3. Dezember 2024

Euro und US-Dollar im freien Fall

Nachdem der Euro auf Kubas informellem Devisenmarkt vor wenigen Wochen die 400-Peso-Marke durchbrochen hat (der US-Dollar erreichte sein Allzeithoch bei 395 Pesos), sind die Kurse beider Devisen inzwischen im freien Fall nach unten. Der Euro notiert aktuell auf dem Referenzportal „ElToque“ bei 355 Pesos, während der US-Dollar bei 340 Pesos liegt – so viel, wie zuletzt Anfang April. Was sind die Ursachen?

Entwicklung des informellen Wechselkurses in Kuba, November 2023 bis 27. Mai 2024 (Quelle: ElToque)

Seitdem der informelle Markt für Devisen auf Kuba existiert, gab es immer wieder Auf- und Abwärtstrends. Zwar verlor der Peso gegenüber 2021 langfristig stark an Wert, die Entwicklung war jedoch alles andere als linear. Grund dafür ist die sich stetig ändernde Angebots- und Nachfragesituation. Der ehemalige Zentralbankökonom Pavel Vidal spricht in einer aktuellen Analyse von einer „natürlichen Korrektur“ in Folge einer längeren Hochphase. „Es hat sich ein neues Gleichgewicht im Konsens und in der Haltung der Marktteilnehmer herausgebildet. Immer mehr Menschen sind der Ansicht gewesen, dass der Währungspreis zu hoch war, und haben sich entschieden, im Vorfeld eines möglichen Rückgangs zu verkaufen“, erklärt Vidal. Dafür spricht, dass sich das Angebot an Devisen in der zweiten Maihälfte signifikant vergrößert hat. Ein weiterer Faktor in diesem Zusammenhang könnte laut Vidal die Wiederaufnahme von Geldsendungen über den US-Anbieter Western Union am 9. Mai sein.

Für die kubanische Bevölkerung bedeutet der Wertverfall der Devisen gerade einen kleinen Rückgewinn ihrer Kaufkraft. Wie der ehemalige BBC-Korrespondent Fernando Ravsberg berichtet, sind einige Referenzhandelspreise im Privatsektor, wie z.B. für Eier und Hühnchen, wieder gesunken.

Während der informelle Währungsmarkt abkühlt, ist ein anderer Indikator indes auf besorgniserregende Höhen gestiegen: Das tägliche Stromdefizit liegt nach Angaben des nationalen Versorgers Unión Electrica (UNE) zuletzt erneut bei 1040 Megawatt und damit mehrere Tage in Folge im vierstelligen Bereich. Ab hohen dreistelligen Erzeugungsdefiziten gehen mehrstündige tägliche Stromabschaltungen in allen Provinzen inklusive Stillstand der wichtigsten Industrien einher. Das wiederum beeinflusst mittelfristig auch das Angebot an Waren und Dienstleistungen und damit die Kaufkraft des Pesos. Das Auf- und Ab dürfte fürs erste weitergehen, noch ist für Kubas Wirtschaft keine „Insel der Stabilität“ in Sicht.

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