Alte Liebe rostet nicht. Das gilt auch für das Verhältnis zwischen Kuba und Russland, die während des Kalten Krieges enge Alliierte waren. Bei seinem Besuch in Moskau und St. Petersburg versuchte Kubas Präsident Miguel Díaz-Canel, die „strategischen Beziehungen“ zwischen beiden Ländern weiter zu vertiefen – und kann dabei gute Neuigkeiten mit nach Hause bringen.
Wie der russische Vize-Premierminister Dmitri Tschernyschenko am Mittwoch nach einem Treffen von Díaz-Canel mit Präsident Wladimir Putin in Moskau bekannt gab, planen russische Unternehmen in den kommenden fünf Jahren Investitionen von mehr als einer Milliarde US-Dollar in die kubanische Wirtschaft.
Die Investitionen sollen vor allem strategische Sektoren wie Energie, Landwirtschaft und Infrastruktur umfassen. Putin kündigte an, die Projekte durch einen speziellen Mechanismus zur Subventionierung von Zinssätzen zu unterstützen, um russischen Unternehmen die Finanzierung zu erleichtern.
„Wir hoffen, dass dies dazu beitragen wird, dass bald mehr russische Unternehmer nach Kuba gehen, was der Wirtschaft helfen und zu Unabhängigkeit und Souveränität in jeder Hinsicht beitragen wird“, sagte Tschernyschenko. Er betonte, dass Kuba ein „zuverlässiger Partner“ sei, der in der Lage ist, Kredite und Projekte der letzten Jahre zu bezahlen.
Tourismus als Schwerpunkt der Zusammenarbeit
Ein weiterer Schwerpunkt der bilateralen Zusammenarbeit ist der Tourismus. Russland strebt an, das Land mit der größten Präsenz von Touristen auf dem kubanischen Markt zu werden, so Tschernyschenko. Im Juli soll eine Tourismusveranstaltung in Moskau stattfinden, bei der kubanische Behörden für russische Urlauber werben können.
„Russische Touristen sind aus geschäftlicher Sicht interessant, weil sie bereit sind, ihr Geld auszugeben, wenn sie in den Urlaub fahren, was sich auf die kubanische Wirtschaft auswirken wird“, sagte der Vize-Premierminister.
Díaz-Canel sprach bereits in St. Petersburg, der ersten Station seiner Russland-Reise, mit Gouverneur Alexander Beglow über mögliche Direktflüge zwischen Havanna und der zweitgrößten Stadt Russlands.
Neue Technologien im Fokus
Bei seinem Besuch in St. Petersburg zeigte sich der kubanische Präsident beeindruckt von den Fortschritten Russlands im Bereich neuer Technologien. Im Zentrum für Künstliche Intelligenz (KI) der Stadt, das den Betrieb der Metropole überwacht und optimiert, informierte er sich über Möglichkeiten zur Verbesserung von Dienstleistungen wie Verkehr, Strom- und Wasserversorgung.
Díaz-Canel regte an, kubanische Spezialisten zur Schulung nach St. Petersburg zu schicken. Die 20-jährige Erfahrung des Zentrums könne mit Hilfe von KI direkt die Lebensqualität einer Gesellschaft verbessern, wie sich auch während der Covid-19-Pandemie gezeigt habe.
Auch der Besuch des Arzneimittelherstellers Werteks in der Sonderwirtschaftszone von St. Petersburg stand im Zeichen des Austauschs. Díaz-Canel verwies auf ähnliche Erfahrungen in der Sonderwirtschaftszone Mariel in Havanna und lud das Unternehmen zu gemeinsamen Forschungen und Technologietransfers ein.
Strategische Partnerschaft wird vertieft
In den letzten Jahren haben Russland und Kuba ihre politischen und wirtschaftlichen Beziehungen, die beide Regierungen spätestens seit 2023 als „strategisch“ bezeichnen, neu belebt und vertieft. Das jüngste Treffen zwischen Díaz-Canel und Putin festigt diese Partnerschaft, die durch Besuche, Delegationsaustausch und die Unterzeichnung einer Vielzahl von Abkommen gestärkt wurde.
Tschernyschenko selbst war Anfang April in Havanna, um an einem russisch-kubanischen Regierungstreffen teilzunehmen, das mit der Unterzeichnung von 17 Abkommen zur Förderung von bilateralen Kooperationsprojekten und -programmen endete.
Díaz-Canel betonte vor seinem Treffen mit Putin die gemeinsamen Sichtweisen beider Länder zu Schlüsselthemen der internationalen Agenda sowie gemeinsame Werte, die eine multipolare Weltordnung unterstützen.
Russlands Außenminister Sergej Lawrow unterstrich in einem Artikel die feste politische Unterstützung seines Landes für die kubanische Regierung. Er versicherte, dass Russland und Kuba eine „gemeinsame historische und geopolitische Vision“ teilen und bereit sind, „Seite an Seite“ zu gehen, um die Beziehungen zum Wohle beider Länder umfassend zu fördern. Zum Ende seines Besuchs wird Díaz-Canel am neunten Mai an der Parade zum 80. Jahrestag des Sieges über den Faschismus auf dem Roten Platz teilnehmen.