16. April 2024

Mariel bereit für Neopanamax

Wie die Verwaltung des Hafens von Mariel in der gleichnamigen Sonderwirtschaftszone (ZEDM) bekannt gegeben hat, wurde die Vertiefung der Bucht auf 17,5 Meter für Schiffe der Neopanamax-Generation abgeschlossen. Damit kann der 45 Kilometer westlich von Havanna gelegene Hafen die neuesten und größten Containerschiffe empfangen, die den Panamakanal derzeit passieren.

Der Panamakanal ist die wichtigsste Schiffahrtsstraße zwischen Asien und den Amerikas. Er verbindet seit 1914 den Atlantik mit dem Pazifik und erspart damit die Fahrt um das Kap Hoorn bzw. die Durchquerung der Magellanstraße. Heute ist das 82 Kilomter lange Schleusensystem eines der größten Transporthubs der internationalen Handelsschiffahrt. Jeden Tag durchqueren im Schnitt 38 Schiffe den Kanal.

Der 2014 eröffnete Containerport von Mariel war mit vier Super-Postpanamax-Krähnen und einem 700 Meter langen Steg von Anfang an für die Abfertigung der neuen Schiffsgeneration ausgelegt. Durch die begrenze Tiefe von 13 Metern konnten bislang allerdings nur Panamax-Schiffe in die Bucht einfahren. Ursprünglich war geplant, dass die Vertiefung zeitgleich mit dem Abschluss der Kanalerweiterung fertiggestellt wird. Aufgrund der schwierigen Topographie der Bucht kam es jedoch immer wieder zu Verzögerungen.

Schiffe der Neopanamax-Klasse haben eine Länge von 366 Metern, eine Breite von 52 Metern und einen Tiefgang von 15 Metern. Ihre maximale Kapazität liegt bei 14.000 Zwanzig-Fuß-Standardcontainereinheiten (TEU), während die Panamax-Schiffe maximal 5000 TEU laden können, also nur rund ein Drittel der Neopanamax-Generation. Die massive Kapazitätssteigerung wurde mit der Erweiterung und Vertiefung des Panamakanals im Jahr 2016 möglich.

Der 2014 errichtete Hafen von Mariel kann in seiner jetzigen Ausbaustufe 800.000 TEU pro Jahr abfertigen (Quelle: ZEDM)

Für Kuba geht mit der Kapazitätssteigerung vor allem eine Senkung der Frachtkosten einher. Die neuesten Schiffe sind aufgrund der höheren Ladeleistung günstiger, zudem erhöht sich für die Insel die Auswahl an möglichen Frachtrouten: 60 Prozent der Schiffe, die den Panamakanal durchqueren, sind heute Neopanamax-Schiffe, die bisher in Kuba nicht anlegen konnten.

Der Hafen von Mariel ist der größte und modernste Hafen Kubas. Seit der Eröffnung wurde kontinuierlich investiert, und die ursprüngliche Kapazität von 250.000 auf aktuell 800.000 TEU pro Jahr gesteigert. Bei entsprechender Nachfrage kann die Leistung durch eine Verlängerung des Piers auf 3 Millionen TEU erweitert werden. Zusätzlich zu einer Autobahnverbindung ist der Hafen auch über eine neu gebaute Zugstrecke mit Havanna verbunden. Mit der jüngsten Vertiefung könnte Mariel in Zukunft zu einem wichtigen regionalen Umschlaghafen werden, „wenn die Umstände dies erlauben“, erklärte der Generaldirektor des Hafens, Martín José Spini, mit Blick auf die anhaltende Blockade durch die Vereinigten Staaten. Mit Gesamtkosten von einer MIlliarde US-Dollar war der Hafen das seit langer Zeit größte Infrastrukturprojekt Kubas, davon wurden 682 Millionen durch die brasilianische Bank für Entwicklung als Kredit eingebracht. Die Bausausführung erfolgte durch das brasilianische Unternehmen Odebrecht.

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