19. Juni 2025

Kubas Präsident zur Lage der Stromversorgung: „Werden nicht aufhören, an Lösungen zu arbeiten“

In seinem jüngsten Podcast „Desde la Presidencia“ hat sich Kubas Präsident Miguel Díaz-Canel am Donnerstag ausführlich zur angespannten Energiesituation des Landes geäußert. Das Thema Stromausfälle beschäftige die Kubaner derzeit am meisten und sei die Top-Priorität der Regierung, so der Staatschef. Von einer funktionierenden Stromversorgung hänge nicht nur das Wohlergehen der Bevölkerung, sondern auch der Betrieb der Wirtschaft ab.

Warum die neuen Solarparks bisher wenig Entlastung bringen

Eine Frage, die sich viele Kubaner stellten: Warum hat sich die Stromversorgung in den letzten Wochen trotz mittlerweile 13 neuer Solarparks nicht verbessert? Díaz-Canel verglich die aktuelle Lage mit jener im März: Seitdem ist die Stromnachfrage tagsüber von 2580 auf 3050 Megawatt (MW) und nachts von 3250 auf 3500 MW gestiegen. Das Defizit wuchs dadurch trotz einer leicht verbesserten Verfügbarkeit von 827 auf 1200 MW am Tag und von 1154 auf über 1600 MW in der Nacht an.

Energieminister Vicente de la O’Levy erklärte, dass die hohe Nachfrage mit den gestiegenen Temperaturen, aber auch mit Verbrauchsüberschreitungen zusammenhänge. „14 staatliche Betriebe und der Privatsektor in Havanna überziehen ihre Pläne“, so der Minister. Zudem steige der Bedarf um 200-250 MW, wenn kein Flüssiggas zum Kochen verfügbar ist – was aktuell aufgrund von Lieferengpässen seit mehreren Monaten der Fall ist. Haushalte greifen dann verstärkt auf elektrische Kochmittel zurück.

Hinzu komme, dass die Parks bisher vor allem weggebrochene Leistung ersetzen, wie beispielsweise die zurückgehende Zahl türkischer Kraftwerksschiffe oder ausgefallene Großkraftwerke, so der Minister. Auf der Habenseite steht, dass die Instandsetzung von Dieselgeneratoren vorankomme. „Wir haben jetzt 1000 MW an verteilter Erzeugung, die wir mangels Treibstoff nicht nutzen können“, erklärte der Minister. Diese könnten jedoch nicht betrieben werden: Durch die Sanktionen sei der Treibstoffimport von acht auf 1,4 Millionen Tonnen pro Jahr gesunken.

Díaz-Canel hob hervor, dass die Solarstrategie alles andere als gescheitert sei: „Im Juli werden wir über 500 MW Photovoltaik-Leistung haben, die bei fünf Sonnenstunden 2500 MW/h erzeugen. Auch die Reparatur der Wärmekraftwerke geht voran.“ Im Sommer sollen mehrere Blöcke der Kraftwerke Santa Cruz, Cienfuegos und Renté wieder ans Netz gehen.

Neue Formel“ für Treibstoff aus Venezuela

„Venezuela wurde angegriffen, boykottiert und verfolgt“, sagte Minister O’Levy über Kubas wichtigsten Öllieferanten. „Wir haben aber eine Formel gefunden, wenn auch nicht auf dem früheren Niveau. Die werden wir jedoch nicht erklären, damit man sie nicht verfolgt“, ergänzte Díaz-Canel schmunzelnd. „Genau“, bestätigte der Minister die Andeutung auf neue Bezugswege.

Díaz-Canel prangerte die „Perversität der US-Blockade“ an, die den Erwerb von Treibstoff massiv erschwere. Als Beispiel nannte der Minister ein seit März vor Santiago liegendes Gastankschiff, dessen Ladung erst jetzt gelöscht werden konnte. „Wir haben das Geld, aber es kommt nicht bei den Lieferanten an“, so O’Levy.

Stromversorger setzt auf bessere Planung und Verbrauchskontrolle

Der Chef des Stromversorgers Unión Eléctrica, Alfredo López, räumte ein, dass sich die Abschaltpläne verbessern ließen und man daran arbeite, dies zu tun. „Wir müssen die Stromausfälle auf ein handhabbares Maß reduzieren.“ Ziel sei es, mehr Strom zu erzeugen und die Nachfrage zu senken. Nutzer in privilegierten Kreisen müssten stärker zum Stromsparen angehalten werden.

López zeigte sich zuversichtlich: „Wenn wir es schaffen, im Juli und August die Verfügbarkeit zu erhöhen, Treibstoff zu bekommen und den Verbrauch zu rationalisieren, werden die Stromausfälle abnehmen und sich besser planen lassen.“

Díaz-Canel betonte: „Wir sind uns des Problems bewusst und arbeiten unermüdlich an Lösungen.“ Der Präsident verurteilte die Verbreitung von Falschmeldungen, wonach es 72-stündige Totalausfälle geben solle. „Das ist völlig falsch“, stellte López klar. Es werde auch diesen Sommer keine „Null-Abschaltungen“ geben, betonte Díaz-Canel, doch mit den noch kommenden Solarparks und der Wiederherstellung mehrerer Kraftwerksblöcke sieht man sich in Havanna gut gerüstet für den Sommer.

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