20. April 2024

Kuba sucht neue Agrarinvestoren und will beliebte Biermarke wieder aufleben lassen

Wenn in Kuba Monate nach der jährlichen Handelsmesse das Thema ausländische Investitionen prominent in den Medien auftaucht, ist das Grund genug, hellhörig zu werden. Wenn dann auch noch der Ausschreibungskatalog unterm Jahr erweitert wird, erst recht. So geschehen vergangene Woche, als Vertreter des Landwirtschaftsministeriums 59 neue Projekte für ausländische Investoren ankündigten. Wirtschaftsminister Alejandro Gil rief die verantwortlichen Stellen dazu auf, „die Lebensmittelproduktion bei den ausländischen Investitionen zu priorisieren“.

Aquakultur auf Kuba (Quelle: Prensa Latina)

So werden unter anderem Partner für mehrere Agrargenossenschaften gesucht, die bei Produktion und Handel von Schweinefleisch, Hühnchen und Milchprodukten einsteigen möchten. Einige der Vorhaben sind mit Lokalentwicklungsprojekten verknüpft, mit denen geschlossene Produktionskreisläufe auf lokaler Ebene geschaffen werden sollen. 16 Projekte sind im Bereich der Viehzucht angesiedelt, 14 in der Agroforstwirtschaft. Sie reichen von der Kaffeeherstellung bis hin zum Export von hochpreisigen Meeresfrüchten wie Shrimps und Aal. Gil erklärte, dass Investoren nicht zuletzt für die Erschließung weiterer „nicht-traditioneller Exportprodukte“ gesucht würden, wozu beispielsweise Seegurken und Meeresschwämme zählen, die sich für Kuba zu einer neuen Devisenquelle auf dem asiatischen Markt entwickelt haben. Die staatliche Fischereiindustrie hat sich dieses Jahr vorgenommen, die Aquakultur weiter auszubauen und entsprechende Schulungen anzubieten.

Wie Vertreter des kubanischen Außenhandelsministeriums vergangenen November ankündigten, sind viele der neuen Ausschreibungen in Volumen und Umfang auf Mittelständler zugeschnitten.

Orlando Díaz, Direktor für internationale Beziehunge beim Ministerium für Lebensmittelindustrie (MINAL), hob auf der Pressekonferenz noch einmal die wesentlichen Neuerungen der jüngsten Ausschreibungsrunde hervor: So verfüge Kuba inzwischen über ein One-Stop-Shop-Verfahren für Investoren, in dessen Rahmen sämtliche Genehmigungen binnen 60 Tagen erteilt werden müssen, zudem seien die bürokratischen Anforderungen insgesamt reduziert worden.

Kuba liegt bei den Direktinvestitionen bisher weit unter den selbst gesteckten Zielen. Im Landwirtschaftsbereich, der lange Zeit für ausländische Investoren tabu war, konnten 2022 nur sieben neue Vorhaben genehmigt werden. Díaz sprach dennoch von einem „Fortschritt“, da einige der Projekte in strategischen Bereichen wie der Schweinefleischproduktion angesiedelt seien. Viele der Vorhaben sollen in den kommenden Monaten realisiert werden, darunter auch die Reaktivierung „Tínima“-Bierfabrik im zentralkubanischen Camagüey. Die Anlage wurde 1985 mit Hilfe der DDR errichtet und stellte das einzige genuine Flaschenbier auf Kuba her, das sich weit über die Grenzen von Camagüey hinaus großer Beliebtheit erfreute. Seit einer Havarie im vergangenen Sommer steht die Fabrik still. Nach der Wiedereröffnung sollen an dem Standort auch Erfrischungsgetränke und Malzbier abgefüllt werden.

Die Insel muss aktuell rund 80 Prozent des Kalorienbedarfs importieren. Berechnungen des Landwirtschaftsministeriums zu Folge, könnten davon rund zwei Drittel im Land hergestellt werden.

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2 Gedanken zu “Kuba sucht neue Agrarinvestoren und will beliebte Biermarke wieder aufleben lassen

  1. Dass eine industrielle Produktion nach einer „Havarie“ über ein halbes Jahr still steht, sagt eigentlich alles über das Rendite-Potenzial ausländischer Investitionen. Wer soll das sein, der sein Geld da freiwillig investiert?

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