14. Oktober 2024

Corona-Update für Kuba (7): Havanna verschärft Maßnahmen angesichts steigender Fallzahlen

Nachdem Kuba Ende Juli erstmals Null Neuinfektionen vermelden konnte, machen die jüngst wieder ansteigenden Fallzahlen den Behörden sorgen. Chefepidemiologe Francisco Durán mahnte seine Landsleute zuletzt immer eindringlicher, bei der Beachtung der Corona-Maßnahmen nicht nachzulassen. Mehrere neue Cluster haben jetzt dazu geführt, dass in Havanna und Umgebung die Lockerungen wieder teilweise zurückgenommen wurden, während der Osten des Landes davon unberührt bleibt. Es wird versucht, die neuen Ausbrüche möglichst schnell auszutreten, um weitere Einschränkungen zu vermeiden. Dabei werde auf die Mithilfe der Bevölkerung gezählt, bei der das Risikobewusstsein in Teilen nachgelassen habe. „Wie beim Baseball gilt: das Spiel ist erst vorbei, wenn es vorbei ist“, erklärte Durán.

Covid-19 Fälle auf Kuba vom 11. März bis einschließlich 5. August: Akkumuliert (beige), aktive Fälle (rot) und tägliche Neuinfektionen (blau), (Quelle: Covid19-Dashboard Cuba)
  • Bis zum 5. August wurden auf Kuba insgesamt 2775 Personen positiv auf das neuartige Coronavirus getestet (+49 zum Vortag, darunter 24 in Havanna und 19 in Artemisa), 88 Personen sind an den Folgen des Virus gestorben. 595 Personen befinden sich zur Gesundheitsüberwachung in medizinischen Einrichtungen, 2409 gelten als genesen. Die Anzahl der aktiven Fälle liegt damit bei 276 (siehe Grafik oben). Am stärksten betroffen ist die Hauptstadt Havanna mit über der Hälfte aller diagnostizierten Erkrankungen (1550 Fälle), gefolgt von Villa Clara (225 Fälle) und Matanzas (208 Fälle). Innerhalb Havannas wurden im Stadtteil Centro Habana mit 176 Fällen die meisten Infizierten gemeldet, gefolgt von La Lisa (158 Fälle) und Cotorro (148 Fälle).
  • Die Anzahl der durchgeführten PCR-Tests wurde inzwischen auf 3.876  pro Tag hochgefahren. Nachdem am 19. Juli erstmals Null Neuinfektionen auf Kuba gemeldet wurden, hat sich die Fallzahl seitdem wieder erhöht und entspricht den Werten von Anfang Mai. Dazu geführt haben mehrere Ausbrüche durch kubanische Rückkehrer (insgesamt über 5.000 Personen, die sich zwei Wochen in Heimquarantäne begeben müssen) aus dem Ausland, welche das Virus in die Region Havanna und Artemisa eingetragen haben sowie eine „Corona-Party“ in der Provinz Artemisa. Bei zwei der neuen Fälle konnte erstmals seit längerem die Quelle der Infektion nicht festgestellt werden.
  • Inzwischen gilt in allen Provinzen (mit Ausnahme Havannas und Artemisas) Phase III im Lockerungs-Fahrplan. Nachdem Havanna am 3. Juli in Phase I überging, wurden dort die Maßnahmen nach den jüngsten Ereignissen wieder verschärft, wobei technisch gesehen Phase I auch in Havanna weiterhin gilt. Artemisa kehrt in Phase II zurück.
    Update (08.08): Gestern wurde „Phase I“ für Havanna offiziell zurückgenommen, damit gilt wieder ein Lockdown: kein ÖPNV, Essen nur noch zum Mitnehmen, Strände und Schwimmbäder sind geschlossen.

Verschärfung der Maßnahmen in Havanna

In Havanna sollen die Hygiene-Maßnahmen strenger kontrolliert und der ÖPNV wieder eingeschränkt werden (Quelle: Cubadebate)

Nach einer Fiesta in der Gemeinde Bauta (Provinz Artemisa) kam es dort Ende letzten Monats zu einem stärkeren Ausbruchsgeschehen mit 64 neuen Fällen. Am 22. Juli wurde in der 28.000 Einwohner zählenden Gemeinde eine lokale Quarantäne verhängt. Auch die Rückkehr von im Ausland gestrandeten Kubanern soll jetzt strenger gehandhabt werden. Ein Teil der Ausbrüche ereignete sich offenbar, weil eine Person die häusliche Quarantäne vorzeitig verlassen hatte. Dies führte zusammen mit mehreren kleineren Events in Bars zur Einschleppung neuer Fälle in die Hauptstadt, wo von Premierminister Manuel Marrero gestern neue Maßnahmen angekündigt wurden, die einen zweiten „Lockdown“ in Havanna verhindern sollen:

