19. April 2024

Kuba und Russland vertiefen Wirtschaftsbeziehungen

Das sozialistische Kuba ist zur Zeit auf der Suche nach neuen Investoren und Handelspartnern. Nach einer Reihe von Staats- und Parteibesuchen in Asien, ist nun Moskau an der Reihe. Dort scheint der Rubel jetzt zu rollen. Im Rahmen eines Unternehmerforums zwischen Kuba und Russland in Havanna, bekräftigten beide Länder ihre Bereitschaft zum Ausbau der Wirtschaftsbeziehungen. Präsident Miguel Díaz-Canel kündigte bei seinem Staatsbesuch im vergangenen November die Unterzeichnung mehrerer Abkommen, unter anderem im Energiebereich an. Kuba wolle die „wirtschaftlichen Beziehungen zu Russland auf die höhe der politischen heben“, so Díaz-Canel damals.

52 russische und 106 kubanische Firmen nahmen an dem ersten bilateralen Unternehmertreffen seit 2019 teil, mit dem „der Handel und die Wirtschaft des Landes wiederbelebt werden soll“, schreibt das Nachrichtenportal „Cubadebate“. 2022 lag das Handelsvolumen zwischen beiden Ländern bei 450 Millionen US-Dollar und hat sich damit im Vergleich zu vor der Pandemie mehr als verdreifacht. Wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, will Kuba in einem weitgehenden Schritt russischen Firmen Land für bis zu 30 Jahre zum Nießbrauch übertragen. Darüber hinaus werden russische Unternehmen von Einfuhrzöllen für bestimmte Technologien bei freier Gewinnausfuhr befreit. Der Warenaustausch zwischen beiden Ländern soll durch die Einrichtung einer neuen maritimen Direktverbindung, die zuletzt zu Sowjetzeiten bestand, beschleunigt werden.

Kuba strebt regelmäßige Treibstoff-, Düngemittel-, und Getreidelieferungen aus Russland an, mit denen der Bezug dieser Produkte für die Insel zu einem gewissen Grad von Weltmarktentwicklungen entkoppelt würde. Insgesamt wurden acht Abkommen unterzeichnet, neben regelmäßigen Getreidelieferungen zwischen der russischen Prodintorg Joint Stock Company und Kubas Alimport umfassen diese die Bereiche Makroökonomie, Künstliche Intelligenz sowie die Gründung mehrerer Joint-Ventures. Eines der Gemeinschaftsunternehmen soll künftig die Zuckermühle „Uruguay“ in Sancti Spíritus betreiben, deren Kapazität auf 150.000 Tonnen pro Jahr ausgeweitet werden soll.

Diverse Banken und Handelsunternehmen kündigten an, Filialen auf Kuba errichten zu wollen. In Havanna wird unter dem Namen „Rusmarket“ ein neues Geschäft für Lebensmittel- und Haushaltswaren eröffnen. Die Handelstransaktionen zwischen beiden Ländern sollen künftig vorwiegend in Rubel stattfinden, der später auch gültiges Zahlungsmittel in Restaurants und Geschäften auf der Insel werden soll.

Eine der größten Investitionen zwischen beiden Ländern wurde vor kurzem eingeweiht: Das 1958 errichtete Stahlwerk „Antillana de Acero“, Kubas einzigstes größeres Stahlwerk, wurde mit einem russischen Kredit in Höhe von 100 Millionen US-Dollar ab 2017 grundlegend modernisiert und erneuert. „Wir erinnerten uns heute an den Besuch 2018 in Antillana de Acero, bei dem ihr Verfall überall sichtbar war. Als wir heute Morgen dort ankamen sahen wir eine totale Veränderung. Es handelt sich um eine der wichtigsten Investitionen des Landes, die mit einem russischen Kredit finanziert wird“, sagte Díaz-Canel bei der Wiedereröffnung Mitte April.

Darüber hinaus haben Kuba und Russland einen Austausch über Wirtschaftsreformen gestartet. Das russische Stolypin-Institut für Wachstumsökonomie plant hierfür gemeinsam mit kubanischen Fachleuten ein Institut für Wirtschaftstransformation auf der Insel zu errichten. Neben der Einbettung des Privatsektors in das kubanische Modell stehen vor allem Themen wie die (digitale) Verwaltung von Staatsunternehmen auf der Agenda. Darüber hinaus dürften sich beide Länder auch über den Umgang mit Sanktionen austauschen.

