In Kubas Hauptstadt Havanna wurde offenbar jüngst im Rahmen eines Experiments damit begonnen, die staatlichen Zeitungsverkaufsstände (Kioscos) an private Betreiber zu verpachten. Zeitungsverkäufer wäre damit ein weiterer von rund 200 Berufen, den die Bürger der Insel „auf eigene Rechnung“ ausüben dürfen.
Yordanka Díaz, Direktorin der Postverwaltung von Havannas Stadtteil „Plaza de la Revolución“, sagte gegenüber dem Blog „14ymedio“: „Es ist notwendig einen dreitägigen Kurs zu machen, danach kann der Interessent sich an die nationale Steuerverwaltung (ONAT) wenden, um eine Lizenz zu beantragen.“ In ihrem Gebiet gebe es lediglich drei Zeitungskioske, die noch nicht verpachtet sind. Vor allem Rentner und Hausfrauen würden die Glegenheit nutzen, sich auf diesem Weg wieder ins Arbeitsleben zu integrieren.
„Vorher hat mir der Staat einen Lohn von 120 Pesos (ca 5 €) bezahlt, heute muss ich täglich 10 Pesos an Abgaben entrichten. Der Preis für eine Zeitung bleibt bei 0,20 Pesos pro Exemplar, so dass ich 300 Zeitungen täglich verkaufen müsste um drei Pesos zu verdienen, aber die Leute „helfen“ mir“, sagte eine der neuen privaten Verkäuferinnen in der Calle 26 gegenüber dem Medium. Üblicherweise wird in Havanna für eine Zeitung ein Peso bezahlt, während die Verkäufer ihre Zeitungen für 0,19 Pesos beim Staat beziehen und eigentlich für 0,20 Pesos verkaufen müssten.
„Es gibt Leute, die bezahlen 50 Centavos oder einen Peso. Und der Staat muss mir keinen Lohn mehr bezahlen, sondern verlangt von mir monatlich 300 Pesos. Sie verdienen, und auch ich verdiene heute mehr als früher… und alle sind zufrieden“, erklärte die Verkäuferin.
Im Rahmen des Experiments sollen sich private Verkäufer einen freien Stand in ihrer Nähe aussuchen können, den sie dann „auf eigene Rechnung“ betreiben. Der Staat will hierfür die Rahmenbedingungen verbessern und die oftmals sehr mitgenommenen Blechhütten wieder Instand setzen.
Das Experiment geht sicher schief. Bei einer Gewinnspanne von CUP 0.01 ( EUR 0.0004) soll der Verkaeufer noch 10 Peso abgeben. Aber wenn er inoffiziell 1 Peso daran verdient sind das schon stolze EUR 0.04. Der bekommt nicht mal das Held fuer 1 Flasche Bier zusammen…. Zudem ist es ein trauriges Schmierblatt und stellt die ganze Pressevielfalt dar. Da lachen sich sogar die Cubanos halb tot.
Alles schön und gut,
jetzt müsste es nur noch ein attraktives Repertoire an freien Printmedien geben.
Jeden Tag die Granma zu lesen, ist leider auch keine Lösung. 🙂
Schön und gut, aber was ist mit der Pressefreiheit in der BRD?
Es gibt zwar viele Zeitungen und Medien, doch die Berichten in Variationen dasselbe. Nur die Zensur funktioniert hierzulande subtiler, sie findet freiwillig im Kopf des Journalisten statt, der, um leben zu können, schreibt was die Chefredakteure hören wollen.
Welchen Sinn macht deshalb Medienkritik gegenüber Kuba? Die werden bald an kritischer Berichterstattung den „freien“ Westen überholen
Eine Pressefreiheit gibt es in der BRD sehr wohl, es wird niemand staatlich sanktioniert. Was du beklagst (ob nun zu recht oder unrecht). ist letztlich ziviles Rückgrat! Das kann man nur bei den jeweiligen Protagonisten beklagen und reklamieren. Das kann doch niemand ernsthaft mit der staatlichen Schere und deren Sanktionen gleich setzen wollen? Relativismus hat noch nie für eine stichhaltige Argumentation getaugt, es handelt sich ja nicht um mehr als ein Pseudo-Argument. So etwas ist einfach unredlich.
Ich kenne solche Argumentationsmuster aus der verbitterten Eltern-Generation ostdeutschen Ursprungs. Ich habe selbst 18 Jahre in der DDR gelebt, ich weiß sehr genau, was Freiheit und Unfreiheit bedeuten.
