Zur Verstärkung des ÖPNV sind am Donnerstag 84 fabrikneue Busse in der kubanischen Hauptstadt eingetroffen. Sie wurden als Teil eines Stadtentwicklungsprojekts mit der japanischen Entwicklungsagentur JICA von Japans Regierung gestiftet. Wie das Nachrichtenportal „Cubadebate“ berichtet, sollen die Busse im Nordosten der Stadt eingesetzt werden: 59 Fahrzeuge gehen an das Terminal von Guanabo, während die übrigen 25 im Terminal Bahía landen. Die Fahrzeuge des japanischen Herstellers Isuzu wurden in Kolumbien produziert und von dort aus am 9. Januar nach Kuba verschifft.
Wie Kubas Transportminister Eduardo Rodríguez Dávila auf der letzten Parlamentssitzung im Dezember feststellte, arbeitete das Transportwesen der Insel zuletzt auf ähnlich prekären Niveau wie in den schwierigsten Jahren der „Sonderperiode“ Anfang der 1990er Jahre. In Havanna sind gerade lediglich 432 von 882 Fahrzeugen einsatzbereit, rund 49 Prozent. In Santiago ist die Situation mit 24 von 111 funktionierenen Bussen (24,6 Prozent) noch deutlich angespannter. Grund hierfür ist die mehrjährige Wirtschaftskrise in Folge von Pandemie und verschärften US-Sanktionen. Dadurch sind die Deviseneinnahmen dramatisch eingebrochen, weshalb nicht nur die Budgets für den Neuererwerb von Bussen auf Null gesetzt wurden, sondern auch bei der Wartung massive Einsparungen vorgenommen worden sind. Ein Foto, das dieser Tage in den sozialen Medien zirkulierte, macht das Ausmaß des Mangels an Ersatzteilen deutlich: es zeigt einen fahrenden Bus, der mit nur einem statt zwei hinteren Doppelreifen bestückt ist. Seit Ende 2019 wurde für den ÖPNV nur noch das nötigste ausgegeben. Dies soll sich 2022 wieder ändern. Große Sprünge sind zwar nicht zu erwarten, doch wird deutlich, dass auf der Insel inzwischen eine wirtschaftliche Trendwende eingesetzt hat.
So sollen dieses Jahr neue Einnahmen für den Erwerb von dringend benötigten Teilen aufgetan werden. Die Prioritätenliste der Busgesellschaft nennt den Erwerb von neuen Reifen als erstes, gefolgt von Batterien, Motor- und Getriebeteilen. Darüber hinaus wird die Hauptstadt zum ersten Mal seit zwei Jahren wieder 90 neue Busse anschaffen, zusätzlich zu den 84 gespendeten Fahrzeugen. Das Programm zur Generalüberholung von über fünf Jahre alten Bussen wird beschleunigt. Auch die Wartung der Infrastruktur soll wieder zunehmen: „Nach und nach wird die neue Station in Regla in Betrieb gehen und die Versorgung in dieser Gemeinde verbessern. Darüber hinaus wurde mit der Reparatur sämtlicher Strecken begonnen, die an die Terminals Guanabo, Diezmero, Cotorro, Fortuna und Lisa angebunden sind“, teilte Havannas Metrobusgesellschaft mit. Wann und in welchem Umfang mit der Importspritze für Havanna auch wieder zusätzliche Busse in andere Provinzen gelangen, ist nicht bekannt.
Info: Neben den Bussen spielen die gelben Sammeltaxis (Gazellas) eine wichtige Rolle als Ergänzung des ÖPNV in Havanna. Diese haben am 6. Januar ihre Fahrpläne aktualisiert: Link zu den aktuellen Routen 2022.