Im Zuge zurückgehender Lieferungen aus Venezuela orientiert sich Kuba derzeit immer stärker an den eigenen Ölvorkommen. Im nächsten Jahr wollen die russische Firma Rosneft und das australische Unternehmen Melbana die kubanischen Vorkommen in der Nähe der Nordküste bei Varadero weiter erkunden. Seit 2013 haben sich die Erdöllieferungen aus Venezuela mehr als halbiert und müssen derzeit durch Zukäufe auf dem Weltmarkt kompensiert werden.
Die ökonomische Krise in Venezuela betrifft spätestens seit diesem Jahr auch die kubanische Wirtschaft. Auf der Parlamentssitzung im Juli kündigte Präsident Raúl Castro ein Sparprogramm an, das Einsparungen von rund einem Drittel bei den fossilen Brennstoffen vorsieht. Kuba bezog rund die Hälfte seines Erdölbedarfs aus dem befreundeten Land, im Gegenzug arbeiteten zu hochzeiten rund 40.000 kubanische Ärzte in Venezuela.
Statt den üblichen 100.000 Barrel täglich kommen derzeit weniger als 50.000 Barrel venezolanisches Öl in Kuba an, wie das Wall Street Journal berichtet. Zudem ist das gelieferte Öl meist von schlechterer Qualität, weshalb Kuba erstmals seit über 12 Jahren wieder auf dem Weltmarkt zukaufen muss. Aus diesem Grund will Kuba verstärkt auf eigene Kapazitäten setzen.
So meldete die Raffinerie Sergio Soto, Kubas wichtigste Raffinerie für die Verarbeitung von einheimischem Öl, eine Zunahme der Produktion von 50.500 Tonnen im Jahr 2014 auf über 72.000 Tonnen in diesem Jahr. Dies deutet auf einer verstärkte Nutzung der eigenen Reserven hin. Kubas verfügt über erschlossene Ölfelder an Land entlang der Nordküste, das dort gewonnene Öl ist jedoch von niedriger Qualität und eignet sich vor allem zur Stromerzeugung.
Da derzeit noch immer über 80 Prozent der elektrischen Energie auf der Insel mittels Schwerölkraftwerken und dezentralen Generatoren gewonnen wird, kann die weitere Förderung der eigenen Ölfelder zu einer Linderung der aktuellen Energiekrise beitragen. Bisherige Offshore-Bohrungen verliefen erfolglos, die beiden Unternehmen aus Australien und Russland wollen jedoch zunächst vor allem die bereits erschlossenen Felder an Land weiter ausbauen. Startschuss für die weiteren Erkundungen ist November 2017.
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