Ab dem 30. November wird die Verbreitung des analogen Fernsehsignals auf Kuba zugunsten des digitalen DTMB-Standards schrittweise eingestellt. Den Anfang machen die westlichen Provinzen Pinar del Río, Artemisa, Mayabeque, Havanna, Matanzas sowie die Insel der Jugend, wo ab dem Stichtag zunächst der Bildungskanal („Canal Educativo“) und Telesur nur noch über DTMB ausgestrahlt werden.
Die Umstellung ist Teil des 2014 begonnen Prozesses zur Digitalisierung des kubanischen Fernsehens. Damit wird die Übertragung in HD-Qualität sowie von interaktiven Inhalten möglich, zudem sollen die neuen Sendemasten weniger Strom verbrauchen. Ein wichtiges Ziel ist die Freigabe des 700-900 Mhz-Frequenzbandes für die Nutzung durch den Mobilfunk. Bisher wird das schnelle 4G-Netz auf Kuba nur auf 1800 Mhz ausgestrahlt, was die Anzahl der erforderlichen Sendemasten gegenüber den niederen Frequenzen erhöht und einige Handymodelle ausschließt. Mit dem Ende des Analogfernsehens sollen vor allem in entlegenen Gebieten mehr Menschen vom schnellen Mobilnetz profitieren.
Als neuer TV-Übertragungsstandard hat sich das chinesische DTMB („Digital Terrestrial Multimedia Broadcast“) durchgesetzt, womit Kuba derzeit das einzige Land außerhalb der Volksrepublik ist, das diese Technik nutzt. DTMB wurde 2006 veröffentlicht und gilt aufgrund seines späteren Erscheinens als technisch ausgefeilter als die europäischen und amerikanischen Digitalfernsehnormen, die bereits Ende der 1990er entwickelt wurden. So soll das Signal robuster übertragen werden und verfügt über eine größere Bandbreite von bis zu 32 Mbit/s. Die Lizenzgebühren für die Nutzung wurden Kuba erlassen, zudem schenkte China der Insel ein Technologiepaket zum Aufbau der ersten Kapazitäten.
Inzwischen unterhält Kuba parallel zum analogen Sendebetrieb 147 digitale DTMB-Masten, die 76,2 Prozent der Bevölkerung erreichen. Die 52 HD-Sendemasten decken zur Zeit 45,7 Prozent der Einwohner ab. Die Umstellung wird in mehreren Phasen erfolgen und soll in den eingangs erwähnten Provinzen bis zum 15. Dezember abgeschlossen sein. Ursprünglich war die Abschaltung der ersten Analogsender bereits für 2016 geplant. Aufgrund der angespannten wirtschaftlichen Situation habe sich der Zeitplan jedoch verzögert, wie das Nachrichtenportal „Cubadebate“ berichtet. Nach der aktualisierten Roadmap wird die Analogabschaltung 2022 in Zentralkuba weitergehen und 2023 den Osten der Insel erreichen. Bis 2024 soll der Prozess für sämtliche Sender und Regionen abgeschlossen sein.
Laut dem letzten Zensus von 2012 verfügen 97 Prozent der 3,9 Millionen kubanischen Haushalte über ein Fernsehgerät. Seit dem Start des Digitalfernsehens wurden 2,7 Millionen neue Empfangsboxen vertrieben. HD-Receiver kosten 1250 Pesos (ca. 44€), die einfachere SD-Variante ist etwas preiswerter. Sozial schwache Haushalte sollen vergünstigten Zugang zu den Geräten erhalten, damit auch nach der Analogabschaltung niemand vor einem rauschendem Bildschirm zurückbleibt. Als weitere Maßnahme werden die noch weiter laufenden Analogsender Cubavisión, Telerebelde und Multivisión Teile des Programms aus dem Bildungskanal ausstrahlen. Derzeit läuft der Schulunterricht auf Kuba noch pandemiebedingt über sogenannte „Teleclases“, bis November wird der Präsenzunterricht schrittweise wieder aufgenommen. Wann die übrigen Analogsender abgeschaltet werden, ist noch nicht bekannt.