Nach fast sechs Monaten Pause sind Kubas Schüler gestern wieder in ihre Klassenzimmer zurückgekehrt. Bei vielen war die Freude übergroß, nach derart langer Zeit wieder mit Mitschülern und Lehrern zusammenzutreffen. Mundschutz und Abstandsregeln sollen verhindern, dass sich die Schulen jetzt in Infektionshotspots verwandeln. Anders sieht die Situation in den Provinzen Havanna und Artemisa aus, dort wurde die Wiederaufnahme des Bildungsbetriebs bedingt durch die Infektionslage um zwei Wochen nach hinten verschoben. Seit dem 1. September gilt aufgrund der hohen Fallzahlen in Havanna ein erneuter Lockdown, welcher diesmal sogar eine nächtliche Ausgangssperre umfasst. Hoffnung macht indes die jüngste Studienfreigabe des ersten kubanischen Impfstoffkandidaten.
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- Bis zum 1. September wurden auf Kuba insgesamt 4126 Personen positiv auf das neuartige Coronavirus getestet (+61 zum Vortag, darunter 46 in Havanna und 7 in Artemisa), 98 Personen sind an den Folgen des Virus gestorben. 1206 Personen befinden sich zur Gesundheitsüberwachung in medizinischen Einrichtungen, 3458 gelten als genesen. Die Anzahl der aktiven Fälle liegt damit bei 568 (siehe Grafik oben). Am stärksten betroffen ist die Hauptstadt Havanna mit über 60 Prozent aller bisher diagnostizierten Erkrankungen (2510 Fälle), gefolgt von Artemisa (308 Fälle) und Villa Clara (270 Fälle). Innerhalb Havannas wurden im Stadtteil La Lisa mit 272 Fällen die meisten Infizierten gemeldet, gefolgt von Habana del Este (255 Fälle) und Arroyo Naranjo (246 Fälle).
- Die Anzahl der durchgeführten PCR-Tests wurde angesichts der seit August wieder gestiegenen Fallzahlen weiter hochgefahren und beträgt jetzt rund 5000 pro Tag. Mehrere Ausbruchsereignisse (u.a. durch illegale Partys und Rückkehrer aus dem Ausland, die sich nicht an die häusliche Quarantäne hielten) in Artemisa und Havanna haben dazu geführt, dass in der Hauptstadt bereits seit dem 7. August die Lockerungen zurückgenommen worden sind, Ende August wurde für die Zeit ab dem 1. September schließlich ein erneuter Lockdown angeordnet. Im Rest des Landes gilt weiterhin Phase III im Lockerungs-Fahrplan. Der internationale Tourismus bleibt auf die Cayos beschränkt, so lange sich nicht alle Landesteile mindestens in Phase II befinden.
- Kubas erster Impfstoffkandidat geht in die Erprobungsphase: Am 20. August hat Kuba seinen ersten Impfstoffkandidat gegen SARS-CoV-2 mit dem Namen „Soberana 01“ (deutsch: „Souverän“) vorgestellt. Entwickelt wurde das Serum vom renommierten Finlay-Institut für Impfstoffentwicklung in Zusammenarbeit mit dem kubanischen Institut für Molekulare Immunologie und der Universität Havanna. Als technologische Plattform dient der kubanische Meningokokken-Impfstoff „VA-MENGOC-BC®“. Der neue Impfstoffkandidat wurde für eine dreiphasige klinische Studie mit mehreren hundert Probanden zugelassen, die am 24. August begonnen hat und noch bis Januar andauern wird. Die finalen Ergebnisse der Studie sind für Februar zu erwarten.
Kuba startet ins nächste Schuljahr
Seit Dienstag haben auf Kuba, mit Ausnahme Havannas und Artemisas, die Schulen wieder geöffnet. Auch die große Mehrzahl der Universitäten empfängt wieder Studierende in den Aulas. Zusätzlich zur Hauptstadt und Artemisa werden lediglich die Hochschulen von Villa Clara und Pinar del Río noch bis zum 14. September warten. Wenn alles gut läuft, wird es bis Mitte des Monats auch in Havanna wieder Unterricht geben.
Die Kinder und Jugendlichen dürften sich indes sehr auf das Wiedersehen mit Freunden und Lehrern gefreut haben. Wie „Prensa Latina“ berichtet, erschienen 95% der Schüler am ersten Tag wieder zum Unterricht. Online-Klassen gab es auf Kuba mangels technischer Voraussetzungen nicht, weshalb abgesehen von den Sendungen des staatlichen Bildungsprogramm im TV die letzten Monate für die Schüler vor allem erweiterte Sommerferien unter erschwerten Bedingungen waren.
In den Schulen gelten durchgehend die üblichen Hygiene- und Abstandsregeln, wie das Tragen eines Mund-Nasenschutzes sowohl in- als auch außerhalb der Klassenzimmer. Regelmäßiges Händewaschen, getrennte Pausenwege und andere Maßnahmen zur räumlichen Distanzierung gehören ebenfalls dazu. Entsprechende Bedingungen seien in allen Schulen geschaffen worden. Damit sollen Neuinfektionen im Bildungsbetrieb weitgehend verhindert werden. Der Erfolg bei der Umsetzung Konzepte dürfte sich in den kommenden Wochen zeigen.
