11. Oktober 2024

Über 350.000 Kubaner erhielten Kredite vom Staat

Kubas Banken haben in den vergangenen Jahren Kleinkredite im Wert von 3,2 Mrd. Peso an die Bevölkerung ausgegeben, was einer Summe von 129 Millionen US$ entspricht. Im Interview mit der kubanischen Tageszeitung Granma erklärte der Vizepräsident der kubanischen Zentralbank, Francisco Mayobre, das seit Beginn des Programms Ende 2011 Kleinkredite an über 378.000 Personen für verschiedene Zwecke ausgegeben wurden. Den größten Anteil hatten Kredite für Baumaßnahmen, die 63 Prozent aller vergebenen Darlehen ausmachten.

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Francisco Mayobre, Vizepräsident der kubanischen Zentralbank (Quelle: Granma)

Mit den Mikrokrediten will Kuba vor allem private Bautätigkeiten beschleunigen und Hurrikanopfern gezielte Hilfe zukommen lassen. Bis August 2013 wurden umgerechnet 60 Millionen Dollar ausgegeben, diese Zahl wurde nun mehr als verdoppelt. 1,1 Mrd. Peso (ca. 4 Millionen US$) wurden Kleinbauern zu Verfügung gestellt. Eine Summe von umgerechnet 400.000 US$ kam dem Erwerb von energiesparenden Haushaltsgeräten zu Gute, die ebenfalls durch das Programm gefördert werden. Bereits während der „Energierevolution“ im Jahr 2005 wurden Energiesparlampen und neue Kühlschränke über Kredite an die Bevölkerung gebracht.

Durch die gestiegene Nachfrage nach Bankdienstleistungen bilden sich jedoch immer größere Schlangen vor den Dienststellen, was zu erheblichen Wartezeiten führen kann. Um dem Problem entgegenzuwirken wurden die Öffnungszeiten der meisten Fillialen bis in die frühen Abendstunden verlängert und die Eröffnung neuer Geschäftsstellen in Erwägung gezogen.

Ein weiterer Schritt um Qualität und Verfügbarkeit des Bankwesens zu erhöhen, ist die Errichtung neuer Bankautomaten und die Ausgabe von Magnetkarten. Dadurch sollen beispielsweise Rentner ihre Pension über die Geldautomaten beziehen können. Viele Kubaner könnten sich dann den Gang in die überlasteten Büros sparen. Auf lange Sicht ist auch das bargeldlose Bezahlen in den Läden des Landes vorgesehen. Heute gibt es in Kuba lediglich 581 Geldautomaten, davon befinden sich 396 in Havanna. Für 2015 plant die Zentralbank den Bestand um 30 Prozent zu vergrößern und 175 neue Automaten aufzustellen. Außerdem sollen 2,4 Millionen Geldkarten in Umlauf gebracht werden.

Allerdings gibt es auch Probleme: Die Privatunternehmen beklagen sich über mangelnden Zugang zu Krediten und Bankkonten. „Wir haben Umfragen durchgeführt und festgestellt, dass viele Selbstständige Bedenken und Probleme mit der Arbeit der Bank haben“, sagte Mayobre. Ihre Vorschläge seien im vergangenen Jahr teilweise umgesetzt wurden, als die Kreditvergabe erleichtert und zusätzliche Sicherheiten akzeptiert wurden. Dennoch wurden bis heute weniger als 100 Kleinkredite an Privatunternehmen vergeben.

Kubas staatlicher Bankensektor steht derzeit vor der Herausforderung, sich rasch dem wachsenden Bedarf an professionellen Bankdienstleistungen anzupassen und gleichzeitig die anstehende Währungsreform zu bewältigen. Die Ausgabe von Kleinkrediten nahm in den letzten Jahren rasch an Fahrt auf und könnte bald zu einer wichtigen Stütze des neuen Privatsektors werden. Um dem gerecht zu werden, kündigte Mayobre die Reduzierung der Zinssätze und die Erleichterung von Kontoeröffnungen an.

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