Kubas Regierung hat drastische Maßnahmen im Kampf gegen das neuartige Coronavirus bekannt gegeben. Ab Dienstag wird das Land für internationale Besucher schließen. Danach dürfen nur noch kubanische Staatsbürger einreisen, die sich jedoch für zwei Wochen in Quarantäne begeben müssen. Das öffentliche Leben auf der Insel soll weiter ausgebremst werden, um Neuinfektionen zu vermeiden. Die Anzahl der positiv auf das Virus getesteten Personen stieg derweil auf 21.
Wenn Kubas Präsident Miguel Díaz-Canel persönlich in der „Mesa Redonda“, dem „runden Tisch“ im Fernsehen erscheint, ist es wichtig. Gestern Abend trat er zusammen mit Premierminister Manuel Marrero und zahlreichen Ministern auf, um weitreichende Schritte seiner Regierung zur Bekämpfung des Corona-Virus bekannt zu geben. Aufgrund „globaler Alarmsignale“, die man in Havanna studiert habe, sei es jetzt an der Zeit „neue Maßnahmen zu ergreifen“, erklärte der 59-jährige.
Vergangenen Mittwoch wurden auf Kuba die ersten Fälle von Covid-19 gemeldet. Davon betroffen war zunächst eine Touristengruppe aus der Lombardei. Inzwischen ist einer der Reisenden an den Folgen der Krankheit verstorben, die Anzahl der Infizierten stieg auf 21 Personen an. Darunter befinden sich sowohl Kubaner, von denen einige aus Europa jüngst in ihre Heimat zurückgekehrt waren, als auch Touristen. Díaz-Canel gab jedoch zu bedenken: „Die tatsächliche Zahl der Infizierten dürfte sechs bis zehnmal höher liegen als aus dieser Ziffer hervorgeht, da viele Personen den Virus übertragen ohne dies zu bemerken.“
Um ein weiteres Ausbreiten der Krankheit zu vermeiden, zieht Kubas Regierung jetzt die Notbremse. Folgende Maßnahmen wurden erlassen:
- Einreisestopp ab Dienstag (24.03) für alle Ausländer. Kubanische Staatsbürger dürfen weiterhin einreisen, müssen sich jedoch zwei Wochen in Quarantäne begeben. Kubaner im Ausland dürfen jetzt die maximale Verweildauer überschreiten, ohne den Verlust ihrer Staatsbürgerschaft befürchten zu müssen. Die rund 60.000 Touristen, welche sich noch auf der Insel befinden, sollen in den kommenden Tagen ausgeflogen werden. Private Zimmervermieter dürfen keine neuen Gäste mehr akzeptieren, stattdessen sollen Reisende möglichst in Hotels unterkommen, wo eine bessere Gesundheitsüberwachung möglich ist, so Premierminister Marrero in der Sendung. Ausnahmen wird es lediglich für ausländische Spezialisten geben, während der Fremdenverkehr vollständig zum erliegen kommen soll. Laut Marrero landen bereits jetzt nur noch Maschinen, die Reisende ausfliegen. Die Grenzschließung gilt zunächst für 30 Tage, kann aber gegebenenfalls verlängert werden.
- Maßnahmen zur sozialen Distanzierung: um die Ausbreitung des Virus zu bremsen, sind Risikogruppen dazu verpflichtet, zu Hause zu bleiben und soziale Kontakte zu reduzieren. „Etwas sehr schwieriges für die Natur der Kubaner, aber notwendig, ist die Unterdrückung warmherziger Begrüßungen. Weder Küsschen noch Umarmungen, Grüße auf Distanz bis die Epidemie vorbei ist“, stimmte Díaz-Canel seine Landsleute ein. Jugendliche sind aufgerufen, den Kontakt zu ihren Großeltern zu meiden. Für alle gilt: die eigenen vier Wände sollen nur noch verlassen werden, wenn es unbedingt notwendig ist, z.B. um Einkäufe zu erledigen. Der ÖPNV soll zu Stoßzeiten gemieden werden. Für viele Beschäftigte wird es ab kommender Woche Home-Office geben. Öffentliche Veranstaltungen sind abgesagt. Schulen bleiben jedoch weiterhin geöffnet, da man befürchtet, dass ansonsten viele Kinder in Gruppen auf der Straße spielen und das Virus noch schneller verbreiten würden.
