4. Dezember 2024

Kuba lockt chinesische Urlauber mit visafreier Einreise

Ab diesem Monat können chinesische Touristen erstmals visafrei nach Kuba einreisen. Gleichzeitig werden direkte Flugverbindungen zwischen Havanna und Peking wieder aufgenommen. Die Insel verspricht sich mit der Maßnahme einen Schub für den Tourismus, der sich bisher nur langsam von den Folgen der Covid-19-Pandemie erholt – aber auch der wachsende Handel zwischen beiden Ländern dürfte profitieren.

Kubas Tourismusminister Juan Carlos García kündigte den überraschenden Schritt dieses Wochenende im Rahmen der Internationalen Tourismusmesse (FITCuba) an, die in einem Resort auf der Insel Cayo Coco stattfand. Wie García erklärte, soll die Volksrepublik kommendes Jahr Ehrengast auf der Messe werden. China ist jetzt eines der wenigen Herkunftsländer, für dessen Bürger die Pflicht zum Erwerb einer Touristenkarte für Aufenthalte von bis zu 90 Tagen entfällt. Für Länder mit Visumspflicht (wozu die meisten europäischen Staaten inklusive Deutschland gehören) soll die bisher in Papierform erhältliche Touristenkarte („Tarjeta del Turista“) bis Ende Juni von einem elektronischen Visum abgelöst werden.

Zeitgleich mit dem Wegfall des Visums soll es ab dem kommenden 17. Mai durch „Air China“ wieder zweimal wöchentlich eine direkte Flugverbindung zwischen Havanna und Peking geben. Wie ein Sprecher der Fluggesellschaft gegenüber „Cubadebate“ erklärte, werde der Hin- und Rückflug mit 1350 US-Dollar bepreist sein.

Bislang spielt chinesischer Tourismus auf Kuba kaum eine Rolle. 2019, im letzten Jahr vor der Pandemie, waren unter den 4,26 Millionen ausländischen Gästen auf Kuba lediglich 44.873 chinesische Touristen – ein Anteil von gut einem Prozent. In den Jahren danach war der Anteil der Chinesen am Gesamtreiseaufkommen ähnlich gering.

Dies könnte sich jedoch zu ändern beginnen. Im März 2023 unterzeichneten die kubanische Havanatur S.A. und Vertreter des chinesischen Reiseveranstalters Tumei International Travel eine Absichtserklärung, um die Ankunft chinesischer Touristen auf Kuba zu fördern. Angesichts des Rückgangs traditioneller Emissionsländer in Europa will Kuba den Tourismus über befreundete Länder ankurbeln, was zuvor im Falle Russlands gelang.

Wie die chinesische „Global Times“ berichtet, stößt der Schritt bereits auf Resonanz: Nach der Ankündigung am Samstag seien Suchanfragen nach entsprechenden Tourismusprodukten auf chinesischen Reiseplattformen um 40 Prozent gestiegen. Insbesondere Nutzer aus Peking und Shanghai sowie Bewohner der Provinzen Guangdong, Zhejiang, Jiangsu and Fujian zeigten verstärkt Interesse an Informationen über Kuba. Die Ankündigung am Ende der „Goldenen Woche“ (den fünftägigen Feiertagen nach dem Tag der Arbeit) kam indes zu einem denkbar günstigen Zeitpunkt. Dann setzen sich nämlich viele Chinesen wieder mit ihren Reiseplänen auseinander. Diesen Mai lagen die Buchungen für internationale Flüge 20 Prozent über dem Niveau von 2019. Die Tourismusanalysten von ForwardKeys bemerkten in einer Studie, dass Visaerleichterungen eine Rolle bei der Wahl des Urlaubslandes spielen. Darüber hinaus kommen auch Faktoren wie Sicherheit und gute Flugverbindungen zum Tragen. Letztere bleiben aufgrund der Distanz trotz besserer Anbindung eine Hürde.

Neben dem Tourismus kommt die bessere Verbindung jedoch nicht zuletzt auch dem Handel entgegen. „Kuba ist aufgrund seiner Größe und seines Status als Inselentwicklungsland mit größeren Vulnerabilitäten konfrontiert. Die Verbesserung der Konnektivität und die stärkere Integration in globale Wertschöpfungsketten sind für seine Entwicklung besonders wichtig“, führte Song Wei von der Schule für Internationale Beziehungen und Diplomatie an der Pekinger Universität für Auslandsstudien gegenüber der „Global Times“ aus. Die Wiederaufnahme der Flugroute werde dabei helfen „die Handelsbeziehungen zu verbessern und zur Konsolidierung der Entwicklungsbasis des Landes beitragen“. Sie trage auch dazu bei „die Auswirkungen des jahrzehntelangen US-Embargos abzumildern und die wirtschaftlichen Beziehungen des Landes mit dem Rest der Welt zu verbessern“.

China ist mit einem bilateralen Handelsvolumen von 862 Millionen US-Dollar (2023) der größte Handelspartner Kubas. In den vergangenen Monaten haben Unternehmen aus der Volksrepublik zusammen mit kubanischen Import- und Handelskonzernen mehrere neue Onlineshops eröffnet und sind damit auch zu einem wichtigen Zulieferer für den wachsenden Privatsektor auf der Insel geworden. Diplomaten beider Länder, sowie Inhaber von Dienst- und Amtspässen, sind bereits seit Januar 2021 im Rahmen eines bilateralen Abkommens von der Visumspflicht befreit.

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