Liebe freunde, vom zeitungskiosk zur pressefreiheit. Hier zum thema:
Struggle over the Cuban press intensifies
http://cubasocialistrenewal.blogspot.com.au/2016/09/struggle-over-cuban-press-intensifies.html
Struggle over the Cuban press intensifies (2)
http://cubasocialistrenewal.blogspot.com.au/2016/10/struggle-over-cuban-press-intensifies-2.html
Das ist die englische uebersetzung der texte von Marce Cameron in spanisch. Petra hat recht. Das potential existiert. Auch der freie blick und eine klare philosophische grundlage.
Aber Auggie hat auch recht, weil ein massiver, reaktionaerer staatsapparat die keimformen selbstaendigen denkens und handelns sofort massiv unterbindet.
Dass Karina Marron von Granma kann so frei agieren, ist nur moeglich, weil sie in diesen „mafiosen“ kreisen der PCC eine starke unterstuetzung erfaehrt.
Es gibt auch einen anderen hinweis, dass der freie informationsfluss nicht zugelassen wird. Das Internet. Ich weiss nicht, ob ihr hier wisst, wie es damit Cuba aussieht. Es ist eine katastrophe. Versucht, diesen themen nachzugehen, dann versteht ihr besser, wie es in Cuba wirklich zugeht. Dann seid ihr auch nicht angewiesen auf diese schoenrednereien.
Um es deutlich zu machen. Ich unterstuetze die CubanerInnen auf ihrem weg ohne die politische mafia der PCC und ohne die mafia aus der USA/Canada oder Europa. Aber wir muessen ehrlich sein und nicht den schein vor das sein setzen.
mit lieben gruessen, willi
z.zt. Asuncion, Paraguay
Nur kurz zum Internet auf Cuba:
Es gibt einen relativ einfachen Zugang über W-LAN in jeder größeren Stadt, der mit Hilfe eines Coupons und dem darauf enthaltenen Login und Passwort frei geschaltet wird. 1 Stunde surfen kostete 2 CUC als ich im DEZ – JAN 2015 dort war. Dem Touri tut das nicht weh, für einen Kubaner ist das viel Geld! Den Zugang selbst habe ich als sehr frei erlebt, was auch daran liegen könnte, dass Zensur nur auf spanischsprachige Inhalte angewendet wird, wenn überhaupt. Eigene Webseiten zum Bloggen und für den freien Informationsaustausch, dafür reicht die Freiheit leider nicht. Private Mail-Only Zugänge sind relativ teuer, weil pro (ich weiß nicht mehr genau) Mail oder Volumen abgerechnet wird. Sogar Skype-Verbindungen sind nicht geblockt und über die W-LAN Hotspots möglich.
Was mich wunderte ist, dass man meinen Pass haben wollte, als ich gleich 10 Internet-Coupons kaufen wollte. Ich wollte sie für meine Reise (5 Wochen) nutzen und auch einige Freunde damit bedenken. Da die ETECSA-Verkaufsstellen häufig überfüllt sind und lange Schlangen davor warten, wollte ich die Chance nutzen und mir das weitere Anstehen sparen.
Sie wollen also die PCC stürzen? Wer soll an ihrer Stelle die Macht übernehmen? Wieder die Yankees? Denn darauf läuft doch ein Regime-Change doch hinaus oder nicht? Schauen Sie sich doch um im Lateinamerika, überall wo die Rechte sich wieder an die Macht geputscht hat wie in Brasilien, werden die Armen wieder ärmer. In Ecuador wollen einige verrückte Linksradikale und Maoisten einen Bankster bei der Wahl unterstützen. Sind das die Freunde Lateinamerikaa?
Die PCC war bisher ein Garant für ideologische Dogmen und Festschreibungen. Sie steht damit auch für den Ausschluss anderer politischer Strömungen/Positionen, offener Meinungsbildungsprozesse und freier politischer Teilhabe/Mitgestaltung. Dass sich nicht alle Kubaner durch sie repräsentiert fühlen, dürfte klar auf der Hand liegen. Die Menschen sind divers und ebenso ihre Positionen. Insofern stellt sich die Frage, wodurch die Vormachtstellung der PCC demokratisch legitimiert ist und wie es sein kann, dass eine solche Vormachtstellung auf ewig festgeschrieben sein kann? Ein Regimechange muss irgendwann auf ein demokratisches System hinaus laufen, das verschiedene politische Kräfte zulässt, durch die das Kubanische Volk repräsentiert wird.