Erneuter Lockdown in Havanna
Die am 3. Juli eingeführten Lockerungen der Corona-Maßnahmen in Havanna sollten nur von kurzer Dauer sein. Mehrere Ausbruchsereignisse machten bereits am 7./8. August eine Rücknahme der Lockerungen erforderlich. Da die Zahl der Neuinfektionen jedoch weiterhin relativ hoch blieb und deren Quellen zuletzt nicht mehr vollständig nachvollzogen werden konnten, zog Gouverneur Reinaldo García Zapata die Notbremse und ordnete vom 1. bis zum 15. September einen harten Lockdown an. Dieser umfasst:
- Vollständige Rücknahme aller nach dem 8. August noch bestehenden Lockerungen
- Nächtliche Ausgangssperre zwischen 19 Uhr und 5 Uhr Morgens für alle Privatpersonen und Fahrzeuge
- Der Verkauf von Treibstoff an Privatpersonen wird limitiert, der Fernverkehr nach und von Havanna bleibt ausgesetzt. Die Stadt kann nur noch mit behördlicher Sondererlaubnis des provinziellen Verteidigungsrats betreten oder verlassen werden, was an 12 Kontrollpunkten entlang der Stadtgrenzen überprüft wird.
- Nur noch unbedingt notwendige Arbeitsstellen sollen besetzt bleiben; wo immer möglich, soll von zu Hause aus gearbeitet werden. Von 566.000 Beschäftigten in Havanna befinden sich aktuell 97.000 im Home-Office, was 17 Prozent entspricht. Deren Anteil soll in den kommenden Tagen weiter ausgebaut werden.
- Einkaufen ist nur noch im jeweiligen Wohngebiet möglich (dies gilt nicht für die neuen Läden in Devisenwährungen). Personen mit falsch gemeldetem oder ohne festen Wohnsitz können Passierscheine beantragen, um Zugang zu den Läden zu erhalten. Supermärkte haben ihre Öffnungszeiten zwischen Montag und Samstag auf 9 bis 16 Uhr und Sonntags auf 9 bis 13 Uhr reduziert. Dies gilt auch als Vorgabe für alle anderen Geschäfte. Zusätzlich sollen 139 provisorische Verkaufsstellen in den Stadtteilen die Mobilität auf ein Minimum reduzieren helfen.
- Die Gastronomie wird wieder geschlossen. Lebensmittel dürfen nur noch für den Verzehr zu Hause gehandelt werden, der Verkauf von Alkohol wird eingeschränkt
- Verstöße gegen die neuen Regeln werden jetzt mit härteren Strafen sanktioniert. Es drohen Bußgelder von bis zu 3000 Pesos (ca. 105 €) die innerhalb von 10 Tagen bezahlt werden müssen, ehe sich die Summe verdoppelt. Vor allem bei folgenden Delikten wurden die Bußgelder erhöht:
- Nichtbenutzung oder unsachgemäße Benutzung des Mund-Nasenschutzes
- Unzureichende Hygienemaßnahmen in staatlichen oder privaten Einrichtungen
- Verstöße gegen die Ausgangssperre
- Benutzung von Sport- oder Kulturstätten
- Sport, Spiele oder längere Aufenthalte im öffentlichen Raum
- Erlauben, dass sich Kinder, ältere oder eingeschränkte Personen unbeaufsichtigt im öffentlichen Raum aufhalten
- Verstöße gegen die Öffnungszeiten
- Abhalten von Feiern jeglicher Art
- Öffentlicher Alkoholgenuss
- Die neuen Maßnahmen sollen von Polizei, Innenministerium und den Komitees zur Verteidigung der Revolution (CDRs) auf lokaler Ebene umgesetzt werden. Präsident Miguel Díaz-Canel forderte seine Landsleute zur Mithilfe auf. Es müsse ein Bewusstsein für riskantes Verhalten geschaffen werden. Wie Gouverneur García Zapata ankündigte, gilt der Lockdown zunächst bis zum 15. September. Wenn sich die Zahlen bis dahin nicht deutlich verbessert hätten, sei eine Verschärfung der Maßnahmen nicht auszuschließen.
- Die 2973 Hotel-Reservationen von kubanischen Reisenden in Havanna werden entweder rückerstattet oder auf andere Regionen verlegt.
- Das Nachrichtenportal „Cubadebate“ hat inzwischen eine sehenswerte Bilderserie von der ersten Nacht mit Ausgangssperre in Havanna veröffentlicht, die hier eingesehen werden kann.
Weitere Entwicklungen
- Ausweitung der Quarantäne in Artemisa: neben der Stadt Bauta stehen jetzt auch große Teile der Stadt San Cristóbal in Artemisa unter Quarantäne, nachdem dort sieben neue positive Fälle diagnostiziert worden sind.
- Gerichte und Justiz in Corona-Zeiten: wie die „Granma“ berichtet, sind inzwischen fast alle Anklagen, die seit April in Havanna wegen illegaler wirtschaftlicher Aktivitäten, Ungehorsam, Beamtenbeleidigung oder Verstößen gegen die Hygieneregeln erhoben wurden, abgearbeitet worden. In über 60 Prozent der Fälle seien Haftstrafen verhängt worden.
- Neue Zahlen zu Sturmschäden: die Zahl der vom Tropensturm „Laura“ beschädigten Gebäude hat sich von rund 2000 auf 3839 erhöht, wie am Mittwoch in einer Regierungssitzung bekannt gegeben wurde. Darunter sind 115 Gebäude als Totalverluste zu beziffern. Die geschädigte landwirtschaftliche Nutzfläche beträgt 15.266 Hektar. Bis auf wenige entlegene Gebiete sind Strom und Telekommunikation inzwischen vollständig wiederhergestellt worden.
Interessant das auch cuba seine kinder zwingt diesen mundschutz zu tragen.
Nachweislich hilft Ja diese stoff mund nasenbedeckung nicht gegen viren.
Wo sind die ganzen guten ärzte in cuba die den ein ende setzen.
Es gibt genug länder auf der welt die ihre kinder nicht da zu zwingen.
Wie ich hörte gibt es nicht mal eine befreiung fūr kranke leute die zb asthma haben.
Alles zum wohle der gesundheit.