In Havanna hat heute die 44. Ausgabe des Internationalen Festivals des Neuen Lateinamerikanischen Films begonnen, den seit 1979 größten Filmfestspielen der Karibik. Trotz der schwierigen wirtschaftlichen Lage haben die Veranstalter von der Stiftung des Neuen Lateinamerikanischen Films zum zweiten Mal seit Ende der Pandemie wieder ein umfangreiches Programm auf die Leinwand gebracht. 199 Filme werden noch bis zum 17. Dezember in fünf, teils geschichtsträchtigen Kinos der kubanischen Hauptstadt zu sehen sein. Im Vergleich zum letzten Jahr ist nach Abschluss von Reparaturarbeiten ein zusätzliches Filmtheater beteiligt. Darüber hinaus finden auch im emblematischen Bau der Kunsthochschule von Havanna (ISA) Filmvorführungen und Workshops statt.
Mit dem Festival sollen die Besucher zu einem „Dialog aus verschiedenen Blickwinkeln über die Realität der Völker des Kontinents“ eingeladen werden. Für viele Habaneros gehört der Besuch des Festivals zum Dezember dazu wie für andere der Adventskalender, einige nehmen sich dafür sogar extra Urlaub. Der Eintritt ist stark subventioniert: Ein Ticket („Pasaporte“) für 8 Filme kostet 60 Pesos, ca. 20 Cent zum aktuellen Straßenkurs. Erstmals kann dieses jetzt ohne Schlangestehen über die Kulturapp „La Papeleta“ erworben werden.
In diesem Jahr stehen wieder zahlreiche Filme aus Brasilien, Argentinien und Mexiko auf dem Programm. Darüber hinaus gibt es auch Beiträge aus Kuba, den Vereinigten Staaten und verschiedenen europäischen Ländern. Ein Highlight ist das Drama „Los Colonos“ des chilenischen Regisseurs Felipe Gálvez Haberle. Der Spielfilm, der als chilenischer Kandidat für den besten internationalen Film bei der Oscar-Verleihung 2024 ausgewählt wurde, erzählt vom Völkermord an den Selk’nam, einem der ursprünglichen Völker der Isla Grande de Tierra del Fuego im äußersten Süden des Kontinents, zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Er wird dreimal in den Kinos Chaplin, Acapulco und Yara zu sehen sein.
Der kubanische Film „Una noche con los Rolling Stones“ der Regisseurin Patricia Ramos erzählt die Geschichte einer Familien- und Lebenskrise im Vorfeld des berühmten Stones-Konzerts, das 2016 in Havanna stattfand. Deutschland ist unter anderem mit dem Thriller „Die Theorie von Allem“ des Regisseurs Timm Kröger vertreten. Der in Schwarzweiß konzipierte Film spielt in den 1960er-Jahren und berichtet von einem Physiker-Kongress in den Schweizer Alpen.
Das offizielle Begleitheft zum Festival findet ihr hier als PDF, das Programm mit den genauen Spielzeiten („Cartelera“) findet sich ab Seite 14.
Kubanische unabhängige Filmemacher prangern beim Havanna Festival die Zensur ihrer Filme an
Die Filme „Called from Moscow“ und „La Habana de Fito“ wurden ohne Begründung aus dem Wettbewerb und anderen Sektionen entfernt. Die Geschehnisse rund um den letztgenannten Film führte zur Gründung der unabhängigen Versammlung kubanischer Filmemacher.
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