Wie Vertreter der kubanischen Zentralbank gestern in einer Sondersendung angekündigt haben, werden auf der Insel ab dem 21. Juni keine US-Dollar als Bargeld zur Einzahlung auf Konten mehr entgegengenommen. Der Bevölkerung bleiben noch 10 Tage, vorhandene Ersparnisse zur Bank zu bringen um diese für Einkäufe in Devisengeschäften nutzen zu können. Die Regierung begründete die Maßnahme mit den Auswirkungen der US-Finanzsanktionen, welche die Nutzung des Dollars immer schwieriger mache.
„Ab dem 21. Juni werden die kubanischen Bankinstitute die Einzahlung der US-Währung in Form von Bargeld temporär aussetzen“, heißt es in der Note der Zentralbank. Privatpersonen und Unternehmen können ab diesem Datum keinerlei Transaktionen mit USD-Scheinen und Münzen mehr tätigen, der Besitz der Währung bleibt weiterhin erlaubt. Die Zentralbank stellte klar, dass nur Dollarnoten betroffen sind. Andere Devisenwährungen wie Euro, Schweizer Franken oder Britische Pfund können weiterhin physisch auf kubanische Bankkonten eingezahlt werden.
Wie Vertreterinnen aus Zentralbank (BCC) und Ministerrat erklärten, sei der Schritt aufgrund der aktuellen Sanktionen notwendig geworden, welche Kuba die Nutzung des Dollars verbieten. Mit der erneuten Listung der Insel als „Staatssponsor des Terrorismus“ weigern sich inzwischen immer mehr Banken und Handelspartner, Transaktionen mit dem sozialistischen Land über die US-Währung abzuwickeln. „Kuba steht aufgrund der extraterritorialen Auswirkungen der Blockade und der zusätzlichen Maßnahmen der Vereinigten Staaten in den letzten vier Jahren vor der schwierigen Situation, internationale Bank- oder Finanzinstitute zu finden, die bereit sind, Bargeld in US-Währung entgegenzunehmen, einzutauschen, abzuwickeln oder zu verarbeiten“, so das Statement der Zentralbank.
Laut dem ehemaligen BCC-Ökonomen Pavel Vidal ist dies der Hauptgrund für die jetzige Maßnahme. Darüber hinaus dürften mit der knappen Frist in kurzer Zeit größere Mengen an Fremdwährung in die Banken gelangen, was angesichts der angespannten Devisenlage die Liquidität der Finanzinstitutionen stützen wird. Nachdem Kuba im letzten Jahr ein Schuldenmoratorium erhielt, befindet sich Vize-Premierminister Ricardo Cabrisas derzeit in Frankreich um mit der wichtigsten Gläubigergruppe des „Club von Paris“ für das laufende Jahr zu verhandeln. Mit dem kurzfristigen Liquiditätsschub könnte laut Vidal darüber hinaus auch der Erwerb von Lebensmitteln, Medikamenten und anderen wichtigen Importen abgesichert werden.
Der unerwartete Schritt könnte laut Einschätzung des Finanzökonomen die Bedeutung des Euro stärken. Der US-Dollar, dessen informeller Wechselkurs zum Peso in den letzten Wochen von 50 auf 70 anstieg, wird aufgrund der Sperre als Wertspeicher an Bedeutung verlieren – ein sicherlich nicht unerwünschter Nebeneffekt der Regelung. In Zukunft werden Geldsendungen von Familien im Ausland per Überweisung oder über vorherigen Umtausch in Euro erfolgen, womit sich die Transaktionskosten erhöhen. Kurzfristig ist durch die komplexeren Bestimmungen mit einer Abnahme der Sendungen der zu rechnen, weshalb der Schritt von der Bevölkerung überwiegend negativ aufgenommen wurde.
Vidal rät dazu, die für Einkäufe benötigten US-Dollar zur Bank zu bringen und den Rest in Euro oder andere Devisen umzutauschen. Letzteres ist allerdings nur noch illegal auf der Straße möglich, da Kuba aufgrund des akuten Devisenengpasses den offiziellen Wechselkurs von 24:1 zum USD bzw. 29:1 zum Euro nicht mehr bedienen kann und zuletzt sogar den begrenzten Rücktausch an Flughäfen einstellen musste.
Die Bedeutung des Euro als Devisenreserve könnte in den nächsten Monaten mit der Rückkehr des Tourismus aus Europa weiter zunehmen. Der aktuelle Straßenkurs von rund 80 Pesos pro Euro dürfte bis zum Ende des Einzahlverbots für Dollar deutlich ansteigen. Kuba sendet mit dem Bargeldmoratorium zugleich ein Signal an die Biden-Administration mit Blick auf die seit Trump unverändert gültigen Finanzrestriktionen für die Benutzung des Dollars. Wann die Maßnahme wieder aufgehoben wird, ist indes noch unklar und wird von der Geschwindigkeit der wirtschaftlichen Erholung abhängen.
Inkohärenz ist wohl der häufigste Vorwurf in den Kommentarspalten der kubanischen Blogs als Reaktion auf diese neueste Maßnahme.
Kurze Zusammenfassung:
-Letztes Jahr wurde Kuba auf die ominöse Liste gesetzt („Staatssponsor des Terrorismus“)
-Vor diesem Hintergrund wurde der CUC abgeschafft und de facto die Dollarisierung der Wirtschaft eingeleitet.
-Von Anfang an war es extrem schwierig Dollars aus den Banken zubeziehen, zum Schluss unmöglich (selbst die CADECAS in den Flughäfen zahlten nicht mehr aus)
-Jetzt heißt es urplötzlich, dass die Banken auf den Dollars sitzen bleiben würden, da Bargeld aus Kuba wegen der o.g. Listung nicht im internationalen Handel genutz werden können. Kurioserweise wird mit keinem Wörtchen erwähnt, ob der Dollar denn jetzt in den Banken wieder erworben werden kann. (Man erinnere sich an die großspurige Ansage von Diaz Canel, dass mit dem Wegfall des CUC am 1.1.21 der Dollar zu einem fixen Kurs von 24 Peso Cubano gekauft werden kann.)
Es leuchtet ein, dass die Regierung den Euro für den informellen Markt attraktiver machen will, um so ihre Handlungsspielräume auf internationalem Parket zu vergrößern. Aber sie macht die Rechnung ohne den kleinen Mann der Straße. Fakt ist, dass auf dem kubanischen Schwarzmarkt der Dollar um Größenordnungen verbreiteter ist als der Euro. Er ist die Grundlage der Außenhandels der Mulos (Kubaner die in Nachbarländer der Region reisen, um vor allem Textilwaren und Hygieneartikel zu importieren) und diese werden ihn weiter nutzen. Diejenigen Kubaner, die INNERHALB Kubas für ihr Auskommen sorgen müssen und bisweilen Dienstleistungen, abgezweigte Produkte oder schlicht Diebesgut für Dollars auf dem Schwarzmarkt verkauft haben, um diese dann IN Kuba in elektronischer Form in den Divisenläden für die Beschaffung der Dinge des täglichen Bedarfs zu nutzen, stehen jetzt schlecht dar.
Fazit: Der Peso Cubano wird weiter extrem an Wert verlieren, der Dollar bestimmt etwas an Wert verlieren, der Euro wird extrem an Wert zunehmen und die Armut der allermeisten Kubaner wird deutlich zunehmen. Ich sehe unheilvolle Tage in Havanna aufziehen.
Das ist das Resultat einer völlig unüberlegten Währungsreform basierend auf dem USD. Was da jetzt entschieden wurde, kommt im Volk überhaupt nicht gut an. Noch mehr Unsicherheit und Frust.
Das Fass ist kurz vorm Überlaufen und die Angst der korrupten Regierungs-Clique spürbar. Deutlich sichtbar in Havanna durch mehr Polizei und Militär vor Ort.
Das wäre jetzt doch mal eine Chance für die EU und ihrem Euro; sich endlich mal aus der selbst gewählten Gefangenschaft bei den USA zu befreien und den Euro als zweite Weltwährung zu etablieren. Ich darf ja mal träumen… 😉
Aktuell ist ja wohl eher das Gegenteil der Fall.
Die EU bräuchte sich nur an ihre eigenen Beschlüsse halten, dann könnte Kuba weiter mit dem US-Dollar handeln, wenn die EU schon ihren eigenen Euro nicht haben möchte.
Kuba wollte mit der Einführung des EURO ihn in Varadero als „Zweitwährung“ anstelle des Dollar etablieren. Das misslang damals auch, weil die EU keine Interesse an einer zweiten Weltwährung mit ihrem Euro hatten.
Aber so sind halt die Europäer heutzutage: selber nix mehr zu Stande bringen, außerhalb der EU als internationaler politischer Partner nicht mehr wirklich ernst genommen, aber weiterhin der Welt die Leviten lesen.
Dümmer geht`s nimmer.
Wer jetzt freiwillig seine Dollars abgibt dem ist wirklich nicht mehr zu helfen.