19. März 2024

Vier Tote nach Überflutungen in Westkuba

Ausläufer des Tropensturms „Agatha“ haben am Wochenende in Teilen Westkubas für heftige Überschwemmungen gesorgt. Betroffen sind vor allem die Provinzen Pinar del Río und Artemisa sowie die Hauptstadt Havanna. Laut Angaben der Behörden kamen landesweit vier Personen in Folge des Starkregens ums Leben.

In der am stärksten Betroffenen Region Pinar del Río sind am Wochenende Niederschläge von bis zu 300 Millimetern pro Quadratmeter gemessen worden, zahlreiche Flüsse traten über die Ufer. Mehrere tausend Personen wurden in Folge der Warnungen des Katastrophenschutzes im Vorfeld evakuiert. Zwei der Todesfälle ereigneten sich in Havanna, wo neben den Stadtteilen Centro, Diez de Octubre und Cerro auch das Viertel El Fanguito in der Nähe des Flusses Almendares stark in Mitleidenschaft gezogen wurde. Teilweise fanden Bergungsarbeiten mit Booten statt, da die Straßen nicht mehr anders passierbar waren.

Wie der nationale Krisenstab auf einer Sitzung unter Leitung von Präsident Miguel Díaz-Canel am Dienstag bekannt gab, waren zeitweise bis zu 208.000 Haushalte ohne Strom. 1.219 Gebäude wurden beschädigt, 90 zerstört. Mehr als 4.000 Hektar landwirtschaftlicher Nutzflächen wurden durch die Fluten verwüstet, darunter vor allem Tabak- und Gemüsefelder.

Bis zum Beginn der Woche konnte die Elektrizitätsversorgung weitgehend wiederhergestellt werden, am Sonntag waren noch rund 4.400 Haushalte ohne Strom. Die Staudämme und Wasserreservoirs erreichten einen Füllstand von 54 Prozent. Im Zuge der Wiederaufbauarbeiten soll mit Blick auf die beginnende Hurrikansaison die Reinigung der Kanalisation sowie der Rückschnitt von Bäumen beschleunigt werden, kündigte Díaz-Canel an.

Während die Pegelstände in den westlichen Provinzen inzwischen zurückgegangen sind, wurden am Dienstag in Matanzas neue Präventivmaßnahmen angeordnet. Mehr als 5.100 Anwohner der Gemeinden Colón und Martí sind dort aufgrund der zunehmenden Regenfälle evakuiert worden, wie die Erste Parteisekretärin von Matanzas, Susely Morfa González, gegenüber lokalen Medien erklärte. Die Böden in Zentralkuba sind von den anhaltenden Regenfällen der letzten Tage übersättigt, weshalb hier weiterhin eine Warnung gilt.

Die Folgen der globalen Erwärmung werden auch auf Kuba immer häufiger spürbar, für dieses Jahr geht die US Wetterbehörde NOAA wieder von einer überdurchschnittlich heftigen Hurrikansaison im Atlantik aus. „Kuba mag zwar nur für 0,08 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich sein, ist aber unverhältnismäßig stark von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen“, sagt die Forscherin und Filmmacherin Helen Yaffe in einem jüngst veröffentlichten Artikel zu dem Thema. Im Rahmen der Verfassung von 2019 hatte das sozialistische Land den Kampf gegen den Klimawandel zum Staatsziel erklärt. Mit dem 2017 beschlossenen Plan „Tarea Vida“ (deutsch: Lebensaufgabe) will sich die Insel verstärkt auf Herausforderungen wie steigende Meeresspiegel und Extremwettersituationen vorbereiten. (Amerika21)

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4 Gedanken zu “Vier Tote nach Überflutungen in Westkuba

  1. ‚ … „Kuba mag zwar nur für 0,08 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich sein, ist aber unverhältnismäßig stark von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen“, schreibt die Forscherin Helen Yaffe … ‚

