In Havanna eröffnete vor kurzem der erste kostenlose und öffentliche Internetzugangspunkt Kubas. Nach Berichten der Washington Post begann der Betrieb des WiFi-Hotspots vor wenigen Wochen in einem Kulturzentrum des Stadtteils Playa. Dutzende Kubaner pilgern seitdem regelmäßig dorthin, um den freien Zugang zum weltweiten Netz zu nutzen. Der Künstler Alexis Leyva hatte zuvor von der staatlichen Telekom ETECSA die Genehmigung erhalten, seinen privaten Anschluss öffentlich zugänglich zu machen.
„Ich komme so oft ich kann“, sagte ein 20-jähriger Kubaner gegenüber der Zeitung. Er nutzt den Zugangspunkt vor allem zur Videotelefonie mit seinem Vater, der in den Vereinigten Staaten lebt. Facebook, Google und Yahoo gehören zu den beliebtesten Seiten. Die Leitungskapazität von lediglich 2 Mbps wird tagsüber von dutzenden Nutzern gleichzeitig beansprucht, was die Verbindung oftmals quälend langsam werden lässt. Dennoch erfreut sich der Hotspot großer Beliebtheit, auch weil er 24 Stunden am Tag verfügbar ist. Manche Kubaner nutzen daher die Nachtstunden, um in den Genuss einer schnelleren Verbindung zu gelangen.
„Das ist eine ungewöhnliche Sache, und sie ist nur möglich durch die Bereitschaft so zu handeln und auch die Kosten zu tragen“, sagte Layva, der unter dem Künstlernamen „Kcho“ bekannt ist. Er betreibt die Kunstgallerie, in der die Habaneros zum freien surfen und verweilen eingeladen sind. Eine Wand am Eingang des Gebäudes gibt das Passwort des Netzwerks bekannt: „aquinoserindenadie“, in Anspielung auf die berühmten Worte des Comandante Juan Almeida aus dem Jahr 1956: „Hier ergibt sich niemand!“ Fidel Castro besuchte die Eröffnungsfeier der Einrichtung bei seinem letzten öffentlichen Auftritt im Januar 2014.
Das einzigartige Projekt ist für Kuba absolutes Neuland und könnte als Versuchsballon für den weiteren Ausbau des Internets auf der Insel dienen. Netzzugang gibt es bisher nur an wenigen staatlichen Arbeitsplätzen und Bildungseinrichtungen, während Privatanschlüsse Berufsgruppen wie Ärzten, Künstlern und Journalisten vorbehalten sind. Öffentlicher Internetzugang kostet in den 155 staatlichen Internetcafés 4,50 US$ pro Stunde, was etwa einem Viertel des durchschnittlichen Monatsgehalts entspricht. Den meisten bleiben daher nur die offline verfügbaren Inhalte auf USB-Sticks, die in wöchentlich aktualisierter Form getauscht werden.
Kubas Regierung hat in den vergangenen Monaten mehrfach angekündigt, den Internetzugang auf der Insel ausbauen zu wollen. Für dieses Jahr plant ETECSA die Anzahl der Internetcafés landesweit zu verdoppeln. Das Unternehmen will dabei verstärkt auf WiFi-Hotspots setzen, zu den langfristigen Plänen gehören auch Privatanschlüsse. Kubas erster Vizepräsident Miguel Díaz-Canel forderte zuletzt auf einem Informatikkongress im Januar, das Internet müsse „verfügbar, erreichbar und für alle erschwinglich“ gemacht werden.