16. Oktober 2024

Internetausbau kommt nur langsam voran

Kubas Telefonversorger ETECSA hat neue Zahlen zum Stand des Mobilfunk- und Internetzugangs in Kuba veröffentlicht. Seit dem Start des 4G-Netzes im Jahr 2019 hat der Ausbau der Mobilfunkinfrastruktur große Fortschritte gemacht. Mit den folgenden Preissenkungen ging jedoch auch die Geschwindigkeit der Infrastrukturerweiterungen merklich zurück.

So gibt es derzeit 7,9 Millionen Handynutzer auf der Insel, damit verfügen im Schnitt 78 Prozent der Kubaner über eine Mobilfunknummer. Zwischen Januar und April dieses Jahres kamen 158.988 neue Nummern hinzu. Zum Vergleich: 2018 wurden lediglich 5,8 Millionen Handynutzer gezählt, was rund 52 Prozent der Bevölkerung entsprach.

87 Prozent der Bevölkerung leben in Gebieten, die mindestens über 3G-Netz verfügen. Die Abdeckung mit dem schnellen 4G-Netz beträgt aktuell 50,04 Prozent und hat sich damit in den vergangenen Jahren nur wenig erhöht. Während die Versorgung mittlerweile alle großen und mittleren Städte vollständig umfasst, gibt es im ländlichen Raum noch vielerorts Lücken beim mobilen Internet. Dennoch steht Kuba beim Mobilnetz sowohl in puncto Abdeckung als auch Geschwindigkeit sehr viel besser dar als noch vor wenigen Jahren und muss sich nicht mehr vor anderen Ländern in der Region verstecken.

Die größten Defizite gibt es beim Ausbau von DSL-Hausanschlüssen. 14,3 Prozent der Bevölkerung verfügen über einen Festnetzanschluss. Zumeist über alte Kupferkabel, was den Ausbau von schnellem Internet „en casa“ technisch aufwendig und kostspielig macht. Zwar sind landesweit 84 Prozent der kleinsten Stadtteileinheiten (consejos populares) an das schnelle Internet angebunden, das Problem ist jedoch die berüchtigte „letzte Meile“: Aktuell verfügen nur 7,23 Prozent der Haushalte, rund 282.000 Wohneinheiten, über einen aktiven DSL-Anschluss. Deren Geschwindigkeit ist zudem bei 4096 MBit/s gedeckelt, in vielen Fällen liegt die verfügbare Bandbreite darunter. Damit hat sich seit 2019 die Zahl der DSL-Anschlüsse in Kuba zwar immer noch mehr als verdoppelt, allerdings von einem niedrigen Niveau ausgehend.

Der Ausbau kommt deutlich langsamer als geplant voran. Ein Hindernis sind die inzwischen relativ günstigen Tarife, mit denen sich keine ausreichenden Mittel für die nötigen Investitionen erwirtschaften lassen. Vor wenigen Jahren wurden Internet und Mobilfunk auf Kuba noch in konvertiblen Pesos (CUC) abgerechnet, seit der Währungsreform 2021 sind beide Dienste in nationaler Währung, was von den Kunden stark begrüßt wurde. 16 Gigabyte Mobildaten kosten heute 950 Pesos, was gemäß dem offiziellen Wechselkurs acht, zum informellen Wechselkurs rund 2,60 Euro entspricht. Zum Vergleich: Zu Beginn des 3G-Angebots 2018 waren vier Gigabyte mit 30 CUC bepreist, was damals rund 30 Euro entsprochen hat.

Da aufgrund der aktuell extrem angespannten Devisensituation keine Quersubventionen für ETECSA zu erwarten sind, dürfte der Glasfaserausbau in Kuba auf absehbare Zeit weiter langsam voranschreiten. Eine mögliche Lösung für Haushalte, die bereits vor einigen Jahren diskutiert worden ist, stellen 4G-Router dar, mit denen das Mobilfunksignal für ein häusliches WLAN genutzt werden kann. Bisher gibt es jedoch noch kein entsprechendes Angebot von ETECSA. Als praktisches Palliativ können seit 2019 die verbreiteten öffentlichen WiFi-Parks mit vorheriger Anmeldung legal angezapft werden, um deren Signal zu verstärken.

Eine gute Neuigkeit mit Blick auf die Zukunft des Internetausbaus gibt es: Das neue Unterseekabel „Arimao“, welches Kuba mit Martinique verbindet und im April 2023 erstmals den Testbetrieb aufgenommen hat, ist mittlerweile erfolgreich im Einsatz. Damit verfügt das Glasfasernetz in Kuba heute über ein deutlich breiteres Rückgrat, was Voraussetzung für alle weiteren Ausbauschritte ist.

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