Die Russische Föderation ist einer der engsten Verbündeten Kubas. Ihr Vorgängerstaat, die Sowjetunion, war über viele Jahrzehnte hinweg der wichtigste strategische- und Handelspartner der Insel. Nicht wenige Kubaner haben russisch gelernt und in der Sowjetunion studiert, was Kuba heute noch bei der Wartung seines umfangreichen Bestands an sowjetischer Technik zu Gute kommt. Während der Pandemie spielten russische Touristen eine wichtige Rolle, um zumindest eine minimale Hotelauslastung aufrechtzuerhalten. Mit Blick auf den Energiesektor geht ohne russische Ersatzteile wenig bis nichts: alle Schwerölkraftwerke Kubas, die für rund 70 Prozent der Stromerzeugung aufkommen, sind sowjetischer Bauart. Außerdem ist Russland der wichtigste Partner in einem langfristigen Projekt zur Erneuerung des Schienenverkehrs in Kuba.

Mit Beginn des Ukrainekrieges machte sich Havanna an einen diplomatischen Spagat, indem es einerseits sein Bekenntnis zum Völkerrecht erneuerte und eine diplomatische Lösung einforderte, andererseits gegenüber Moskau keine Zweifel an der Freundschaft mit Russland aufkommen ließ.

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8 Gedanken zu “Kuba und Russland vertiefen Wirtschaftsbeziehungen

  1. Wie kann ein Staat wie Kuba, auf dem Weg in den Abgrund, sich immer noch und mehr an solche suspekten und Schurken-Staaten halten wie Russland, Iran, China, Venezuela, etc.
    Länder mit Regimen, für die Humanität und Freiheit ein Fremdwort und gleichzeitig rhetorische Manipulation ist.

    Ich fasse es nicht. Die Menschen hungern und es wird eine Drecksideologie und kranke Solidarität gepflegt.

    ‚So klammert sich der Schiffer endlich noch
    Am Felsen fest, an dem er scheitern sollte.‘
    Goethe, Torquato Tasso, 1807. 5. Akt 5. Szene, Tasso zu Antonio

    1. Ganz einfach: der natürliche größte Nachbarmarkt (USA) blockiert sie und von den meisten westlichen Ländern haben sie wenig bis nichts zu erwarten. Die Kubaner sind gerade nicht in einer Situation, in der sie besonders wählerisch bei der Auswahl ihrer Handelspartner sein können. Sind wir aber ja auch nicht: ohne die Verzahnung mit China wäre die deutsche Exportwirtschaft so nicht denkbar und unser russisches Öl kaufen wir halt in Indien, Gas kommt aus Katar und Waffen verkaufen wir nach Saudi-Arabien. Wenn man im Glashaus sitzt (und das tun mehr oder weniger alle Länder der Welt), sollte man vorsichtig sein beim Steine werfen.

      1. Der natürliche größte Nachbar-Markt blockiert nicht, er sanktioniert. Das ist ein kleiner aber wohlfeiler Unterschied. Und die Sanktionen wären längst ad absurdum geführt, würde der Staat seine wirtschaftlichen Monopole Schritt für Schritt zu Gunsten privatwirtschaftlicher Unternehmen abgebaut haben und mehr wirtschaftliche Freiheiten zulassen. Wegen staatlich organisierter Misswirtschaft steckt das Land ja vordergründig in diesem Dilemma. Viel für den größten Nachbarn hat das Land ohnehin nicht zu bieten. Warentransfer gibt es allenfalls aus den USA nach Kuba, z.B. Medikamente und Lebensmittel.
        Russland hat sich nie sonderlich für Kuba interessiert, wenngleich immer ein paar Projekte mit Kuba angeschoben werden sollten, aber mit den Erfahrungen ist das Vertrauen in den Jahren gesunken. Bin gespannt, wo der Benefit für die Russen liegen wird und welche Konzessionen Kuba machen muss, um das archaische diktatorische Regime zu sichern. Auf wirtschaftlicher Ebene dürfte wenig rumkommen, ideologisch schon gar nicht.
        Nachtigall, ick hör dir trapsen…

        1. Gut gebrüllt Löwe, mit dem Finger auf andere Zeigen und Moral predigen können wir richtig gut. Helfen wir, als Deutschland, Kuba. Eher nicht, dort ist ja keine Demokratie, kann man sich nur wundern, 20 Jahre hat es gedauert und Afgahnistan ist ein demokratischer Musterstaat. Alle Achtung! Sicher hat Kuba sehr viel hausgemachte wirtschaftliche Probleme, das fing mit dem 1. Wirtschafgsminister „Che“ an und zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte. Die Insel hungert. Brot wird von dem genommen der es gibt – wir der „Werte-Westen“ sind es jedenfalls nicht. Hat mal ein großer Dichter gesagt, … ersg das Fressen und dann die Moral… . Einfach mal darüber nachdenken, statt nach der Abschaffzng der“Brötchentaste“ am Parkautomaten zu schreien. Aber sollange wir mal fix 15Mrd. für Rüstungshilfen lockermachen und keine 3Mrd. für die UN-Hungerhilfe zusammenbekommen, ist es interessant wie man in den Spiegel noch blicken kann.

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