Die PCC war bisher ein Garant für ideologische Dogmen und Festschreibungen. Sie steht damit auch für den Ausschluss anderer politischer Strömungen/Positionen, offener Meinungsbildungsprozesse und freier politischer Teilhabe/Mitgestaltung. Dass sich nicht alle Kubaner durch sie repräsentiert fühlen, dürfte klar auf der Hand liegen. Die Menschen sind divers und ebenso ihre Positionen. Insofern stellt sich die Frage, wodurch die Vormachtstellung der PCC demokratisch legitimiert ist und wie es sein kann, dass eine solche Vormachtstellung auf ewig festgeschrieben sein kann? Ein Regimechange muss irgendwann auf ein demokratisches System hinaus laufen, das verschiedene politische Kräfte zulässt, durch die das Kubanische Volk repräsentiert wird.
Rückrad nutzt nichts, wenn ein unliebsamer Artikel einfach nicht gekauft wird. Als Westfrau kenn ich dieses Land anders und besser. Als es noch die DDR gab konnten wir hierzulande im Schatten der Mauer einen ansehnlichen Sozialstaat aufbauen. Die Presse war kritisch, der alte Augstein vom Spiegel ging für seine Überzeugungen in den Westknast. Als die DDR ruhmlos unterging, hat die hiesige Herrschaft jede Beißhemmung verloren. Was Kuba betrifft, so kann man dieses Land unmöglich durch die DDR Brille beurteilen, denn Kuba war niemals eine karibische DDR. Dort hat ein stolzes Volk seinen Diktator gestürzt und die nationale Unabhängigkeit errungen. Mich erinnert Kuba weniger an die DDR, sondern an Frankreich, das ebenfalls stolz noch an sein 1789 erinnert. Castro war kein kommunistischer, sondern ein bürgerlicher Revolutionär, der allerdings die UdSSR als Sponsor brauchte. Lieber hätte er Kennedy genommen, aber der wollte nicht. Und Che, klar der war ein Träumer und ist viel zu jung gestorben…..aber was wäre die Welt ohne Träumer…
Zu letzterem:
Das ist wohl war! Ich sehe Kuba aber nicht durch die DDR-Brille. Kubas „Sozialismus“ ist eine andere Schimäre als die in der DDR. Allein der kulturelle Unterschied, die Orientierung gen Amerika und sogar das Wetter dürften ihren Anteil daran haben. Befragt man Kubaner zum Sozialismus, wissen sie natürlich alle Vorzüge vorzubeten. Die allerwenigsten haben aber bis in die letzte Konsequenz begriffen, was Sozialismus bedeutet. Neben der fehlenden freien Presse ist auch das ein Punkt, der vergleichbar mit der DDR ist! Ich sehe auf Kuba aber wenigstens das redliche Bemühen von Seiten der Regierung innerhalb der selbst geschaffenen ideologischen Grenzen die Gesellschaft zu korrigieren, zu transformieren. neu zu formen und zu flexibilisieren, was früher nicht selten am Starrsinn Castros scheiterte. Das wird nicht ganz reichen, denn es ist so inkonsequent, wie es auch die beiden inländischen Währungen sind. Zumindest wird darüber gestritten und gesprochen, was eine gewisse Dialektik offenbart.
Der Blick der Kubaner gen Westen ist nicht zu übersehen. Es gibt kaum einen Kubaner, der nicht die leistungsstarken südamerikanischen TV-Sender vom Festland schaut und der nicht doch irgendwie wahrnimmt, dass die desaströse wirtschaftliche Lage auf Kuba eben nicht ausschließlich auf das Wirtschaftsembargo zurück zu führen ist. Viele würden gern ihr Glück etwas mehr in die Hände nehmen. Faktisch ist das Überleben in Kuba auch schon heute von kapitalistischem Handeln durchdrungen. Vorteilnahme ist auch hier ein weithin bekanntes Prinzip. Aber auch das Prinzip von Angebot und Nachfrage ist hier nicht unbekannt, das lediglich durch korrektive Maßnahmen des Staates durchbrochen wird. Die jüngsten Veränderungen hin zu mehr Eigeninitiative durch z.B. Selbständigkeit bei gleichzeitiger Wohlstandssicherung oder sogar -steigerung machen vielen Kubanern aber Mut, dass sich in Zukunft etwas ändern wird, wenn auch nur langsam. Jede Veränderung ist besser, als die im Ausland romantisierte lähmende Lethargie, in der sich viele Kubaner wähnen.
