Nach der Ankündigung neuer Mobilfunktarife (Cubaheute berichtete) hagelte es vergangene Woche massive Kritik, insbesondere aus der Univeristätsgemeinschaft. Als Reaktion darauf kündigte Kubas staatliches Telekommunikationsunternehmen ETECSA am Montag einige Anpassungen der neuen Tarife und weitere Maßnahmen an.
Zusatzpaket für Studenten und verlängerte Laufzeit
Wie ETECSA -Präsidentin Tania Velázquez Rodríguez in der Sendung „Mesa Redonda“ mitteilte, wird das Unternehmen für Universitätsstudenten ein zusätzliches Datenpaket von 6 GB anbieten, das zum bereits verfügbaren 6-GB-Grundpaket hinzukommt. Diese Änderung, die den Kauf von 12 GB pro Monat für 720 Pesos (ca. zwei Euro nach informellem Wechselkurs) ermöglicht, wird ausschließlich für in der ETECSA -Datenbank registrierte Studenten verfügbar sein.
Außerdem soll der kostenlose Zugang zu Bildungs- und Wissenschaftswebsites erleichtert, Bildungskanäle auf der kubanischen Videoplattform Picta gefördert und Speicherplatz in ETECSA-Rechenzentren für wissenschaftliche Zeitschriften bereitgestellt werden. Um eine „angemessene Energieversorgung“ inmitten der aktuellen Stromkrise zu gewährleisten, will das Unternehmen zudem in die technologische Infrastruktur der Universitäten investieren und Hochschulen Zugang zu prioritär mit Strom versorgten ETECSA-Servern gewähren.
ETECSA-Vizepräsidentin Lidia Esther Hidalgo kündigte an, dass ab sofort alle Datenpakete eine Laufzeit von 35 statt 30 Tagen haben werden. Dies sei eine „Verbesserung“, die den Kunden ermögliche, „nicht unter Druck zu stehen“, wenn es um den möglichen Verlust von Datenvolumen gehe, so Hidalgo.
Neuer Zwischentarif angekündigt
Velázquez kündigte zudem an, dass es einen zusätzlichen Datentarif für weniger als 3360 Pesos (unter 8,50 Euro nach dem informellen Wechselkurs) geben werde, dem bisher niedrigsten Preis für Extrapakete. Details zu Kosten und Umfang nannte sie jedoch nicht, auch ein möglicher Starttermin blieb offen. Die Extrapakete richten sich an Kunden, die bereits die maximale Aufladung von 360 CUP innerhalb von 30 Tagen getätigt haben.
Die Extrapakete haben in erster Linie den Zweck, Einnahmen zu generieren. Die teuerste Option bietet 15 GB für 11.760 Pesos, das Doppelte des durchschnittlichen Monatslohns. Es gibt auch Varianten in US-Dollar, die von 10 USD für 4 GB bis zu 35 USD für 16 GB reichen. Alle Pakete, sowohl die Basis- als auch die Extrapakete, enthalten zusätzlich 300 MB für kubanische Websites.
Massiver Investitionsbedarf
Laut dem amtierenden Kommunikationsminister Ernesto Rodríguez Hernández ist die Zahl der Mobilfunknutzer seit dem Start der Mobildaten Ende 2018 von 5,3 auf über 8 Millionen gewachsen. Damals hatten nur wenige tausend Kubaner Zugang zum Internet, heute zählt die Insel mehr als 7 Millionen Handynutzer, die Mobildaten nutzen.
Dank der damals geschaffenen Infrastruktur habe Kuba die Covid-Pandemie besser bewältigen, Homeoffice und Fernunterricht fördern und den Zugang zu Bildungs- und Berufswebsites freischalten können – Fortschritte, die nun durch die Tariferhöhungen gefährdet seien, so Rodríguez.

Als Gründe für die im internationalen Vergleich höheren Kosten nannte der Minister die US-Blockade, durch die Kuba für internationale Telekommunikationsdienste mehr Devisen aufwenden müsse und Risikoprämien zahle. Zudem hätten mehrere Anbieter ihre Dienste eingeschränkt oder sich vom Markt zurückgezogen, einschließlich eines wichtigen technischen Supportdienstleisters.
All dies geschehe in einem Szenario, in dem der Datenverbrauch massiv gewachsen sei, während die Einnahmen des Unternehmens einen starken Einbruch erlitten. Während der Internetverkehr zunahm, seien keine Mittel zur Finanzierung der Nachfrage eingetroffen, und die Einnahmen seien so stark geschrumpft, dass ETECSA das Jahr 2025 mit nur 25 Prozent der Aufladungen von 2021 begonnen habe, erklärte Velázquez. Über 50 Prozent der landesweit 5000 Mobilfunkmasten hätten mangels Mittel für Ersatzteilbeschaffung keine Batterien für die Notstromversorgung mehr.
Angesichts dieser Lage habe man sich für eine „komplexe und sensible, aber notwendige Entscheidung“ entschieden, um die Firma wieder handlungsfähig zu machen. „Es war besser zu handeln, als auf ein größeres Übel zu warten“, erklärte der Minister.
Dialog soll weitergehen
Velázquez betonte, dass der Dialog mit Institutionen und der Bevölkerung weitergehen werde. Man habe bereits verschiedene Einrichtungen besucht, sich Beschwerden angehört und sich mit Organisationen wie der Studentenvereinigung FEU und dem kommunistischen Jugendverband UJC getroffen, um Maßnahmen zu deren Unterstützung festzulegen. Einige Themen seien neu aufgekommen, an anderen arbeite das Unternehmen bereits länger, vor allem mit den Ministerien für Bildung, Hochschulbildung und Gesundheit.
„Wir haben Schüler und Studenten verschiedener Bildungsstufen angehört. Wir sind auf ihre Beschwerden über die Art und Weise eingegangen, wie die Bestimmungen kommuniziert wurden, und über die Bestimmungen selbst, und wir werden die notwendigen Prioritäten setzen, sobald wir uns finanziell erholt haben“, sagte Velázquez.