19. Mai 2025

Maikundgebung feiert Comeback auf dem Revolutionsplatz

Mehrere hunderttausend Menschen haben am heutigen Tag der Arbeit am zentralen Demonstrationszug des kubanischen Gewerkschaftsverbands (CTC) teilgenommen. Erstmals seit 2022 fand die staatlich organisierte Großdemonstration, die als weltweit größte Maikundgebung gilt, wieder auf Havannas Revolutionsplatz statt. Auch in anderen Provinzen des Landes kamen jeweils mehrere hunderttausend Personen auf den Straßen und Plätzen zusammen, um den Tag der Arbeit unter dem Motto „Für Kuba schaffen wir gemeinsam“ zu begehen.

Auf der Tribüne des Revolutionsplatzes war neben Präsident Miguel Díaz-Canel auch der 93-jährige Revolutionsführer Raúl Castro präsent. Dieses Jahr wurde der 25. Jahrestag des „Revolutionskonzepts“ von Fidel Castro gewürdigt, das dieser am Ersten Mai 2000 am selben Ort proklamierte. Angeführt wurde der Zug von den Mitarbeitern des Gesundheitswesens und Beschäftigten des Biotechnologiesektors.

Der Erste Mai in Santiago de Cuba, der zweitgrößten Stadt des Landes (Quelle: Luis Alberto Portuondo Ortega/FB)

„Wir feiern das Fest des Weltproletariats inmitten einer komplizierten internationalen Lage“, erklärte der Präsident des Gewerkschaftsdachverbands, Ulises Guilarte de Nacimiento, in seiner Ansprache, der die Teilnehmerzahl als Bestätigung zur Fortsetzung des „Kampfes für die Festigung unserer Freiheit, Unabhängigkeit und sozialen Gerechtigkeit“ wertete. Die Maikundgebung ist die wichtigste Großdemonstration im sozialistischen Kuba und gilt als Indikator für die Mobilisierungsfähigkeit des politischen Systems.

Für die überwiegend in Betriebsblöcken organisierten Teilnehmer wurden Busse und Werkstransporte organisiert, mehrere wichtige Straßen in Havanna waren bereits am Vorabend gesperrt. 2023 und 2024 fiel die Demonstration aufgrund der Wirtschafts- und Energiekrise deutlich kleiner aus. Sie wurde damals auf die Uferpromenade Malecón verlegt. Statt Busse zu organisieren, waren lediglich Anwohner der fußläufig erreichbaren Stadtteile zur Teilnahme aufgerufen. Vergangenes Jahr wurden von den Veranstaltern rund 200.000 Personen gezählt.

„Wir sind uns bewusst, dass es noch viel zu tun gibt“, kommentierte de Nacimiento die aktuelle Wirtschaftskrise des Landes. Es gelte, „Verzerrungen und negative Tendenzen, darunter nicht wenige bürokratische Haltungen“ zu beseitigen. Die Steigerung der Nahrungsmittelproduktion, um teure Importe durch heimische Produktion zu ersetzen, sei von „entscheidender Bedeutung“, so de Nacimiento. Er forderte die Aufhebung der US-Wirtschaftsblockade, die durch die erneute Aufnahme Kubas „in die berüchtigte und einseitige Liste der angeblichen Terrorismusunterstützerstaaten“ am 20. Januar durch eine der ersten Amtshandlungen von US-Präsident Donald Trump noch verschärft worden sei. Ziel dieser Sanktionsverschärfungen sei es, „Mangel zu verursachen, das Land zu destabilisieren und den gescheiterten Traum von der Herrschaft über Kuba zu verwirklichen.“

DGB-Mitglieder auf der Kundgebung in Havanna (Quelle: Frank Rumpenhorst)

„Ebenso verurteilen wir die perfide US-Kampagne gegen die medizinischen Kooperationsprogramme, die Kuba in mehr als 50 Ländern anbietet, mit der sie vergeblich versuchen, dieses echte Beispiel für Humanismus, Solidarität und Zusammenarbeit auszulöschen“, sagte de Nacimiento. Dabei bekräftigte er Kubas Ablehnung des Gazakriegs und Solidarität mit der palästinensischen Bevölkerung sowie Beschäftigten weltweit, „die aufgrund der multidimensionalen Krise des kapitalistischen Systems und seiner neoliberalen Politik unter Ausbeutung leiden.“ Die gut anderthalbstündige Demonstration endete wie üblich mit dem Singen der „Internationale“ auf dem Revolutionsplatz.

Laut Angaben der Parteizeitung Granma nahmen an der zentralen Kundgebung in Havanna rund 600.000 Personen teil, landesweit waren 5,3 Millionen Personen auf der Straße. In der Provinz Cienfuegos wurden 250.000 Personen gezählt, die sich am Ersten Mai auf den Straßen und Plätzen der Stadt einfanden. In der Provinzhauptstadt von Pinar del Río beteiligten sich 100.000 Personen an der Kundgebung, in der gesamten Provinz waren es 360.000. In Guantánamo wurden 80.000 Teilnehmer gezählt. Auch dieses Jahr waren wieder internationale Delegationen von Gewerkschaften sowie linken und kommunistischen Parteien aus diversen Ländern unter den Teilnehmern. Aus Deutschland besuchten unter anderem eine Brigade der Linken und Linksjugend sowie Mitglieder der DGB-Gewerkschaften die Kundgebung in Havanna.

Video von der zentralen Demonstration in Havanna:

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