Zum Thema Rückgrat und unliebsame Artikel:
Niemand kann für sich ein Recht reklamieren, gelesen (also gekauft) zu werden. Lebensrisiken gab es schon immer, auch für Medienunternehmen, zumeist eben ökonomische, Aber man sollte sich auch nichts vormachen, denn es ist ja im Kleinen, wie im Großen. Ideen die einen Boden haben und Unterstützung erhalten sind häufig auch überlebensfähiger, weil sie eben Unterstützung erhalten. Das Gesetz der Multiplikation! Bei wem will man dieses Phänomen beklagen? Man muss einfach Wege finden, die eigenen Ideen besser an den Mann oder die Frau zu bringen. Wenn „unliebsame“ Artikel nicht gelesen werden, liegt das manchmal eben auch an den Artikeln und ihren Inhalten oder möglicherweise gar an einer fehlenden Popularität des Mediums. Auch eine Ablehnung der transportierten Positionen und Ideen kann hier der Grund sein. Daran kann man aber in Grenzen auch etwas ändern. Wenn Menschen Ideologie ablehnen, hat das häufig sehr gute Gründe. Ich behaupte sogar, dass Ideologie mit politischer Religion verglichen werden kann. Ich kenne etliche Träumer, deren Traum auf -ismus endet und die es ungerecht empfinden, dass ihr Traum von anderen nicht aufgegriffen und geteilt wird. Warum wohl? Das Ideen-Marketing (böses Wort) ist insbesondere in der Linken hundsmiserabel. Das Image ebenso, weil die vielen Gruppierungen sich als Ideologiemonster aufgeblasen haben und nun Glaubenskämpfe ausfechten und mit ihren unglaublichen nahezu unmenschlichen Ansprüchen an die Gesellschaft nach Identität suchen. Dabei liegt die Antwort in einer weniger verkopften sozial freiheitlich und pragmatisch ausgerichteten Grundordnung die streitbar um Sachfragen bleibt, ganz ohne Glaubenssätze.
Toller Artikel. Dem ist nichts hinzuzufuegen. By the way, es gibt kein stolzes kubanisches Volk sondern nur Leute die unter allen Umstaenden fuer ein besseres Leben kaempfen. Dabei sorgt das Regime dafuer, dass ihnen mit ueberteuerten und schlechten Produkten auch noch der letzte Peso aus der Tasche gezogen wird.
Hier ist wohl die Regime Change Mafia, die von der CIA bezahlt wird, am Werk. Mit solchen Leuten möchte ich nichts zu tun haben…..auf Kuba haben sie sowieso keine Chance…..
Rechnen Sie mir keine eigene Meinung zu? Bloß nicht mit anderer Leute Argumente auseinander setzen wollen! Stattdessen Diffamierungen indem das Gegenüber einfach mal so als Teil „der von der USA bezahlten Regime Change Mafia“ gebrandmarkt wird. Das ist wirklich lausig und zeigt ihre ausgeprägte Argumentationsschwäche. Anstatt hier Verschwörungstheorien kund zu tun und damit Unverstand und Ignoranz zu demonstrieren, hätte man auch weiter diskutieren können. Aber Pluralismus ist im Gegensatz zur Inselwahrnehmung in extremen ideologisch besetzten Lagern leider nicht sonderlich gefragt.
Nun, dass die CIA viel Geld für einen erfolglosen Regimechange auf Kuba ausgegeben hat,ist eine Tatsache. Über 600 Mordanschläge der Amis hat Fidel überlebt und starb eines natürlichen Todes. Sie werden meine Meinung nicht ändern und ich nicht die Ihre, eine Diskussion ist also sinnlos…Danke fürs Gespräch.
Klar bin ich bereit meine Meinung zu ändern, wenn ich auf überzeugende Argumente treffe. Das wäre nicht das erste Mal. Schließlich habe ich in der DDR auch stolz das rote Halstuch und das FDJ-Hemd getragen. Mein Weltbild ist nicht geschlossen, weil ich mich von Ideologie-basierten Denkmustern weitestgehend befreien konnte. Das hält den Geist offen!
Was nun die Tatsache der vielen Mordversuche an Castro durch die CIA mit mir zu tun haben soll, erschließt sich mir aber trotzdem nicht.