Kubas Hauptstadt Havanna erhält dieses Jahr neue Elektro-Rikschas, welche den Verkehr in der Karibikmetropole klimaschonend verbessern sollen. Auf festen Routen werden die Sechssitzer tagsüber in der Altstadt Fahrgäste befördern und so den ÖPNV ergänzen. Die Aufladung der Akkus erfolgt Nachts mit den Speicherbatterien eines eigens geplanten Solarparks. Kubas Frauenföderation FMC setzt sich derweil dafür ein, dass sich mehr weibliche Fahrerinnen in die neue Transportkooperative eingliedern.
Unterstützt wird das Projekt vom Umweltentwicklungsfond der Vereinten Nationen mit dem Ziel „die Folgen des Klimawandels abzuschwächen“, wie es in der Ankündigung heißt. Das passt perfekt für Kuba, welches zur Zeit inmitten einer Energiekrise steckt (Cuba heute berichtete) und dringend Alternativen zu fossilen Brennstoffen braucht. Schon in den 1990er Jahren nutzte Kuba die Krise in Folge der ausbleibenden Öllieferungen aus der Sowjetunion, um die bis dahin stark mechanisierte Landwirtschaft auf Öko-Anbau umzustellen und energiesparende Haushaltsgeräte einzuführen. Auch heute wird wieder aus der Not eine Tugend gemacht: Präsident Díaz-Canel will den Ausbau erneuerbarer Energien und die Umstellung auf nachhaltigen Transport schneller vorantreiben. Das betrifft auch den ÖPNV in Havanna, der fast ausschließlich auf Diesel-Basis läuft. Doch gerade hier tut sich einiges. Seit 2017 zirkuliert der erste Elektrobus in Havanna, der positive Evaluationen erhielt. Inzwischen sind 40 Hybridbusse hinzugekommen, deren Anzahl sich dieses Jahr verdoppeln soll.
Die Kooperative, welche das emissionsfreie Transportprojekt mit zunächst 23 „Triciclos“ betreibt, hat ihren Sitz in der Zentrale von „Taxis Cuba“ in Ayestarán, im Herzen Havannas. Zum Einsatz kommen quietschgelbe Fahrzeuge vom Typ „Aries“ des chinesischen Herstellers Ming Hong. Neben gepolsterten Sitzen für sechs Personen verfügen die Rikschas auch über ein Dach und Haltegriffe für die Fahrgäste. Ein Fahrzeug kostet 5200 US-Dollar, der größte Anteil entfällt dabei auf den Batterie, welche mit 3000 US-Dollar zu Buche schlägt. Diese soll bei einer täglicher Ladung etwa 5 Jahre halten, in denen sie den Dreirädern eine Reichweite von 100 Kilometern bei einer Höchstgeschwindigkeit von 45 km/h ermöglicht. Versorgt werden soll das Depot über einen eigenen Solarpark mit einer Leistung von 5 kw/h.
Die Fahrzeuge werden zunächst auf festen Routen in den dicht bevölkerten Gegenden Centro Habana und Habana Vieja eingesetzt, in denen es viele schmale Gassen gibt. Das Fahrgeld wird in kubanischen Pesos (CUP) entrichtet und soll erschwinglich sein. Entgegen anderslautender Gerüchte sollen die Elektro-Dreiräder „nicht ausschließlich dem Tourismus dienen, sondern für die Bevölkerung eingesetzt werden“. Mit weiteren Details kann in Bälde gerechnet werden. Als Anhaltspunkt für die Preise könnten Provinzhauptstädte wie Cienfuego, Santa Clara oder Holguín dienen, wo bereits seit einigen Jahren Rikschas – allerdings mit Verbrennungsmotor – verkehren. Dort kostet eine Fahrt zwischen 3 und 5 Pesos (ca. 10 bis 20 Eurocent).
„Als weitere Neuerung des Projekts möchten wir erreichen, dass sich verstärkt Frauen als Fahrerinnen bewerben“, erklärte der Personalchef der Kooperative, Pablo Querol Lezcano, gegenüber des KP-Organs „Granma“. Hierzu liefen bereits Gespräche mit dem staatlichen Frauenverband FMC und Havannas Transportbehörde. Bisher werden die Berufe für Transportdienstleistungen auf Kuba überwiegend von Männern dominiert. Die ersten 23 Fahrzeuge befänden sich derzeit in der Endmontage und werden „demnächst“ den Betrieb aufnehmen. Derzeit werden Optionen geprüft, wie Teile der Fahrzeuge künftig auf Kuba selbst gefertigt werden können. Auch wenn das kleine Pilotprojekt „für sich genommen noch keinen bedeutenden Beitrag zur Ergänzung des Verkehrs leistet“, wie Lezcano erklärte: Sollte sich das Modell als erfolgreich erweisen, könnte es künftig „in größerem Maßstab“ und auch in anderen Städten Schule machen.
Montage der E-Rikschas, welche in Havanna eingesetzt werden sollen
Bildquelle: FB/ Naturaleza Secreta