Kuba und Russland bauen ihre Zusammenarbeit im Transportsektor weiter aus. Wie die staatliche Nachrichtenagentur ACN berichtet, wurde vergangene Woche das erste in Kuba montierte Fahrzeug der 1941 gegründeten russischen Gelände- und Nutzfahrzeugmarke UAZ vorgestellt.
Robuster Geländewagen „Made in Cuba“
An der feierlichen Präsentation in Havanna nahm der Russlands Vize-Premierminister Dmitri Tschernyschenko teil, der den Wagen als „Meilenstein“ in der Stärkung der industriellen Beziehungen zwischen beiden Ländern bezeichnete. Tschernyschenko „schnitt symbolisch das rote Band durch und fuhr das neue UAZ-Modell für kurze Zeit“, so der Bericht.
Die Montage von UAZ-Fahrzeugen in Kuba geht auf eine Vereinbarung aus dem Jahr 2023 zurück. Der konkrete Vertrag wurde im Juni 2024 während der Messe „Cubaindustria“ zwischen dem kubanischen Staatsunternehmen für Automobildienstleistungen EISA und der russischen Firma ECHO-Export SRL unterzeichnet.
In einer ersten Phase soll das Modell „Patriot“ (auch als Pickup-Variante) produziert werden, später ist zusätzlich die Montage von leichten Nutzfahrzeugen der „Profi“-Baureihe geplant. Bislang gibt es keine Angaben dazu, wofür die montierten UAZ-Fahrzeuge eingesetzt werden sollen – neben dem Verkauf an Privatpersonen ist der Einsatz im Tourismus sowie in staatlichen Einrichtungen (beispielsweise in der Land- und Forstwirtschaft) denkbar.
Das Modell Patriot wurde von UAZ im Jahr 2005 eingeführt. Dabei handelt es sich um einen robusten Geländewagen in Konkurrenz zum Lada Niva. Genau wie dieser kommt der UAZ serienmäßig mit Allradantrieb. Der Spritverbrauch des 2,7-Liter Benzinmotors, der über eine Leistung von 150 PS verfügt, liegt bei üppigen 11,5 Litern auf 100 Kilometern. Die Spitzengeschwindigkeit beträgt 150 Kilometer pro Stunde. Den Sprint von Null auf 100 km/h schafft der Patriot in 12,7 Sekunden bei 2,1 Tonnen Leergewicht. Seit 2017 wird der Patriot serienmäßig mit Airbags und dem Fahrsicherheitssystem ESP ausgestattet. Optional ist der Geländewagen auch mit Automatikgetriebe verfügbar. In Russland wird die Basisversion für umgerechnet rund 16.000 Euro verkauft.
In Kuba werden importierte Patriots z.B. vom Reiseanbieter Ecotur für Jeep-Safaris im Osten des Landes eingesetzt. Aufgrund der schlechten Straßenverhältnisse in Kuba stehen sie (nicht nur) bei Mietwagenkunden hoch im Kurs, sind bislang jedoch fast nicht verfügbar.
Über die genauen Modi der Fertigung in Kuba ist nichts bekannt. Da Kuba über keine komplexe Fahrzeugindustrie verfügt, scheint eine Fertigung über „Knock-Down-Kits“ wahrscheinlich. Dabei werden einzelne Komponenten und Baugruppen angeliefert und vor Ort zusammengesetzt. Dies spart Kosten gegenüber dem Import von fertig montierten Fahrzeugen, zudem entfiele im Falle eines freien Verkaufs der sonst fällige Zolltarif für Fahrzeugimporte.
Taxi-Projekt mit Moskwitsch in Vorbereitung
Während seines Kuba-Besuchs, bei dem er auch Staatspräsident Miguel Díaz-Canel traf, kündigte Tschernyschenko weitere Pläne Russlands auf der Karibikinsel an. Dazu gehört ein Projekt zur Modernisierung des öffentlichen Nahverkehrs, bei dem Moskau 50 Moskwitsch-Autos für eine neue Taxi-Flotte zur Verfügung stellen will.
Dieses Vorhaben, über das bereits im vergangenen Jahr erste Informationen durchgesickert waren, bestätigte auch Moskaus Bürgermeister Sergej Sobjanin. Laut Sobjanin soll das Taxi-Projekt von der russischen Hauptstadt durchgeführt werden, der neue Service werde in Havanna und dem Badeort Varadero angeboten – beides Hauptziele russischer Touristen in Kuba.
Sowohl UAZ- als auch Moskwitsch-Fahrzeuge sind in Kuba nicht unbekannt. Noch immer sind auf der sozialistischen Insel viele Modelle sowjetischer bzw. russischer Marken unterwegs. 2017 importierte Kuba eine Flotte moderner Lada Vesta Limousinen, die ebenfalls als Taxis zum Einsatz kommen. Bereits damals gab es Pläne für eine lokale Produktion, die sich allerdings nicht konkretisiert haben.
Nach dem Zusammenbruch der UdSSR hatte der französische Autokonzern Renault das Moskwitsch-Werk und die Patentrechte übernommen. Vor rund drei Jahren gab Renault beides jedoch an den russischen Staat zurück, nachdem westliche Sanktionen infolge der Ukraine-Invasion verhängt worden waren.