- Nachtklubs, Bars, Kinos, Theater und Campingplätze sind bis auf weiteres geschlossen. Kantinen und Restaurants sollen nur noch zu 50 Prozent bestuhlt werden, es gilt eine Abstandsregel von zwei Metern. In Schul- und Werkskantinen soll schichtweise zum Essen gegangen werden, um Kontakte zu minimieren. Gastronomische Betriebe sollen verstärkt auf Angebote zum Mitnehmen und Lieferservice umstellen.
- Die Supermärkte bleiben geöffnet und müssen am Eingang Desinfektionsmittel für die Kunden ausgeben, was nach nach ersten Berichten von vor Ort soweit gut zu funktionieren scheint. Das Ministerium für Binnenhandel will besonders die Lieferkette von Grundnahrungsmitteln verstärken. In einigen Einkaufszentren soll die Anzahl der privaten Händlerstände um die Hälfte reduziert werden, um größere Personenansammlungen zu vermeiden.
- Die Bevölkerung wird derzeit an 440 Verkaufsstellen mit Desinfektionsmittel (1-prozentige Natriumhypochloritlösung) versorgt. 151 Fabriken stellen Atemschutzmasken her
- Finanzielle Maßnahmen: Wie Kubas Ministerin für Arbeit und soziale Sicherheit, Marta E. Feitó Cabrera, bekannt gab, werden krankgeschriebene Arbeiter im ersten Monat ihr volles Gehalt erhalten, ab dem zweiten Monat noch 60 Prozent. Arbeiter auf eigene Rechnung (Cuentapropistas) sind für die Zeit der Schließungen von der Steuer befreit. Gastronomiebetriebe die mit reduzierter Kapazität weiterlaufen müssen nur noch die Hälfte an Steuern bezahlen. Privatpersonen und Betriebe können mit Hilfskrediten rechnen.
Für Kuba ist die vollständige Lahmlegung des Tourismus mit enormen wirtschaftlichen Folgen verbunden. Viele Reiseveranstalter haben bereits im Vorfeld der Ankündigung Touren abgesagt und in Zeiten der Pandemie steht nicht nur für Kuba der Fremdenverkehr vor dem Kollaps. Für die Insel kommt die Krise zur Unzeit: in Folge der mehrfachen Verschärfung der US-Blockade im vergangenen Jahr wurde das sozialistische Land bereits an den Rand einer Rezession gebracht. Eine solche wird jetzt kaum noch zu vermeiden sein.
Mit dem drastischen Schritt hat sich Kuba eine faire Chance erkauft, die Ausbreitung des Virus einzudämmen und damit eine Überlastung des Gesundheitssystems zu vermeiden. Bisher sind alle Fälle importiert, es wurde noch keine inländische Übertragungskette bekannt. Landesweit stehen 3.100 Isolationsbetten zu Verfügung, rund 716 Personen sind unter Beobachtung. Bis dato wurden etwa 300 Tests durchgeführt. In allen Straßen sind Vertreter der Gemeinden, Familienärzte und Massenorganisationen dazu angehalten, in ihrer Umgebung auf Personen mit Symptomen zu achten. Das Gesundheitsministerium hat hierzu bereits vergangene Woche entsprechende Instruktionen gegeben.
Bei den epidemiologischen Maßnahmen kann Kuba auf Erfahrungen im Umgang mit Krankheiten wie Dengue, Cholera und Zika zurückgreifen, welche in den letzten Jahren mit umfangreichen Desinfektionskampagnen bekämpft wurden. Auch die Produktion von 22 Medikamenten, welche für die Behandlung von Covid-19 Patienten zugelassen sind, ist laut Gesundheitsministerium sichergestellt. Eines davon, Interferon alfa2b, wird in der Volksrepublik China eingesetzt und inzwischen auch hergestellt. Von dort wird Kuba in den kommenden Tagen eine umfangreichen Spende an medizinischem Gerät und Ausrüstung erhalten.
Bravo, dass Kuba so rasch und drastisch reagiert, obschon Devisen sehr wichtig sind. Die Gesundheit ist wichtiger als die Wirtschaft. Bleibt zu hoffen, dass die gesamte Bevölkerung über Seife verfügen darf.
