26. April 2024

Kuba und China eröffnen erste gemeinsame Onlineshops

Auf Kuba wird schon länger an der Öffnung des Groß- und Einzelhandels gearbeitet, um die prekäre Versorgungslage von Konsumenten und Industrie zu verbessern. Einen wichtiger Partner hierfür sieht die Insel in der Volksrepublik China (Cuba heute berichtete). Jetzt ist Bewegung in die Sache gekommen. Wie kubanische Medien berichten, haben vergangene Woche zwei neue Onlineshops eröffnet, von denen sich einer zu nichts weniger als einer Art „kubanischem Amazon“ für Gewerbekunden entwickeln soll.

Dofimall heißt das neue Flagschiff des kubanischen Onlinehandels, das von der kubanisch-chinesischen Industrieplattform Picla in Zusammenarbeit mit der staatlichen Softwarefirma Desoft entwickelt wurde. Das Unternehmen hat sich zum Ziel gesetzt „die größte digitale Lieferkette der Insel“ zu werden und bringt sich damit in Konkurrenz zu etablierten Onlineshops wie Supermarket23 und Katapulk. Letzterer wird seit 2021 vom US-kubanischen Unternehmer Hugo Cancio betrieben, der inzwischen seine eigene Lebensmittelmarke in Kuba verkaufen darf. Zum Start hat Dofimall bereits einiges im Sortiment: Kinderspielzeug, Lebensmittel, Textilien, Haushaltsgeräte bis hin zu Traktoren, Mähdreschern, Kühl-LKW und Industrieausrüstung – das Angebot ist mit dem von Katapulk vergleichbar, nur, dass statt US-amerikanischer vor allem chinesische Marken im Sortiment sind. Der günstigste chinesische PKW (Modell: JACS2 SUV) ist bei Dofimall für 17.500 US-Dollar gelistet, der aktuell günstigste Wagen bei Katapulk (Kia Picanto Morning) wird dort mit 21.750 US-Dollar aufgeführt. Im Unterschied zu Katapulk richtet sich Dofimall jedoch primär an gewerbliche Kunden wie KMU und Staatsunternehmen, die Bezahlung erfolgt wie in allen kubanischen Onlineshops über internationale Kreditkarten.

Filiale von GD Mart in der Calle Infanta in Centro Habana, zwischen San Rafael und San José (Quelle: Cubadebate)

Technologiedirekter und Hauptentwickler Dai Xiaodan hob gegenüber der Parteizeitung „Granma“ die Bedeutung des geschlossenen Kreislaufs von Dofimall hervor, „der von der Logistik über die kubanischen elektronischen Zahlungsplattformen bis hin zur Zollabfertigung reicht“. Damit soll „eine Kostensenkung der Produkte und eine drastische Reduzierung der Lieferzeiten“ erreicht werden. Laut eigenen Angaben hat Dofimall rund 80 Prozent der täglich auf Kuba gehandelten Produkte im Angebot, „davon mehr als 1000 Produkte von starker Nachfrage, die von Unternehmen in Kuba häufig gekauft werden“, erklärt der Anbieter auf seiner Website. Um die Nachfrage rasch bedienen zu können, betreibt Dofimall mehrere Lagerhäuser auf der Insel und arbeitet mit 100 Lieferanten zusammen.

Mit GD Mart hat in Kooperation mit der staatlichen Handelskette Tiendas Caribe zuletzt ein weiterer kubanisch-chinesischer Onlineshop eröffnet. Als chinesischer Partner ist die Guangdong Stationery & Sporting Goods Imp & Exp Corp an Bord. GD Mart vertreibt ein kleineres Sortiment, das vor allem aus Haushaltsgeräten wie Klimaanlagen, Waschmaschinen, Fernsehern und kleineren Transportmitteln wie Elektrorollern nud E-Rikschas besteht. Die Abholung der Waren erfolgt in Havannas zentraler Straße Infanta, wo GD Mart eine kleine Filiale mit Schaufenster betreibt. Neben Produkten der chinesischen Haushaltswarenmarke Konka sollen künftig auch Samsung und LG „zu konkurrenzfähigen Preisen“ den Weg ins Sortiment finden.

Einen Überblick über den wachsenden kubanischen Onlinehandel findet ihr im unteren Teil des Artikels „Geld nach Kuba senden – aber wie?“, der zum Jahresende zusammen mit den übrigen Servicebeiträgen ein großes Update spendiert bekommen hat.

