Am Samstag beginnt in Kuba die jährliche Zuckerernte, auch Zafra genannt. Bereits am Dienstag wurde die erste Zuckermühle in Matanzas in Betrieb genommen gab heute der zuständige Experte von AZCUBA, Liobel Hernandez bekannt. Dieses neugeschaffene staatliche Unternehmen koordiniert nun zum zweiten Mal seit der Auflösung des Zuckerministeriums 2011 den Ernteablauf.
Am Samstag folgt eine Mühle in der Provinz Guantánamo nach, im Dezember werden sich weitere 24 anschließen, im Januar nochmals 21 und die letzten drei Mühlen werden im Februar 2013 ihren Dienst aufnehmen. Die besten Ergebnisse werden in den Provinzen Villa Clara, Las Tunas und Holguín erwartet. Der aktuelle Plan sieht eine jährliche Produktionssteigerung um 20% vor, was nach der letzten Ernte von 1,4 Millionen Tonnen nun einem Ergebnis von 1,68 Millionen Tonnen entspräche. Da durch den Hurrikan „Sandy“ ein beträchtlicher Teil der Plantagen im Osten der Insel beschädigt oder zerstört worden sind, bleibt abzuwarten ob sich das Ziel erreichen lässt.
Bei der diesjährigen Zafra wird auch zum ersten Mal seit der Revolution wieder ausländisches Kapital beteiligt sein: Die brasilianische Firma Odebrecht wird die Zuckermühle „5. September“ in der zentral gelegenen Provinz Cienfuegos für mindestens 13 Jahre betreiben und sie während dieser Zeit schrittweise modernisieren. Mit einer Anfangsinvestition von 60 Millionen US$ soll vor allem moderne Technik und neues Equipment angeschafft werden um die Produktivität zu steigern. Dies ist auch dringend erforderlich, da bis auf 8 alle der verbliebenen 56 kubanischen Zuckermühlen vor der Revolution errichtet wurden und durch chronische Unterinvestition oftmals stark veraltet sind. Nach dem planmäßig herbeigeführten Niedergang des Zuckersektors 2002 wurden 71 der insgesamt 156 Mühlen geschlossen und 60% der Anbaufläche für andere Zwecke freigegeben.
Nun soll der Zuckersektor wieder schrittweise belebt werden. In der diesjährigen Ernte kommen 50 Mühlen zum Einsatz, ihre Zahl wird sich bis 2015 auf 56 erhöhen, für dieses Jahr wird dann auch ein Ergebnis von 2,4 Millionen Tonnen anpeilt. Theoretisch ist der kubanische Zuckersektor bereits seit 1995 für ausländisches Kapital geöffnet, der Helms-Burton Act, ein 1996 in den USA verabschiedetes Gesetz zur Verschärfung des Embargos machte den Sektor jedoch bisher für Investoren unattraktiv. Das Gesetz kriminalisiert Investitionen in ehemals US-amerikanisches Eigentum und schreckte daher potentielle Investoren ab. Die Vereinbarung mit Brasilien ist Teil eines Pilotprojekts zur Revitalisierung der Zuckerindustrie. Odebrecht selbst ist in Kuba auch in anderen Kontexten bekannt, beispielsweise übernimmt das Unternehmen den Ausbau des Hafens von Mariel.
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