17. April 2024

Ein kurzer 1. Mai in Kuba

Der Tag der Arbeit stand dieses Jahr in Kuba unter keinem guten Stern: Zuerst wurde der traditionelle Demonstrationszug auf Havannas Revolutionsplatz aufgrund der Treibstoffkrise in eine kleinere Standkundgebung entlang der Uferpromenade Malecón zusammengestutzt. Dann folgte die komplette Verschiebung des Events aufgrund vorhergesagter „unbeständiger Witterungsverhältnisse“ (die allerdings keinem Wetterbericht zu entnehmen waren) auf den 5. Mai. Immerhin: der 5. Mai war auch der 205. Geburtstag von Karl Marx, der bei dieser Gelegenheit gleich mitgefeiert wurde. Der unverhoffte zweite arbeitsfreie Tag der Woche inmitten der Transportkrise dürfte für viele indes schon allein Grund zur Freude gewesen sein.

Und so versammelten sich am gestrigen Freitag mehrere tausend Anwohner aus den angrenzenden Stadtteilen Habana Vieja, Centro, Playa, Plaza und Cerro pünktlich um sieben Uhr Morgens zu Musik und Festreden auf dem Malecón. Als erstes hielt die junge Biotech-Forscherin Karen Urrutia Pérez vom Zentrum für Gentechnik und Biotechnologie (CIGB), das sich für die Entwicklung des Corona-Impfstoffs „Abdala“ verantwortlich zeichnet, eine Rede. Es folgte der Generalsekretär des Gewerkschaftsdachverbands (CTC), Ulises Guilarte de Nacimiento und Musik. Nach dem Absingen der Internationalen war das Event unter Beisein von Präsident Miguel Díaz-Canel und Raúl Castro bereits nach gut einer Stunde beendet. Teilnehmerzahlen wurden nicht veröffentlicht, doch war die Menge nicht mit den hunderttausenden Personen vergleichbar, die sonst am Ersten Mai in Havanna auftreten. In den übrigen Stadtteilen Havannas fanden zeitgleich lokale Veranstaltungen statt.

Andernorts auf der Insel bleib alles mehr oder weniger beim alten: In Holguín, Santiago, Villa Clara, Camagüey und anderen Provinzhauptstädten fand ein bunter Demonstrationszug zum jeweiligen Hauptplatz statt. In Holguín wurden 200.000 Teilnehmer gemeldet, in Ciego de Ávila 90.000, in Guantánamo 130.000, davon 80.000 in der Provinzhauptstadt. Damit liegen die Teilnehmerzahlen dort in etwa auf dem Niveau früherer Jahre.

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