15. April 2024

„Nauta Plus“: ETECSA startet unbegrenztes Surfen in Dollar

Kubas staatlicher Telefonversorger ETECSA hat sein Angebot erweitert. Am Freitag ging der neue Dienst „Nauta Plus“ an den Start, mit dem Kunden erstmals zeitlich und volumenmäßig unbegrenzt im Netz surfen können. Anders als die übrigen Internetangebote wird „Nauta Plus“ nur in Fremdwährung angeboten. Das unlimitierte Surfpaket kostet 15 US-Dollar für 15 Tage bzw. 25 Dollar für 30 Tage.

Eine Stunde des klassischen Nauta-Dienstes ist mit 12,50 Pesos (ca. 10 Cent in Dollar oder Euro) bepreist. Er kann über Hausanschlüsse und öffentliche WiFi-Hotspots genutzt werden. 30 Tage ununterbrochenes surfen würden zu den bisherigen Tarifen entsprechend mit 9000 Pesos oder 75 Dollar zu Buche schlagen. Das Devisenangebot ist dreimal günstiger und komfortabler in der Nutzung. Komplett unterbrechungsfrei ist allerdings auch das neue Angebot nicht: Aus Sicherheitsgründen werden Nutzer alle 12 Stunden ausgeloggt.

Die Aktivierung von Nauta Plus funktioniert unkompliziert über die ETECSA-App Transfermóvil, die mit dem jüngsten Update eine virtuelle Geldbörse namens „MiTransfer“ erhalten hat. Darin können bis zu 1000 USD oder 30.000 Pesos in separaten Salden gehalten werden. Für die Registrierung wird lediglich eine kubanische Handynummer benötigt, womit MiTransfer auch von Personen ohne Girokonto genutzt werden kann. Jugendliche dürften sich freuen, ihre Internetpakete künftig autonom handhaben zu können. Darüber hinaus können die Nutzer untereinander Beträge überweisen, die Gebühr beträgt 0,04 US-Dollar bzw. 1 CUP. Überweisungen sind nur innerhalb der jeweiligen Währung möglich. Die Funktion ähnelt PayPal, Schweizer werden sich an die App Twint erinnert fühlen.

Der Wechselkurs des Euro wird gegenüber Dollar-Transfers deutlich günstiger gerechnet

Die CUP-Wallet kann mit Banktransfers von kubanischen Konten aufgeladen werden und wird schon länger von den aktuell rund drei Millionen Transfermóvil-Nutzern zur Bezahlung von Nebenkosten wie Strom, Wasser und Internet eingesetzt. Darüber hinaus bietet eine zunehmende Zahl an Geschäften und Restaurants Transfermóvil als Bezahloption an. Im Staatssektor fand in den letzten zwei Jahren eine Umrüstungswelle statt, den Anfang machte die Eisdielenkette „Coppelia“.

Das Devisensaldo kann über die Website www.bolsatransfermovil.com aus dem Ausland aufgeladen werden. Neben Nauta Plus lassen sich damit auch alle anderen ETECSA-Dienste buchen, inklusive den im Ausland beworbenen Rabattaktionen. Es können Beträge zwischen 40 und 150 US-Dollar bzw. das Äquivalent in Euro aufgeladen werden. Die Servicegebühr beträgt je nach Summe und Währung 3,3 bis 14 Prozent, Euro-Überweisungen sind deutlich günstiger als jene in Dollar. Als Zahlungsmittel werden Visa und Mastercard akzeptiert.

Bei den Kunden stieß die neue „Devisen-Flatrate“ nicht nur auf Begeisterung. Durch das Angebot wird das Internet in Kuba in nationale Währung und US-Dollar fragmentiert. Wer sein Einkommen ausschließlich in Pesos bestreitet, bleibt beim günstigen unbegrenzten surfen außen vor. Andererseits wurden die Internetpreise in den letzten Jahren massiv gesenkt während sich die Qualität des LTE-Netzes stark verbessert hat. Die Preise für das Mobildaten-Angebot sind mit der Währungsreform vom Januar 2021 im Verhältnis zum Einkommen erschwinglicher denn je geworden. Der Ausbau von DSL-Hausanschlüssen kommt hingegen nur schleppend voran. Derzeit sind lediglich 250.000 von vier Millionen Haushalten versorgt, die Höchstgeschwindigkeit von 4 Mbit lässt zu Wünschen übrig. Die aktuellen Tarife dürften wenn überhaupt nur zur Deckung der laufenden Wartungskosten ausreichen. Mit dem Devisenangebot könnte jetzt wieder Bewegung in den DSL-Ausbau auf Kuba kommen.

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2 Gedanken zu “„Nauta Plus“: ETECSA startet unbegrenztes Surfen in Dollar

  1. Ein typisches ETECSA-Produkt. Nicht durchdacht und inkonsequent. Dass dieser Service ausschließlich für Devisen angeboten wird, ist das Eine, aber dass der Service nur per Aufladung aus dem Ausland funktionieren soll, ist das Andere. Wahrscheinliche will man verhindern, dass Devisen, die bereits im Land sind, dafür verwendet werden können, so müssen quasi neue Devisen nachgeschoben werden. Ich denke, dass diese aber andere Devisenzugänge substituieren werden, die Verwandschaft im Ausland hat schließlich auch keinen Geldschei**er und kein unbegrenztes Budget. Ich denke auch, dass einige bereits jetzt schon ächzen, Monat für Monat die zuhause in Kuba gebliebenen zu alimentieren und für das zu sorgen, wofür das Regime auf Grund des selbst gesteckten Rahmens und seiner eigenen Dogmen nicht sorgen kann.

    1. Ich kann mir vorstellen, dass man das Devisensaldo auch mit einem kubanischen Devisenkonto auffüllen kann oder dass diese Option zeitnah kommen wird, noch fehlen aber die Erfahrungsberichte. In jedem Fall wird man aber über App-zu-App Transfers Dritter das Devisensaldo mit Pesos auffüllen können.

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