Alle Jahre wieder: Halloween ist für die einen ein schöner Brauch, für andere ein sinnfreies Importgut aus dem angelsächsischen Raum – und für wieder andere Anlass, geschmacklos über die Stränge zu Schlagen. Der Klassiker in dieser Disziplin sind seit dem mittlerweile „legendären“ Auftritt von Prinz Harry mit Hakenkreuzbinde im Jahr 2005 die Nazikostüme. Dass auch die kubanische Gesellschaft gegen solche Abgeschmacktheit nicht immun ist, zeigt ein Vorfall in Havannas bekanntestem Etablissement für Rockmusik, dem „Máxim Rock“.
Dort löste ein Kostümwettbewerb, bei dem die Träger von Naziuniformen am vergangenen Samstag den ersten Preis gewannen, einen Skandal aus. Ein Video von dem Event zeigt deutlich, wie im Rahmen der Preisverleihung mehrere Personen den Hitlergruß zeigen.
Kurz darauf hat sich das kubanische Institut für Musik (ICM) in die Affäre eingeschalten: „Der Vorfall rief sofort die Empörung mehrerer Personen angesichts eines solch verabscheuungswürdigen Events hervor, die sowohl in den sozialen Netzwerken als auch durch direkte Beschwerden bei Regierungsbeamten zum Ausdruck gebracht wurde“, schrieb das ICM in einer Stellungnahme vom 29. Oktober und kündigte „angesichts der schwere des Vorfalls und der Unfähigkeit der Institution, diesen zu verhindern“ eine zeitweise Schließung des Máxim Rock an – bis Disziplinarmaßnahmen gegen die Verantwortlichen ergriffen worden seien. Derartige Vorfälle würden „in eklatanter Weise die Kulturpolitik der kubanischen Revolution verletzen, gegen die Moral und die Prinzipien verstoßen, auf denen das kubanische Gesellschaftsprojekt beruht“, heißt es weiter in der Stellungnahme. Kuba sieht sich als sozialistischer Staat in antifaschistischer Tradition und pflegt eine Null-Toleranz-Politik gegenüber Nazisymbolen.
Auf der Facebook-Seite des ICM wurde die Schließung kontrovers diskutiert, es gab sowohl Kritik als auch Zuspruch für die Maßnahme. Viele Kubaner hielten sowohl die Wahl des Kostüms als auch die Preisverleihung für einen Fehler, andere verteidigten die Verwendung des Kostüms als legitim im Sinne der Idee von Halloween.
Der Vorfall war nicht der erste derartige in Kuba. Als sich vergangenes Jahr drei Jugendliche in der ostkubanischen Stadt Holguín als Mitglieder des Ku-Klux-Klans verkleideten, löste dies ebenfalls eine Welle der Entrüstung in staatlichen Medien und Institutionen aus. In den Abendnachrichten war damals von „kultureller Kolonisierung“ die Rede. Halloween ist in Kuba ein relativ neuer Brauch, wird seit mindestens einer Dekade aber insbesondere in jungen und urbanen Bevölkerungsteilen breit gefeiert.