Ein schwerer Zugunfall hat sich am späten Dienstagabend in der Provinz Camagüey in Zentralkuba ereignet. Dabei entgleisten drei Waggons eines Fernzuges, der sich auf der Hauptstrecke von Holguín nach Havanna befand. 18 Passagiere erlitten Verletzungen, die jedoch nach Angaben der Ärzte nicht lebensbedrohlich sind.
Der Unfall ereignete sich gegen 21:45 Uhr Ortszeit bei Streckenkilometer 522,6 in der Nähe des Gewerbegebiets „El Cárnico“. Wie Verkehrsminister Eduardo Rodríguez Dávila mitteilte, sprangen der Generatorwagen und zwei Personenwagen aus den Schienen. Dabei wurden die Fahrgestelle und Aufhängungen beschädigt. Die Lokomotive selbst blieb unbeschädigt und neun der insgesamt zwölf Wagen konnten nach dem Unfall eigenständig zum Bahnhof von Camagüey weiterfahren. Die Waggons wurden im Rahmen einer Erneuerung des Rollmaterials in den Jahren 2019-21 aus China beschafft und zählen zu den modernsten in Kuba.
Verletzte im Krankenhaus behandelt
Die 18 verletzten Passagiere, die aus den Provinzen Holguín, Matanzas und Havanna stammen, wurden zur Behandlung ins Universitätskrankenhaus Manuel Ascunce Domenech von Camagüey gebracht. Wie der stellvertretende ärztliche Direktor Guillermo Brito Adán erklärte, sind die Verletzungen nicht lebensbedrohlich. 17 Passagiere konnten das Krankenhaus bereits wieder verlassen, eine Patientin mit Kniescheibenbruch wird auf Wunsch der Familie in einem Privat-PKW nach Hause gebracht.
Insgesamt befanden sich rund 250 Passagiere in dem Zug, die nach dem Unfall zum Bahnhof Camagüey evakuiert wurden. Dort erhielten sie medizinische Versorgung, Verpflegung und Transportmöglichkeiten zu ihren Zielorten, wie die Nachrichtenagentur Prensa Latina berichtet. Drei Patienten entschieden sich, auf eigene Faust per Taxi nach Holguín zurückzukehren.
Bahnstrecke schwer beschädigt

Durch die Entgleisung wurden erhebliche Schäden an der Bahninfrastruktur verursacht. Laut Verkehrsminister Rodríguez wurden drei Abschnitte der Schienen mit je 23 Schwellen zerstört und vier Schienen gebrochen. Fachbrigaden arbeiten mit Hochdruck daran, die Hauptstrecke wieder befahrbar zu machen, was voraussichtlich 24 bis 48 Stunden dauern wird.
Der Fernverkehr auf der zentralen Ost-West-Achse Kubas ist dadurch derzeit erheblich beeinträchtigt. Der Zug von Havanna nach Guantánamo musste die Nacht über in Santa Clara pausieren. Am Mittwochvormittag konnte er seine Fahrt bis Majagua in der Provinz Ciego de Ávila fortsetzen, wo die Passagiere nun auf die Wiederaufnahme des Verkehrs an der Unfallstelle warten.
Ursachenermittlung läuft
Über die Ursache des Zugunglücks gibt es noch keine gesicherten Erkenntnisse. Wie das kubanische Bahnunternehmen Ferrocarriles de Cuba (FCC) mitteilte, sprang die Lokomotive in einer Entfernung von 4,8 Kilometern vom Hauptbahnhof Camagüey aus dem Gleis. Eine technische Kommission wurde an den Unfallort entsandt, um den Hergang zu untersuchen. Dabei sollen die üblichen Untersuchungsprotokolle zur Anwendung kommen.
Verkehrsminister Rodríguez dankte den Provinzbehörden, insbesondere jenen in Camagüey, für die vorbildliche Unterstützung bei der Versorgung der Passagiere und der Behebung der Schäden. Die Aufräumarbeiten begannen bereits am frühen Morgen, unmittelbar nachdem die polizeilichen Untersuchungen abgeschlossen waren. Fünf Streckenbaubrigaden und Bergungstrupps wurden umgehend eingesetzt, um die Schäden an Schienen und Wagen nicht zu vergrößern.