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6 Gedanken zu “Kuba und China eröffnen erste gemeinsame Onlineshops

  1. Na geht doch!
    Wenn man privatwirtschaftliche Unternehmen machen lässt, dann kommt auch etwas dabei heraus.
    Das ewige Mantra von „El Bloqueo ist schuld…“ na klar… ich kann es nicht mehr hören.

    1. ja, warst schon lange nicht mehr da, gell. Aber Hauptsache das Fehlen der Ausbeutung anmahnen. Wie gut die kapitalistischen Reformen sind, wie prima sich die neuen Markteilnehmer zum Wohle der Kubaner verhalten, kann man halt nur vor Ort studieren. Und wenn du vor Ort wärest, würde dich vielleicht auch das eine oder andere Detail an der Blockade nerven.
      Aber was sag ich dir das…?!

      1. „Naseweis“ wäre doch zur Abwechslung mal ein passender Name!

        Wenn Ideologie Hirn frisst, kommt meist nichts Sinnvolles rum. Der Gegenentwurf ist doch längst gescheitert, und zwar überall auf der Welt und in Cuba ganz besonders langsam siechend! In Cuba werden an kaum einer Stelle Überschüsse erzielt, die andere Bereiche stützen könnten oder zumindest soziale Leistungen finanzieren könnten. Rund 18% Defizit werden für den Staatshaushalt 2024 prophezeit.

        Dafür zu sorgen, dass es wenig gibt und sich dann dafür auch noch auf die Schultern zu klopfen, dass man das Wenige, das es gibt, vermeintlich „gerecht verteilt“, das ist keine Leistung. Was soll das für ein Fortschritt sein? Rund 60 Jahre Kriegswirtschaft, während man anderen ewig auf der Tasche lag und weiterhin liegt. Ohne Überweisungen der „Gusanos“ wäre das Thema längst erledigt.

        Der Staat schafft es nicht einmal, die MLC-Läden sinnvoll mit Ware zu bestücken, obwohl deren Finanzierung theoretisch mit bereits vereinnahmten Devisen (bei MLC-Guthaben) oder noch zu vereinnahmenden Devisen (bei Kreditkarte) gedeckt wäre.

        Und auch hier an dieser Stelle nur für dich:
        Es gibt keine „Blockade“, sondern Sanktionen.

        „Blockade“ ist Rhetorik und Theater. Klar nerven die Sanktionen, aber bisher haben fast alle Staaten, die sanktioniert werden, sich ein umfangreiches System geschaffen, um mit anderen „Partners in Crime“ oder freien Wirtschaftsakteuren an den Sanktionen vorbei zu wirtschaften und vor allem auch eine Binnenwirtschaft zu betreiben, die es nicht notwendig macht, 80% Lebensmittel aus dem Ausland zu importieren, ganz nebenbei auch aus dem Staat, der Sanktionen aufgelegt hat.

        PS: Ein paar Monate ist es schon her, dass ich auf Cuba war, aber ich bin nach wie vor bestens connected und im Bilde.
        Aber das spielt am Ende überhaupt keine Rolle und noch viel weniger, ob mir das jemand samt und sonders aberkennen möchte, nur weil er gerade keine konkrete Argumentation auf Lager hat.

        Ich ermögliche dieses Jahr 3 Familien ein Weihnachtsfest, indem ich die Möglichkeiten eines populären Online-Shops genutzt habe.

        Ich wüsste übrigens nicht, wo ich „das Fehlen von Ausbeutung“ angemahnt hätte.

        Falls du in ferner Zukunft mal zu konkreter Argumentation bereit sein solltest, melde dich doch einfach wieder. 😉

      2. Ja, das ist auch sehr richtig, die Schere zwischen Arm und Reich geht aktuell massiv auseinander und die kubanische Gesellschaft verändert sich stark. Die Hoffnung liegt, wie auch damals in China und Vietnam, darin, das die Einkommen der Armen zufriedenstellend wächst und somit das schnellere Wachstum der Einkommen der neuen Reichen weniger stark ins Gewicht fällt. 2023 war wieder ein bitteres Jahr, leider, aber 2024 gibt Hoffnung, der Point of No Return, den man ja viel zu lange verschoben hat, ist nun da.

    2. Naja, die Blockade hat schon ein wesentlichen Anteil. Aber es ist auch richtig, dass das natürlich nicht die internen Probleme entschuldigt. Ich bin jedenfalls auf die kommenden Jahre gespannt, ich hoffe ein leistungsfähiger Privatsektor entwickelt sind, und dass auch der Staatssektor neue Dynamik erhält. Jedenfalls macht Kuba nun Ernst mit Sozialistischer Marktwirtschaft und das lässt hoffen….auch wenn aktuell die Wirtschaft leider komplett danieder liegt.

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