4. Dezember 2024

Mexiko will Impfstoff und Ärzte aus Kuba

Ein zweitätiger Staatsbesuch des mexikanischen Präsidenten Andrés Manuel López Obrador (auch bekannt als „Amlo“) auf Kuba ist für die beiden Länder erfolgreich verlaufen. Wie die Nachrichtenagentur Reuters meldet, will das südamerikanische Land 500 Ärzte der Antilleninsel unter Vertrag nehmen sowie deren Corona-Impfstoffe erwerben. Neben Präsident Miguel Díaz-Canel traf Amlo auch auf dessen Vorgänger Raúl Castro, bei dem beide Politiker die „engen Beziehungen“ ihrer Länder bekräftigten.

Lob für den Gastgeber

Unmittelbar vor seinem Antrittsbesuch protestierte der 2019 gewählte linksgerichtete Präsident öffentlich gegen den geplanten Ausschluss Kubas vom kommenden OAS-Gipfel, der Anfang Juni in Los Angeles stattfinden soll. Mexiko werde sich zudem weiterhin für das Ende der US-Wirtschaftsblockade einsetzen.

Das Wochenende war gleichfalls von freundschaftlichen Tönen geprägt. So lobte López-Obrador seinen Gastgeber als „außergewöhnlichen Präsidenten“. Díaz-Canel sei ein „ehrlicher Mann, arbeitsam, menschlich, eine ausgezeichnete Person und ein guter Staatsdiener“, wird er von der Nachrichtenagentur Reuters zitiert. Er sei der festen Überzeugung, dass Kuba derzeit eine „neue Revolution innerhalb der Revolution“ unternehme, um seinen Idealen von „Freiheit, Gleichheit, Gerechtigkeit und Unabhängigkeit“ zu folgen, spielte Amlo auf den laufenden Reformprozess des sozialistischen Landes an.

Direkt nach der Ankunft brachte der Staatsgast gegenüber Kubas Außenminister Bruno Rodríguez sein Bedauern angesichts der Gasexplosion vom vergangenen Freitag in Havanna zum Ausdruck, der jüngsten Angaben zu Folge mindestens 42 Menschen zum Opfer fielen.

Kinderärzte für Kartellgebiet

Naturgemäß war Mexikos Staatschef nicht nach Kuba gereist, um Höflichkeiten auszutauschen. Inhaltlich ging es vor allem um Kooperation im medizinischen Bereich. Mit über 500 kubanischen Medizinern will Mexiko die Versorgung der südlichen Region „Montaña de Guerrero“ verbessern, die von starker Armut und Kartellkonflikten betroffen ist. Bereits zu Beginn der Coronapandemie nahm die Regierung erstmals Ärzte aus Kuba unter Vertrag, was zu Kritik von Seiten der Opposition geführt hatte. „Wir haben diese Entscheidung getroffen, da wir nicht die notwendigen Spezialisten in unserem Land haben“, so Amlo in Havanna. Die Ärztebrigade soll in der Region insbesondere die Behandlung von Kindern übernehmen und sich aus entsprecheden Fachärzten zusammensetzen. Darüber hinaus wurde ein Bildungsabkommen vereinbart, in dessen Rahmen mexikanische Ärzte auf Kuba ihren Facharztabschluss machen können. „Wir werden zu diesem Zweck Stipendien vergeben“, kündigte López-Obrador an.

Ein weiteres Feld der Kooperation ist der Erwerb von Impfstoff. Kuba verfügt derzeit über vier zugelassene Impfstoffe gegen das Coronavirus, welche auf Basis von Kinderimpfstoffen entwickelt wurden und daher laut Hersteller besonders für die pädiatrische Anwendung geeignet sein sollen. Genau das scheint Mexiko zu suchen, nachdem López-Obrador Anfang April die verstärkte Impfung von Kindern in seinem Land ankündigte. Konkret geht es um den Erwerb einer nicht näher genannten Menge des Vakzins „Abdala“, mit dem die Mehrzahl der kubanischen Bevölkerung geimpft ist und das bereits in mehrere Länder exportiert wurde. Hierzu zählen unter anderem Venezuela, Brasilien, Indien, Iran, Vietnam und Argentinien. Mexikos Medikamentenaufsicht „Cofepris“ hatte Abdala im Dezember 2021 die Zulassung erteilt.

Am Sonntag verlieh Díaz-Canel Amlo mit dem „José-Martí-Orden“ den höchsten kubanischen Staatsorden, der diesen im Rahmen einer feierlichen Zeremonie auf dem Revolutionsplatz entgegennahm. Zu den Trägern der Auszeichnung zählen unter anderem Venezuelas verstorbener Präsident Hugo Chávez, Chinas Staatschef Xi Jinping sowie der ehemalige chilenische Präsident Salvador Allende.

Laut William LeoGrande, einem Kenner der kubanischen Außenpolitik von der American University in Washington, pflegten die beiden Länder seit dem Sieg der kubanischen Revolution 1959 traditionell gute Beziehungen. „Mit der Wahl von Amlo sind sie allerdings hervorragend geworden“, so LeoGrande.

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