19. März 2024

Jeder zweite kubanische Haushalt soll bis 2020 am Netz hängen

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Internetcafé in Santiago de Cuba (Quelle: Martí Noticias)

Die kubanische Regierung arbeitet derzeit an einem Programm, um das Internet in den nächsten fünf Jahren für alle Kubaner „verfügbar und erschwinglich“ zu machen, sagte vor wenigen Tagen der zuständige Funktionär des Kommunikationsministeriums in einem Interview mit dem Onlinemagazin Cubadebate. Kuba will im Rahmen der UN bis zum Jahr 2020 konkrete Ziele zur Verbesserung des Zugangs zu Informationstechnologien erreichen.

Agenda im Rahmen der Vereinten Nationen

Im Rahmen der Agenda „Connect 2020“ sollen die beteiligten Länder sicherstellen, dass bis zum Jahr 2020 mindestens 50 Prozent der Haushalte über Internetzugang verfügen. Dieser darf zudem maximal fünf Prozent des monatlichen Durchschnittslohns kosten. 60 Prozent der Haushalte sollen bis dahin ebenfalls über Zugang zu Mobiltelefonen verfügen. Das Programm wird von der internationalen Telekommunikationsunion (ITU) getragen, deren Mitglied Kuba ist. Die ITU ist Teil der Vereinten Nationen.

Im Ranking der ITU über die Entwicklung der Telekommunikationstechnologien belegt Kuba den Ranglistenplatz 125 von 166 untersuchten Ländern. Lediglich 25 Prozent der Kubaner nutzen derzeit das Internet (Privatanschlüsse: ca. 3-5 Prozent), 22 Prozent sind Handynutzer. Ein Sprecher des Kommunikationsministeriums räumte indes ein, dass die Politik bisher kein langfristiges Entwicklungsprogramm zur Digitalisierung der Gesellschaft entworfen hat.

Die letzten November entwickelten Ziele der UN werden jedoch mitgetragen und sollen als Grundlage für das Konzept dienen. Es werde derzeit „an den Vorbereitungen und strategischen Planungen zur Erreichung dieser Ziele gearbeitet“, sagte Ernesto Rodríguez Hernández, Leiter der IT-Abteilung beim kubanischen Kommunikationsministerium. Begleitet werden sollen die Maßnahmen von neuen Inhalten und Dienstleistungen, auch eine Ausweitung des mobilen Datennetzes ist geplant.

Ende März traf erstmals eine US-Delegation in Havanna ein, um die Kubaner über die neuen Regeln für den Export von IT-Ausrüstung zu informieren. Im Zuge der diplomatischen Wiederannäherung mit den Vereinigten Staaten im vergangenen Dezember hatte US-Präsident Obama die Wirtschaftsblockade gegen Kuba in einigen Bereichen gelockert, darunter auch IT- und Telekommunikationstechnik. „Es herrscht ein richtiges Potential hier, wenn es den Willen von kubanischer Seite her gibt“, sagte ein Sprecher des US-State Department gegenüber Reuters.

Das Internet als ein „Recht aller“

Über die Erreichung der UN-Ziele kommentierte er: „Ich denke sie [die Kubaner] sind sehr eifrig dabei, diese umzusetzen. Sie bleiben zurück, und das heißt sie versperren ihren Leuten den Zugang zu Wissen und zur Möglichkeit sowohl als Volk als auch als Wirtschaft zu wachsen, und sie sind sich dessen bewusst.“ Kubas Regierung würde nach Mechanismen suchen, um die Konnektivität zu verbessern und gleichzeitig die Kontrolle über den Markt zu behalten.

Bereits im Februar betonte Kubas Vizepräsident Miguel Díaz-Canel auf einem Informatikkongress in Havanna, das Internet sei „ein Recht aller“. Wenige Wochen später eröffnete in Havanna der erste kostenlose und öffentliche WiFi-Zugangspunkt. Seit kurzem können Internetnutzer in der Hauptstadt gegen Bezahlung auch auf die WiFi-Netze in den Touristenhotels zugreifen. Díaz-Canel forderte auf dem Kongress unter anderem die Entwicklung einer systematischen Politik zum Ausbau des Internetzugangs auf der Insel, nannte aber keine genauen Indikatoren. Es ist das erste Mal, dass sich Kuba jetzt im Rahmen eines UN-Programms konkrete Ziele zur Entwicklung des Internetzugangs setzt.

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