18. April 2024

Amazon auf kubanisch: Post startet neuen Lieferservice für Onlinehandel

Die kubanische Post hat am heutigen Freitag einen neuen Lieferdienst für Bestellungen im Onlinehandel in Betrieb genommen. Wie Vertreter von „Correos de Cuba“ erklärten, soll die Lieferzeit für Produkte in den staatlichen Onlineshop zwischen 15 und 30 Tagen betragen.

Erstmals ist die neue Modalität im Sommer angekündigt worden. Möglich wurde sie durch Investitionen in die Paketzustellung, mit denen 85 Prozent der Postbüros digitalisiert und neue Lager eingerichtet worden sind. Kommendes Jahr sollen die übrigen Filialen folgen, wobei in entlegenen Regionen ohne Glasfaseranschluss auf Router für Mobildaten zurückgegriffen wird.

Die Verkürzung der Lieferzeiten wird über sogenannte Konsignationsverkäufe möglich. „Sobald Produkte im Ausland auf den Online-Plattformen unserer Partner gekauft wurden, werden sie über unser Postnetz verteilt und zugestellt, und zwar als Expresssendung, da sich die Produkte bereits in kubanischen Zolllagern befinden“, erklärt Liber Labrada Suárez von der staatlichen Postgruppe.

Flaschenhals Logistik: Kubas Regierung will den Onlinehandel mit neuer Infrastruktur endgültig ins Rollen bringen (Quelle: ElTCP)

In Onlinegeschäften wie „Supermercado23“, „Katapulk“ oder „Alawao“ können verschiedene Produkte gegen Kreditkartenzahlung bezogen werden, die selbst in den stationären Devisengeschäften knapp sind. Das Preisniveau ist vergleichbar oder teurer: Ein Liter Sojaöl kostet 4,09€, ein Kilo Hühnchenbrust 11,17€. Preislich interessant ist da eher die 15-Kilo-Hähnchenbox für 65€ (4,3€ pro kg), auch bei anderen Produkten macht der Erwerb von Großgebinden Sinn. Zu den beliebtesten Artikeln gehören sogenannte Kombi-Pakete aus häufig nachgefragten Lebensmitteln. Auch Medikamente, Hygieneprodukte, Elektroartikel und KFZ-Ersatzteile sind bestellbar. Der Flaschenhals war bisher die schwachbrüstige Logistik, was zu unsteter Verfügbarkeit geführt hat. Auch die Zustellung über die Post ist nicht gerade für Zuverlässigkeit und Agilität bekannt, was Voraussetzung für einen funktionierenden Onlinehandel ist. Dies könnte sich jetzt mit den neuen Konsignationslagern ändern, die über mehrere Provinzen verteilt sind und eine Verkürzung der Transportwege versprechen.

Bislang beschränken sich die Shops überwiegend auf den Verkauf von Importwaren. In einem zweiten Schritt sollen sie sich in eine Plattform für nationale Produzenten entwickeln. „Sowohl staatliche wie nicht-staatliche Akteure werden ihre Produkte über diesen Weg vertreiben können. Zu den Kunden gelangen sie als klassische Postsendung“, erklärt Labrada Suárez. Hierfür müssten sich jedoch die Bezahloptionen zumindest auf nationale Devisenkonten ausweiten, denn die bislang ausschließlich akzeptierten Zahlungsmittel Visa und Mastercard werden in Kuba nicht ausgestellt. In einem dritten und letzten Schritt soll das System um den Export erweitert werden. Damit erhalten kubanische Produzenten die Möglichkeit, über Kooperationen der kubanischen Post mit internationalen Logistikpartnern ihre Waren ins Ausland abzusetzen. Privatkunden in Europa könnten sich dann Produkte von der Insel unkompliziert nach Hause liefern lassen.

Eine weitere Neuerung gibt es bei den internationalen Postüberweisungen. Die erstmals 2011 eingeführte Modalität ermöglich jetzt Transfers auf Devisenkonten mit dem neuen Wechselkurs von 120:1 zum US-Dollar. Die Laufzeit konnte von 22 Tagen auf 48 Stunden reduziert werden.

Paketzentrum in Kuba
Paketzentrum in Kuba (Quelle: Cubadebate)

Bereits zu Beginn Pandemie wurden in Kuba mit der Plattform „TuEnvio.cu“ erste Gehversuche mit dem Onlinehandel gemacht, der Service brach jedoch aufgrund des massiven Nachfrageüberhangs immer wieder zusammen und wurde schließlich eingestampft. Im Hintergrund wurde weiter an einer Lösung getüftelt. Das neu aufgelegte Konzept über die bereits bekannten Onlineshops wurde dabei von mehreren Außenhandelsreformen flankiert und bezieht auch Privatbetriebe in die Versorgungs- und Logistikkette ein. Ein Beispiel dafür ist die oben erwähnte Plattform „Supermercado23“, an der verschiedene kleine und mittlere Unternehmen (KMU) beteiligt sind. Landesweit gibt es mittlerweile rund 100.000 regelmäßige Kunden, in Havanna verspricht der Betreiber eine Lieferzeit von höchstens einer Woche. Im Design der Website kommt der Anspruch, das „kubanische Amazon“ zu werden, deutlich zum Tragen. Zwar handelt es sich bislang um den effizientesten Versandhändler in Kuba, Angebot und Preise sind jedoch noch immer wenig kompetitiv. Wie Kommunikationsminister Jorge Luis Perdomo Di-Lella bei einem Besuch in einem Logistiklager Anfang September erklärte, genießt der Paketversand mittlerweile „die höchste Aufmerksamkeit und Priorität der Regierung“.

Habt ihr schon Erfahrungen mit dem Onlinehandel auf Kuba gemacht? Hinterlasst sie uns gerne in einem Kommentar.

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Ein Gedanke zu “Amazon auf kubanisch: Post startet neuen Lieferservice für Onlinehandel

  1. Diese Läden hier wie eine Erfolgsgeschichte aussehen zu lassen, quasi als Anschluss an die technologischen und logistischen Herausforderungen an in die Digitalisierung und dem wachsenden Onlinebusiness in der Welt, das muss man sich auch erst mal so zurechtbiegen. In Wahrheit sind diese Shops, in denen nur mit Devisen bezahlt werden kann, ein Armutszeugnis für eine Regierung, die notwendige strukturelle wirtschaftliche Reformen um der eigenen Dogmen Willen aussitzt und aus falschem Stolz und Machtanspruch heraus die Bevölkerung in eine Hungerkrise stürzt.

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