vonstatten geht. Es handle sich um „Verkäufe von besonderer Bedeutung, die immer zentral und in Ausnahmefällen genehmigt werden. Dies bedeutet, dass niemand ohne vorherige Begründung und Genehmigung in Fremdwährung verkaufen kann.“ Was das mit Blick auf das Einzelhandelsnetz konkret bedeutet, wird allerdings nicht ausbuchstabiert.

Wie das Portal „14ymedio“ berichtet, hat in der Ecke Infanta y Santa Marta indes vor kurzem ein weiteres gut sortiertes Lebensmittelgeschäft in Kooperation mit einem spanischen Unternehmen eröffnet. Dieses verkauft momentan noch in MLC, doch laut dem Bericht empfiehlt eine Angestellte, sich bereits jetzt eine mit Devisen gedeckte Tarjeta Clásica zu besorgen, „da die Schlangen später gigantisch sein werden“. Es scheint, dass die Tage des MLC auf Kuba eher früher als später gezählt sein könnten.

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