    Demnach hat Kuba pro Kopf etwas mehr als die Hälfte des CO2-Footprints wie der Durchschnitt der Erdbevölkerung. Hört sich gut an und es ist anerkennenswert, dass Kuba überhaupt engagierte Umweltpolitik macht. Obwohl vieles davon wahrscheinlich lediglich auf dem Papier steht. Wie das schöne Gesundheitssystem.
    Zu vermuten ist, dass die niedrige Emissionsrate hauptsächlich Ergebnis des Mangels, um nicht zu sagen der Not, ist. Wenn Kubaner:innen über bedarfsgerechte Güter und Konsumartikel verfügen könnten, sähen die Zahlen anders aus. Und jeder, der den kubanischen Alltag kennt, kennt auch die Umweltbelastungen und Belästigungen in den Straßen durch alte Autos, besonders LKW und Maschinen. Vom Lärm ganz zu schweigen ….
    Pikant finde ich, dass ausgerechnet Kubas engste politische Freunde, nämlich China und Russland, zu den größten Umweltsündern weltweit gehören und zusammen 34,3% der planetaren CO2-Emissionen verursachen, obwohl sie keine 20% der Erdbevölkerung ausmachen. Auch in dieser Hinsicht hat sich Kuba ausgerechnet die toxischste Umgebung ausgesucht, die zu finden war.

    1. Man muss der Ehrlichkeit halber aber sagen, dass der Footprint vor allem so hoch ist, weil China die Werkbank der Welt ist und Russland einer der größten Lieferanten fossiler Energien ist. Ich weiß nicht, ob das in diesen Zahlen berücksichtigt und verrechnet wurde.

  2. Bezüglich der „toxischsten Umgebung, die zu finden war/ist“ sollte man auch die aktuellen Auswertungen zu den Erdüberlastungstagen, die regelmäßig für die einzelnen Länder abgeschätzt werden, berücksichtigen. Daraus ergibt sich auch (Stand 2019): Wenn alle Menschen auf der Erde so leben würden wie z. B. in Luxemburg, bräuchte es 7 Erden, wie in den USA, bräuchte es 5 Erden, wie in Australien, bräuchte es 4,1 Erden, wie in Russland, bräuchte es 3,2 Erden, wie in Deutschland, bräuchte es 3 Erden (wie in anderen westeuropäischen Ländern zwischen 2,5 und 3 Erden), wie in China, bräuchte es 2,2 Erden.
    Es gibt also deutlich „toxischere Umgebungen“ als Russland und China.

    1. auch @ Auggie Wren
      Quelle für meine Angaben war:
      https://de.statista.com/statistik/daten/studie/167877/umfrage/co-emissionen-nach-laendern-je-einwohner/

      Woraus hervorgeht, dass es sich um die Emissionen handelt, die im Land selbst stattfinden.

      @Uwe
      Die Erderwärmung wird nicht von einzelnen Personen verursacht, sondern von kollektiven Systemen und der ökopolitischer Qualität. Auch, wenn die CO2-Emisssionen pro Person in Katar viermal so groß sind wie in China (so funktioniert Ihr Beispiel mit den ‚erforderlichen Erden‘), haben sie wegen der nur 2,7 Mio Einwohner keinen relevanten Beitrag bei der Erderwärmung. Die CO2-Last wird nicht ethisch, sondern physikalisch erzeugt. Konkret sind die Kataris deshalb weniger an der Erderwärmung beteiligt. Deshalb ist es dringend erforderlich, dass die grössten Umweltsünder auch die größten CO2-Einsparungen leisten. Wir könnten in D CO2-neutral leben und trotzdem damit nicht viel bewirken, wenn die anderen nicht mitmachen. China ist zwar eines der ärmeren Länder der Welt, hat aber trotzdem kein Recht, unsere Fehler nachzuholen. Die Technologien zur Klimaschonung sind besonders in den vergangenen 40-50 Jahren entwickelt worden und standen bei der früheren Industrialisierung in Europa weder zur Verfügung noch im Fokus. China kopiert eine Menge Technik und Know-How vom Westen, warum nicht auch klimaschonende Prozesse und Lösungen?
      Falls Sie aus der Verursachungsfrage aber eine ethische Diskussion machen wollen, sollten Sie das offen sagen. Bin ich gerne bereit zu.
      Ich finde, es geht für ein effizientes Ergebnis darum, den Klimawandel da aufzuhalten, wo die größeren Schädigungen stattfinden. Die ethische Bewertung des Diskurses ist eine ganz andere (nicht unwichtige) Ebene, hilft aber konkret erstmal nicht und wird oft im Sinne von Whataboutism und Ablenkung instrumentalisiert.
      S.a.
      https://www.co2online.de/klima-schuetzen/klimawandel/co2-ausstoss-der-laender/

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