Nach zweimonatigem Aufenthalt (retour seit 13.03.) habe ich dieses Land und seine Menschen sehr schätzen gelernt.
Bleibt gesund!
Das war leider zu spät die hätten früher schließen müssen bevor die Italiener eingereist sind. Und als wäre nicht genug hat die Regierung für 2 Millionen Infizierten Touristen aus ein Schiff geholt. Menschenmassen sind nicht zu vermeiden weil die jeden Tag raus müssen um essen besorgen. Ich bin. Seit 10 Tage Zuhause meine schwester müss jeden Tag zur Arbeit es wird sehr sehr hart für die Kubanische Bevölkerung
So sieht schnelles, verantwortliches Handeln aus. Kuba hat so eine echte Chance, das Coronavirus in Griff zu bekommen. Was geschieht, wenn wirtschaftliche Interessen vor der Gesundheit der Bevölkerung stehen, kann man jetzt in Ischgl (Österreich) sehen. Von dort aus wurde ganz Nordeuropa angesteckt. Die Zeitverzögerungen, die durch Unterlassen von Ansagen der Politik und Führungen in Europa entstanden sind, fallen uns aktuell allen auf die Füße.
Bravo und wieder Respekt an die Regierung von Miguel Díaz-Canel. Wer so handelt, braucht sein Volk im Unterschied zu den USA nicht mit Lügen für dumm verkaufen. Die nächsten Wochen
werden im Unterschied zu vielen anderen Ländern zeigen, wie richtig dieses Handeln in Kuba war.
Auch wenn ich selbst unter dem Einreisestopp leiden werde, weil ich für einige Zeit meine Familie nicht mehr besuchen kann.
Ich habe diesen langen Bericht über Kuba gelesen und bin überzeugt, dass man jetzt auch dort die richtigen Methoden einsetzen und versuchen wird, um das Schlimmste des nun auch dort ausgebrochenen Corona-Virus Covid-19 in den Griff zu bekommen. Mir ist schon klar, dass es für die dortige Regierung unter Miguel Diaz-Canel keine leichte Aufgabe sein wird, dieses Unterfangen in eine positive Richtung zu bringen, nachdem es in diesen Land so ziemlich an allem fehlt, was für uns selbstverständlich ist. Bleibt nur zu hoffen, dass der Vorrat von 3.100 Isolationsbetten auch ausreichen wird, um den evtl. noch zu erwartenden Ansteckungsfällen gerecht zu werden. Ich finde es sehr unfair, dass in einer solch weltweiten Krise, der Amerikaner noch immer an seiner Blockade gegenüber Kuba festhält und damit mitten in das Herz der kubanischen Bewohner sticht, die schon seit einigen Jahrzehnten eine riesige Last und Entbehrungen zu tragen haben. Ich meine, wenn schon der Amerikaner auf seine herzlose Art das kubanische Volk bestraft, soll es doch noch lange nicht heißen, dass die übrige Welt das gleiche tun muss.
Ich appelliere daher, an alle Industriestaaten der Welt, sich in dieser Notlage für eine sofortige und unbürokratische Hilfe für die nötigsten Hilfsmittel für dieses Land zu entscheiden !
Bitte treffen Sie diese humane Entscheidung für ein Volk, welches genau wie wir auch Menschen mit Herz und Seele sind und genau so fühlen wie wir! Danke.
Ich wünsche den Verantwortlichen, allen Unterstützern und Helfern viel Erfolg bei der Umsetzung der Maßnahmen. Möge den Kubanern größeres Leid in diesem Zusammenhang erspart bleiben.
Ich bin immer wieder fasziniert wie Kuba mit Krisen umgeht und in dieser Situation noch Mediziner nach Italien entsendet! Dieses Land verdient unsere ganze Solidarität. Yo soy Fidel!
Lustig, dass die Kubaner gestern noch keine Ahnung davon hatten. Da haben wir zuletzt mit unserer Familie gesprochen. Wir warnen Sie bereits seit Tagen, doch meine Schwiegermutter will von dem nichts wissen.
dem Trump sollte man die eier abschneiden. Der Bastard (leider mit deutschen Wurzeln) quält ein weiteres Volk. Arm und hilflos ausgeliefert – er sollte sich schämen