  • Die Anreise nach Havanna aus den Nachbarprovinzen (zu denen auch Artemisa zählt) soll eingeschränkt werden. Der übrige Verkehr zwischen den Provinzen unterliegt der Genehmigung durch die Verteidigungsräte der Provinzen. Insbesondere im Westen des Landes (von Pinar del Río bis Matanzas) soll die Mobilität auf ein Minimum reduziert werden.
  • Bars und Restaurants müssen in Havanna jetzt um 21 Uhr schließen, Tanzaktivitäten sind untersagt
  • Ab 23 Uhr stellt der ÖPNV den Betrieb ein, es gilt eine nächtliche Ausgangssperre
  • Busse dürfen nur noch maximal 40 Personen mitnehmen
  • Der Einsatz von Sozialarbeitern und Medizinstudenten zur Verfolgung von Infektionsketten soll intensiviert werden, die Anzahl der PCR-Tests allein in Havanna soll mindestens 2240 pro Tag betragen
  • Beschäftigte über 65 Jahre sowie Personen mit Krankheitssymptomen und Risikogruppen müssen unbedingt zu Hause bleiben
  • Die Kontrollen zur Einhaltung der Abstandsregeln und der Benutzung des Mund-Nasenschutzes im öffentlichen Raum sollen verstärkt, entsprechende Sanktionen besser durchgesetzt werden

Wie Marrero erklärte, habe „das verantwortungslose Verhalten einiger weniger“ zur jetzigen Situation geführt. Wenn die jetzt ergriffenen Maßnahmen nicht helfen würden, bleibe daher nichts anderes übrig, als sämtliche Lockerungen in Havanna zurückzunehmen, so der Premier. Das Maßnahmenpaket wurde von Havannas Gouverneur Reinaldo García Zapata vorgeschlagen und von der Zentralregierung bestätigt.

Weitere Entwicklungen

  • Neben der Feier in Bauta gab es jüngst auch in einem Bauunternehmen in der Sonderwirtschaftszone von Mariel (Provinz Artemisa) einen neuen Ausbruch, welcher mit Nachdruck verfolgt wird, wie Präsident Miguel Díaz-Canel gestern ankündigte.
  • Die Verbindung zwischen der Insel der Jugend und der Hauptinsel bleibt bis auf weiteres unterbrochen.
  • Die langen Schlangen vor den Geschäften sollen mit einer gezielten Aktion aus Sozialarbeitern, Polizei, Militär und den Komitees zur Verteidigung der Revolution (CDRs) bekämpft werden. Um die Versorgung zu Verbessern sollen Spekulanten und „coleros“ (wörtlich: Schlangesteher: Personen, die gezielt Waren einkaufen, horten und auf dem Schwarzmarkt handeln) zurückgedrängt werden. Hierzu wurde das Strafmaß für diese Tätigkeit auf 4 Jahre Freiheitsentzug erhöht. Zunächst soll jedoch versucht werden, mit Überzeugung auf die Personen einzuwirken. Zwar liege die Ursache der Schlangen im Mangel, der keine neue Erscheinung sei, jedoch sei die aktuelle Situation angesichts der Pandemie nicht länger vertretbar. „Wenn wir jetzt nicht handeln, wird das Problem immer größer“, erklärte Díaz-Canel. Um Kubas schwer angeschlagene Wirtschaft wieder auf die Beine zu bringen, kündigte Kubas Präsident am 16. Juli ökonomische Reformen an, deren Umsetzung bereits im Gange ist.
  • Anfang August hat Kuba zum ersten Mal seit Beginn der Pandemie wieder Touristen empfangen: ein Flugzeug aus den Bahamas brachte die Besucher auf die Ressorts der Cayos (vorgelagerte Inselketten) im Norden des Archipels, wo seit dem 1. Juli der Fremdenverkehr unter Auflagen möglich ist. Reisen in andere Teile des Landes sind weiterhin tabu. Bis sich Kuba wieder landesweit für Besucher öffnet, dürfte noch einige Zeit vergehen. Voraussetzung ist, dass Havanna in Phase III und die übrigen Provinzen mindestens in Phase II sind – und auch dann bleibt die Öffnung des Landes noch eine Ermessensentscheidung.
  • Inländische Urlauber müssen jetzt bei Reiseantritt einen Corona-Schnelltest vorweisen, der nicht älter als 48 Stunden ist. Allen Reisenden von Havanna nach Varadero wird an den Busbahnhöfen die Temperatur gemessen.
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5 Gedanken zu “Corona-Update für Kuba (7): Havanna verschärft Maßnahmen angesichts steigender Fallzahlen

  1. Das Familienvidum A2 kann man in der Imigation in Havanna beantragen. Damit kann man auch eine Krankenversicherung abschließen für 12 Monate. Über die Kosten konnte ich noch nichts heraus finden.

  2. Ich denke cuba hat so gute ärzte.
    Wieso zwingt man ein ganzes volk diesen gesundheitsschädlichen mundschutz aufzusetzen.
    Es gibt genug studien das dieser schädlich ist.
    Laut auskunft eines freundes sind nicht mal risiko grupoen die zb asthma haben Davon befreit.
    Auch Schūtzt dieser mundschutz nicht vor viren.

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