2. Dezember 2024

Müllentsorgung in Havanna: Mission impossible?

Ab dem Spätsommer sollen 100 neue Müllautos aus Japan zusammen mit 12.000 zusätzlichen Containern für mehr Sauberkeit in Havanna sorgen (Quelle: Tribuna)

Seit vielen Jahren schon ist es der Traum der Habaneros, wie die Einwohner der kubanischen Hauptstadt genannt werden, endlich über eine funktionierende Abfallwirtschaft zu verfügen. Noch immer laben sich Katzen und Hunde an Essensresten entlang der Straßen, überfüllte Container liegen umgekippt neben provisorischen Müllhalden mitten im Wohngebiet – weil es bisher keine richtige Müllabfuhr gibt und die Abfälle eher „stoßweise“ von LKWs weggeräumt werden. Doch an diesem Zustand könnte sich bald etwas ändern. Gelingt die „Mission impossible“, wie sie die Lokalzeitungen „Tribuna“ nennt, und erhält Havanna in diesem Jahr eine Müllabfuhr?

Wie der Direktor von Havannas Kommunaldiensten, Onelio Ojeda López, erklärt, fallen in Kubas Hauptstadt jeden Tag 23.800 Kubikmeter Müll an, weggeräumt werden jedoch lediglich rund 19.000 Kubikmeter. Kein Wunder also, dass der Müll in der Stadt in den letzten Jahren gefühlt nicht weniger wurde. Immerhin: 90 Prozent der Haushalte werden mehr oder weniger regelmäßig mit Müllabfuhren versorgt, die täglich 10.500 m³ abholen. Doch all das reicht noch nicht, um der Situation Herr zu werden. So wie es jetzt läuft, kann bestenfalls der Status quo gehalten werden.

„Es ist unser aller Haus“ – mit neuen Schildern wollen die Behörden in Havanna für Bewusstsein beim Umgang mit Müll sorgen (Quelle: Tribuna)

Ab August könnte der Kampf gegen den Müll erstmals zu greifbaren Ergebnissen führen. Dann wird nämlich die letzte Lieferung aus 100  Müllautos eintreffen, welche von der japanischen Regierung anlässlich des 500. Gründungsjubiläums Havannas gestiftet wurden. Die ersten 24 Fahrzeuge sind bereits im Probeeinsatz, wobei noch die optimalen Operationsmodi für jeden Stadtteil gesucht werden. Auch mindestens eine neue Werkstatt pro Gemeinde soll eingerichtet werden, um im Fall der Fälle schnell Reifenwechsel und kleinere Reparaturen durchführen zu können, ohne die Müllentsorgung für Tage zu lähmen.

Mit den 100 neuen Müllautos sollen künftig „alle anfallenden Abfälle Havannas“ abgeholt werden können, wie die Lokalzeitung „Tribuna de La Habana“ berichtet. Doch dabei ist auch die Mithilfe der Bevölkerung gefragt. „Nicht selten werfen Anwohner, direkt nachdem wir den Müll abgeholt haben, wieder neue Säcke auf die Straße“, erklärt Ojeda. Deswegen werden ab sofort feste Zeiten eingeführt, in denen der Müll auf die Straße gestellt werden soll. Diese sind jeden Tag von 18 bis 22 Uhr. Blaue Schilder weisen in den Gemeinden auf die Neuerung hin, welche in die Kommunikationsstrategie für das Stadtjubiläum eingebunden ist.

In Havanna fehlen heute noch mindestens 12.000 Mülltonnen. Viele der vorhandenen sind in schlechtem Zustand und häufig Opfer von Vandalismus gepaart mit krimineller Energie (Quelle: Tribuna)

„Dennoch müssen wir auch die Qualitätsprobleme in unserer Arbeit sehen, die fehlende Kontrolle durch unsere Verantwortlichen in den Gemeinden“, mahnte Ojeda. Als erster Schritt wurden daher neue Weiterbildungen mit Unterstützung japanischer Ingenieure durchgeführt und das Personal insgesamt aufgestockt. Auch die regelmäßige Wartung der Müllautos gehört zum Plan. Zudem werden die bisher 18.000 Müllcontainer auf 30.000 aufgestockt, was dem berchneten Bedarf für die Stadt entspräche. Nicht selten werden diese jedoch geklaut und teilweise demontiert, die Rollen landen dann auf dem Schwarzmarkt. Um die neue Müllabfuhr nicht zu einem Strohfeuer werden zu lassen, ist deshalb auch die aktive Mithilfe und Achtsamkeit von Seiten der Bevölkerung unerlässlich. Deren Einbindung in das neue Abfallkonzept wird der Prüfstein für den langfristigen Erfolg der neuen Müllabfuhren sein.

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5 Gedanken zu “Müllentsorgung in Havanna: Mission impossible?

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