8. Oktober 2024

Kuba nimmt diplomatische Beziehungen zu Südkorea (wieder) auf

Kuba und Südkorea haben nach mehr als 60 Jahren wieder diplomatische Beziehungen aufgenommen. Wie das kubanische Außenministerium am Mittwoch bekannt gegeben hat, sei die Aufnahme von diplomatischen und Konsularbeziehungen im Rahmen eines Austauschs beider Delegationen bei den Vereinten Nationen vereinbart worden.

Erstmals haben Kuba und Südkorea 1949 zwischenstaatliche Beziehungen geknüpft, die 1960 unterbrochen worden sind. Wie die Nachrichtenagentur AFP unter Berufung auf Diplomatenkreise berichtet, habe Havanna eine Wiederaufnahme der Beziehungen aus Rücksicht auf Nordkorea bislang abgelehnt.

Kuba pflegt seit der Revolution 1959 ein freundschaftliches Verhältnis mit Nordkorea und betreibt eine Botschaft in Pjöngjang. Beide Länder betrachten sich als sozialistische Bruderstaaten, insbesondere während des Kalten Krieges waren die Beziehungen eng. Ihren Höhepunkt erlebten sie nach dem nordkoreanischen Beitritt zur Bewegung der Blockfreien Staaten 1975, der Kuba ebenfalls angehört. Später kühlte das Verhältnis ab. Regelmäßige Konsultationen auf Parteiebene, die mit den anderen sozialistischen Staaten China, Vietnam und Laos stattfinden, gibt es mit Nordkorea nicht. Nach dem Tod Fidel Castros 2016 hatte Nordkorea eine dreitägige Staatstrauer ausgerufen. Zuletzt stattete Kubas Präsident Miguel Díaz-Canel Nordkorea im Rahmen einer ausgedehnten Asienreise 2018 einen Besuch ab. Es war der erste Staatsbesuch in Korea seit Fidel Castros Visite 1986.

Erste Versuche einer Wiederbelebung der Beziehungen zwischen Südkorea und Kuba verliefen 2015 im Sande. Im Kontext der jüngsten rhetorischen Eskalation auf der koreanischen Halbinsel hat Südkorea einen neuen Anlauf genommen, der diesmal mit Erfolg gekrönt war. Ein hochrangiger südkoreanischer Präsidialbeamter äußerte, dass die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Seoul und Havanna für Pjöngjang „unweigerlich einen erheblichen politischen und psychologischen Schlag“ bedeuten würde. „Die Aufnahme diplomatischer Beziehungen (zu Kuba) ist ein Höhepunkt unserer Bemühungen, unsere Diplomatie auf Länder auszudehnen, die Teil des sozialistischen Blocks waren, einschließlich der Länder, die Nordkorea gegenüber freundlich waren“, so der südkoreanische Beamte.

Inzwischen zählt Südkorea nach China und Vietnam zu einem der wichtigsten Handelspartner Kubas im asiatischen Raum, insbesondere was die Einfuhr von Elektronik und Fahrzeugen betrifft: Marken wie Samsung, Hyundai und Kia sind überall auf der Insel anzutreffen. 2017 durfte Samsung einen eigenen Shop im staatlichen Einkaufszentrum „3ra y 70“ in Havanna eröffnen, was bislang nur wenigen ausländischen Unternehmen in Kuba gelang.

2022 lag das Handelsvolumen zwischen Kuba und Südkorea bei 96 Millionen US-Dollar, mit Nordkorea wurden im selben Jahr Waren im Wert von knapp zwei Millionen US-Dollar ausgetauscht. Mit der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zu Kuba verspricht sich Südkorea „neue Geschäftsmöglichkeiten für südkoreanische Unternehmen zu erschließen und die konsularische Betreuung seiner Staatsangehörigen zu erleichtern“, erklärte ein Sprecher des südkoreanischen Außenministeriums gegenüber AFP.

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