Im Rahmen der Weltklimakonferenz COP27, die am 6. November im ägyptischen Sharm el Sheikh begonnen hat, fordert das sozialistische Kuba die Industrieländer dazu auf, den Globalen Süden bei der Bewältigung des Klimawandels stärker zu unterstützen. Die Verhandlungen müssten „zu substanziellen Entscheidungen führen, um die Klimakatastrophe zu verhindern, auf die wir zusteuern“, erklärte Außenminister Bruno Rodríguez.
„Die Länder des Nordens haben mit ihrer industriellen Entwicklung und ihren anhaltenden Treibhausgasemissionen den Planeten in große Gefahr gebracht. Im Süden haben wir ernsthafte Konsequenzen zu tragen“, äußerte Präsident Miguel Díaz-Canel anlässlich des Treffens auf Twitter. „Die COP27 muss die Bedrohung widerspiegeln, die der Klimawandel für die Menschheit darstellt“, so das kubanische Staatsoberhaupt.
Die Inselrepublik setzt sich auf der Konferenz für eine massive Verringerung der Emissionen ein. Das 1,5-Grad-Ziel müsse „in Übereinstimmung mit der notwendigen wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung unserer Länder“ erreicht werden, sagte Kubas Ministerin für Wissenschaft, Technologie und Umwelt, Elba Rosa Pérez Montoya. Sie rief die Industrieländer als Hauptverantwortliche für die Klimakrise dazu auf, ihren Verpflichtungen nachzukommen indem sie Entwicklungsländer mit finanziellen und technologischen Mitteln bei der Bewältigung unterstützen, so Montoya.
Die Veranstaltung finde inmitten einer globalen Krise statt, die diverse Aspekte wie Umwelt, Wirtschaft, Inflation, Energie, Gesundheit und Militär umfasst. „Diese Faktoren dürften sich auf die Ergebnisse auswirken“, sagte Montoya.
Kuba unterstützt die Forderung zahlreicher Entwicklungsländer nach einem finanziellen Kompensationsmechanismus. Dieser sei „kein Geschenk an die Länder des Südens, sondern eine aus historischer Verantwortung entstandene Verpflichtung der entwickelten Länder. Schluss mit dem Aufschieben von Verpflichtungen und dem Ausweichen vor der Verantwortung“, so Außenminister Rodríguez.
Das Land werde auf der Konferenz seine mittlerweile fünfjährigen Erfahrungen bei der Umsetzung des staatlichen Plans zur Bekämpfung der Klimawandels teilen. Kuba hatte 2017 unter dem Namen „Tarea Vida“ (Lebensaufgabe) eine bis ins Jahr 2100 reichende Strategie verabschiedet, die konkrete Maßnahmen wie die Bepflanzung der Küstenlinie mit Mangroven gegen steigende Meeresspiegel umfasst.
Wie Montoya erklärte, werde Kuba sich in Fragen des Klimawandels stets mit den Entwicklungsländern und Inselstaaten abstimmen, die von der Gruppe „G-77 und China“ bei den Vereinten Nationen repräsentiert werden. „Die Süd-Süd-Kooperation wird auch künftig ein Instrument der kubanischen Solidarität in diesen Prozessen sein“, so die Ministerin. (Amerika21)
Die schottische Forscherin Helen Yaffee von der University of Glasgow hat die kubanische Adaptionsstrategie „Tarea Vida“ und die Erfahrungen des Katastrophenschutzes im Umgang mit Hurrikans, Dürren und anderen Klimaereignissen im Rahmen einer Dokumentation vorgestellt: