Die Reorganisation der Finanzen hat in Kuba in den letzten Jahren beträchtliche Fortschritte erzielt. Derzeit bezahlt das Land jedes Jahr 3 Mrd. US$ an Auslandsschulden zurück und konnte dabei im vergangenen Jahr seine Einnahmen erhöhen. Der ehemalige kubanische Wirtschaftsminister und Ökonom José Rodríguez analysierte jüngst in einem Artikel die wirtschaftliche Situation seines Landes und gab dabei konkrete Zahlen zum Schuldendienst bekannt.
Erhebliche Anstrenungen zur Entschuldung
„Es wird geschätzt, dass Kuba eine Summe von 4 Prozent seines BIPs bezahlt, was eine erhebliche Anstrengung für die Nation bedeutet“, schreibt Rodríguez. Das Bruttoinlandsprodukt Kubas wurde für 2013 mit 77,15 Mrd. US$ beziffert, die Staatseinnahmen lagen bei 44 Mrd. US$. In den letzten Jahren seien Rodríguez zu Folge wesentliche Erfolge bei der Neuverhandlung von Altschulden erzielt worden. Allein Russland erließ Kuba neulich 90 Prozent seiner Schulden, die größtenteils aus der Sowjetära stammen.
Länder wie Mexiko, China und Japan haben ebenfalls Schuldenerlasse und Vereinbarungen zur Rückzahlung mit Kuba getroffen. Bei den Gesprächen mit der EU, deren nächste Runde Anfang Januar beginnt, wird es auch auch um die Schulden die Kuba beim „Pariser Club“ hat gehen. Der Schuldendienst sei notwendig, um die internationale Kreditwürdigkeit Kubas zu erhöhen betonte der ehemalige Wirtschaftsminister.
In weniger als fünf Jahren schuldenfrei
Auf Druck der US-Regierung haben 2014 einige wichtige Banken das Land verlassen, weswegen Kuba in diesem Jahr Liquiditätsschwierigkeiten hatte. Kubas Auslandsschulden wurden zuletzt für das Jahr 2011 auf 20,2 Prozent des BIPs beziffert, etwa 14 Mrd. US$. Bei der jetzigen Geschwindigkeit des Schuldendienstes wäre Kuba in weniger als fünf Jahren schuldenfrei.
Für ausländische Investoren ist es wichtig, dass die Schuldenlage mit ihrem Herkunftsland geregelt ist, da sich für neue Projekte sonst nur schwer Kredite auftreiben lassen. Damit Kuba diese Schuldenlast tragen kann, waren in den letzten Jahren erhebliche Einsparungen notwendig, die Rodríguez ebenfalls aufzeigt. So reduzierten sich die Staatsausgaben im Verhältnis zum BIP von 78 Prozent im Jahr 2008 auf 65 Prozent im Jahr 2013.
Erreicht wurden die Einsparungen durch die Streichung von etwa 600.000 Jobs im Staatssektor sowie den Abbau einiger Subventionen. In den Jahren 2009 bis 2012 gab es dabei die größten Einschnitte, seitdem konnten die Sozialsysteme ihr Niveau in etwa konsolidieren. Das Haushaltsdefizit ging dabei merklich zurück auf 1,3 Prozent des BIP, was die Planungssicherheit für Investitionen gestärkt hat.
Die Nettoeinnahmen durch die Staatsbetriebe sind im selben Zeitraum um 54 Prozent angesteigen, während die Einnahmen auf die Umsatzsteuer um 10 Prozent anstiegen. Allerdings gingen die Bruttoanlageinvestitionen währenddessen um 24 Prozent zurück und liegen nun bei unter 10 Prozent des BIP. Trotz eines leichten Rückgangs der Beschäftigten von 0,6 Prozent konnte die Arbeitslosigkeit auf einem niedrigen Niveau von 3,2 Prozent gehalten werden. Mittlerweile sind 26,3 Prozent der Beschäftigten im privaten bzw. genossenschaftlichen Sektor tätig, 73,7 Prozent arbeiten beim Staat.
Voraussetzungen für steigenden Lebensstandard
Der Durchschnittslohn ist in den letzten fünf Jahren um 13,5 Prozent gestiegen. Wenn man den Verbraucherpreisindex mit einbezieht ergibt sich eine Reallohnerhöhung von etwas über 1,5 Prozent pro Jahr. Diese droht allerdings zwischen Subventionsabbau und gestiegenen Lebenshaltungskosten zu verdampfen. Eine wirkliche Steigerung des Lebensstandards habe es in den letzten Jahren nicht gegeben, gesteht Rodríguez ein.
„Es ist logisch, dass diese Fortschritte sich nicht in einem höheren Lebensstandard für die Bevölkerung zeigen, aber sie sind essentiell um dieses Ziel erreichen zu können. Dafür brauchen wir mehr finanzielle Ressourcen und mehr Investitionen, damit die Wirtschaft über 6 Prozent im Jahr wachsen kann“, erklärt Rodríguez. Das Durchbrechen dieser Marke wird von Kubas Ökonomen als Voraussetzung für eine spürbare Verbesserung der Reallöhne und des Lebensstandards angesehen.
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